
Tiger und Löwen vor dem Absprung?


Ab 19. Dezember wird die Au zur Manege. Für Diskussionen werden die dressierten Wildtiere sorgen. Die Stadt plant bereits ein Verbot für Raubkatzen und Co.
Zum 8. Mal gastiert der Weihnachtszirkus Ende Dezember in Ulm. Aus Sicht von Programmdirektor Matthias Bergstaedt eine Erfolgsgeschichte, die sich weltweit in Artistenkreisen rumgesprochen hat. „Wir spielen in der Zirkus-Champions-League“, sagt der Conférencier. Etwa 20000 Besucher will er zusammen mit Direktor Domenicus Böhm alias Veno Mendes bis zur letzten Vorstellung am 6. Januar in die Friedrichsau locken.
Mit dabei sind zahlreiche Artisten, die auf Festivals wie in Monte Carlo Preise gewonnen haben oder durch das Fernsehen bekannt wurden: So etwa das Duo La Vision, das es in der RTL-Show „Das Supertalent“ bis in die Finalshows schaffte. Mit von der Partie sind auch Wildtier-Nummern: Vier Löwen, zwei Tiger und mehrere Bisons. Warum Wildtiere? Für das Zirkus-Urgestein Matthias Bergstaedt keine Frage: „Weil es zum Zirkus gehört und das Publikum es fordert.“ Anfeindungen, Proteste und Demonstrationen gegen Wildtierhaltung nimmt er gelassen. „Das ist eine Minderheit.“ Zirkus-Wildtier-Gegner, wie die Ulmer Aktionsgruppe Biber sehen das anders und verweisen auf eine repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, die die Wildtiergegner in der Mehrheit sieht.
Kritiker von Tieren im Zirkus sind lautstark und aktiv. Etwa die Hälfte der 200 in Ulm aufgehängten Weihnachtszirkus-Werbeplakate seien von Gegnern der Wildtierpräsentation beschädigt worden. Bereits jetzt meldete die Aktionsgruppe „Manege tierfrei in Ulm“ nach eigenen Angaben vier Demo-Termine bei der Stadtverwaltung an.
Bergstaedt und Mendes können da nur den Kopf schütteln. Den Tieren in ihrem Zirkus gehe es gut. Die Vorschriften der Behörden würden mehr als erfüllt.
Nach derzeitigem Stand der Dinge wird der Ulmer Weihnachtszirkus auch in seiner bereits geplanten übernächsten Ausgabe Ende 2016 Wildtiere im Programm haben. Danach wohl eher nicht: Wie Jürgen Eilts sagt – als Geschäftsführer der Ulmer Messe für die Vermietung des Volksfestplatzes zuständig – sei er vom Aufsichtsrat der Ulmer Messe beauftragt worden, eine Änderung der Tier-Regelung zu erarbeiten, die wohl in einem Wildtierverbot münden wird. Angedacht sei eine Art Verbots-Liste bestimmter Arten, die künftig nicht mehr in Ulm auftreten dürfen.
Das sei einfacher gesagt als getan. „Die Regelung muss wasserdicht sein“, sagt Eilts. Derzeit würde er analysieren, wie es andere Städte handhaben. Eine erste Erkenntnis lässt erahnen, wie schwierig das ist: Viele Kommunen versuchten Wildtiere zu verbannen, in dem sie Zirkusunternehmen keine Standortgenehmigung erteilen – doch nicht immer ziehen die Verwaltungsgerichte mit. Scheinbar heillos zerstritten stehen sie sich gegenüber: Das Grundrecht der Berufsfreiheit und das Staatsziel des Tierschutzes. Denn wenn ein Zirkus die nötigen Genehmigungen vorlege, kann ein Auftrittsverbot als „Eingriff in die Berufsausübung“ gewertet werden. So stehen auf der Verbotsliste der Stadt Heidelberg Elefanten, Krokodile, Giraffen und Co. verbannt – auf rein freiwilliger Basis, weil ein Verbot heikel ist.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wer sich im Zirkus die Tiere anschaut, kann schnell erkennen, dass sie nicht leiden. Doch eine Tierrechtsideologie möchte zunächst alle "Wildtiere" aus den Zirkussen verbannen. Allen Tieren sollen die Bezugspersonen fortgenommen werden und sie sollen in sogenannte "Auffangstationen" gebracht werden. Dort haben sie nicht mehr das tiergerechte Miteinander zu ihren Menschen, die sie bisher versorgt haben. Ungeprüft stellen Grüne Parteifreunde in vielen Städten Deutschlands Anträge, dass "Wildtiere" (die seit ca. 40 Jahren überhaupt nicht nach Deutschland kommen) aus den Zirkussen herausgenommen werden sollen. Das hat mit Tierliebe nichts zu tun, sondern ist einer Ideologie folgend, dass alle Tiere in Freiheit leben sollen. Doch was hat eine "Auffangstation" mit Freiheit zu tun? Ebensowenig wie das ungerechtfertigte Zerstören von Plakaten von Zirkussen mit Tieren.
Jürgen Eilts sollte sich um wichtigere Dinge kümmern, die zum Nutzen der Stadt Ulm sind und nicht etwas verhindern wollen, was durch Bundesgesetze eindeutig geregelt ist. Ein Versuch dies mit kommunalen Sonderregeln zu umgehen wird juristisch scheitern und der Stadt Ulm nur schaden. Das ist gleichzeitig auch ein Verschleudern von Steuermitteln für völlig überflüssige Zöpfe und ein Diener vor der Minderheit der Tierrechtsfanatikern, welche der Mehrheit der Bürger etwas vorschreiben wollen. Eilts sollte sehen wieviele tausende Besucher in den Circus mit Tieren gehen und diese ganz einfache demokratische Entscheidung seiner Ulmer Bevölkerung akzeptieren. Mit seiner Initiative schadet und beschädigt er den erfolgreichen Ulmer Weihnachtscircus, indem er denen etwas unterstellt was schlicht und einfach unrichtig ist. Ich fahre jeden Winter über 100 km nach Ulm und geniesse diesen wunderbaren Weihnachtscircus. Wenn dieser zukünftig ohne Tierdressuren wäre, würde ich mir diesen Weg ersparen. Das würde dann auch den Hotelaufenthalt in Ulm ersparen und andere Einnahmen bei Restaurants und sonstigen Ausgaben welche ich in Ulm tätige. So würden noch hunderte andere Besucher reagieren, welche jeden Winter sich die schönsten Weihnachtscircusse ansehen und dafür weite Strecken fahren, so wie andere zu den grossen Musicaltheatern oder anderen Events. Wenn sich Ulm davon abschneiden will, begfibt es sich in einen Provenzialismus der Unattraktivität. Denn Varietevorstellungen ohne Tiere sind langweilig und dazu würde ich und viele anderen nicht extra wo hinfahren.