Ulm streitet über eine Umbenennung der Mohrengasse
Plus Es gibt Lob, aber auch harsche Kritik am Vorschlag von SPD-Politiker Martin Rivoir, über einen neuen Namen für die Mohrengasse in Ulm zu diskutieren. Der Ideengeber fühlt sich bestätigt.
Die Ulmer Mohrengasse, vermutet der SPD-Stadtrat und -Landtagsabgeordnete Martin Rivoir, könnte nach Manga Bell benannt sein. Der König des Duala-Volks wurde 1873 in Kamerun geboren, war als Pflegekind in Aalen und ging in Ulm auf das Gymnasium. 1914 wurde er in Kamerun hingerichtet, nachdem er sich gegen die deutschen Kolonialherren eingesetzt hatte. Rivoirs Fraktionskollegin Dagmar Engels lobt den Vorschlag als „grundsätzlich gut“ und schlägt eine Prüfung im Arbeitskreis Straßennamen vor, der den neuen Namen Eselsbergsteige für die Heilmeyersteige erarbeitet hat. Doch es gibt auch harsche Kritik.
Lob und Kritik für die Idee, einen neuen Namen für die Mohrengasse in Ulm zu suchen
Stadtrat Hans-Walter Roth schreibt in einem Brief an Oberbürgermeister Gunter Czisch, empfiehlt der SPD-Fraktion, diesen Antrag schleunigst zurückzunehmen: „Sie ignoriert dabei, dass sich die Spuren der Kolonialgeschichte nicht durch simple Umbenennungen von Straßennamen löschen lassen. Und was bei der Mohrengasse rassistisch sein soll, ist selbst bei genauem Hinsehen nicht überzeugend.“ Der Begriff „Mohr“ sei nicht mit dem englischen Schimpfwort „Nigger“ gleichzusetzen, wie sich auch in den Nachschlagewerken des Ulmer Hauses der Stadtgeschichte nachlesen lasse. Das Wort entstamme dem lateinischen Begriff „Maurus“ und bedeute ganz einfach der „Morgenländer“. In der deutschen Verballhornung „Mohr“ stecke erst nichts Rassistisches. Darüber hinaus gehöre die Mohrengasse zu Ulm genauso wie das Café Mohrenköpfle, die Mohrenapotheke und der Sarottimohr am Münsterplatz. Ulm sei ein Vorbild für eine gelungene Integration, das solle nicht durch populistischen Übereifer aufs Spiel gesetzt werden.
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