Von Manfred Deger
Roggenburg Zwei wichtige Ereignisse haben die katholische Kirche nicht nur stark geprägt, sondern auch nachhaltig verändert: Das II. Vatikanische Konzil und die 68er-Bewegung. Zwei Geistliche, die diese Stationen miterlebt haben, sind Pater Rainer Rommens (Jahrgang 1944), der Prior des Prämonstratenser Klosters Roggenburg, und Pater Gilbert Kraus (Jahrgang 1950), der Provisor des Klosters. Sie sind sich sicher: Diese Ereignisse legten den Grundstein für mehr Offenheit und Freiheit in der katholischen Kirche. Die beiden Patres haben die "68er Jahre" als Internatsschüler und Studenten erlebt. Die beiden sind überzeugt, dass die Jugendbewegung, die damals die Welt wie eine Welle umspülte, in vieler Hinsicht gesellschaftlich prägend war - Auch für den Glauben und die Religion. Mit der 68er-Jugend schwammen auch die Schüler und Studenten der kirchlichen Internate und Theologischen Fakultäten auf der Erneuerungswelle des II. Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1965 stattfand, dem wohl wichtigsten Kirchenereignis des 20. Jahrhunderts, das alte Zöpfe abschnitt und die Kirchenfenster weit zur Welt hinaus öffnete. Das Konzil stellte einen Aufbruch in der Kirche dar, sagen die beiden Patres heute. Sie haben es als Befreiung erlebt. "Kirche und Glaube muss Freude machen", dieser Grundsatz galt nicht nur zur Zeit des Konzils, diese Überzeugung haben die beiden Patres noch heute.
Auch die Jugendbewegung hat die Einstellung zu Glaube und Religion stark geprägt. "Wir gehörten keiner Organisation oder Splittergruppe an, verfolgten aber die Ereignisse in den Medien mit engagierter Sympathie", erinnern sich die zwei Patres. Pater Gilbert lebte als 18-jähriger Abiturient in einem Internat der Salesianer in der Oberpfalz. Auch dort keimte unter den kirchlichen Jung-68er Widerstand auf. Mit Erfolg. Das Internatsleben wurde für die Schüler offener und freier. Pater Rainer erlebte an den katholischen Universitäten Innsbruck und Leuven (Belgien) den Protest hautnah mit.
"Auch wenn viele es nicht wahr haben wollen, die 68er Jahre veränderten in der Folge des II. Vatikanischen Konzils Kirche und Welt nachhaltig", sind Pater Rainer und Pater Gilbert überzeugt. Sie begründen ihre Überzeugung unter anderem damit, dass die 68er Generation den Respekt vor alten Autoritäten durch neue Freiheiten ersetzte. Die 68er Bewegung war ihrer Meinung nach innovativ, kritisch, aufgeschlossen für neue Ideen und offen für eine Zusammenarbeit mit allen guten Kräften. Ihre Experimentierfreude führte zum spielerisch-arglosen Menschenbild des Homo ludens und mündete in der leichten und heiteren Hippie- und Blumenkinderzeit. Das Umweltbewusstsein zur Bewahrung der Schöpfung wurde durch sie geweckt. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau war ebenso wichtig wie eine sozial gerechte Verteilung der Güter. Auch Frauen erfahren heute eine größere Bedeutung im religiösen Leben und haben auch eine wichtige Funktion in der Kirche. "Frauen sind gleichwertige Schwestern in der Gesellschaft und in der Kirche", sind die Patres überzeugt.
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