
So soll die Weißenhorner Kammeroper wieder aufleben

Plus Das historische Stadttheater ist derzeit nicht bespielbar. Doch es gibt alternative Pläne für die Weißenhorner Kammeroper.
Zwei Herzen schlagen in der aktuellen Situation – übertragen – in Heinrich Grafs Brust. Graf ist der künstlerische Leiter der Weißenhorner Kammeroper, die von seiner Initiative heraus lebt. Graf ist zutiefst überzeugt: Kultur muss sein, auch jetzt. Gleichzeitig weiß er um die Gefährlichkeit der Epidemie aus Fällen in seinem weiteren Umfeld und will sich und sein Publikum schützen.
Von großer Sorge um die Kultur spricht Graf. Und nach den notwendigen Absagen der Veranstaltungen der vergangenen Monate will er die Weißenhorner Kammeroper neu beleben – wenn nötig mit Veranstaltungen im Freien im nächsten Jahr.
Die Mozart-Oper "Don Giovanni" soll zu einem späteren Zeitpunkt in Weißenhorn aufgeführt werden
Zwei bis drei Jahre plant und arbeitet Heinrich Graf auf eine Veranstaltung hin, und Arrangements und Bühnenbild beschäftigen ihn oft Tag und Nacht. Lange hat er auf die Aufführung der Mozart-Oper „Don Giovanni“ hin geprobt, die am 15. März im historischen Stadttheater Weißenhorns hätte aufgeführt werden sollen, mit der kroatischen Mezzosopranistin Diana Haller als Stargast.
Wenn Heinrich Graf von der Absage aus Epidemieschutzgründen am 13. März spricht, bebt seine Stimme. Graf liebt die intime Atmosphäre des alten Theaters, und wenn es eines Tages möglich werden sollte, seine Inszenierung dort auf die Bühne zu bringen, muss alles neu geprobt werden. Gäste behielten gekaufte Karten zum Teil, ein Ehepaar gab sie zurück, überließ den Kaufpreis aber dem Verein.
Im historischen Stadttheater Weißenhorn geht es über all zu eng zu
Das größte Problem: Das historische Stadttheater ist nicht bespielbar, solange wegen der Epidemie Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen und keine Impfung existiert. Zu eng sind die Gänge und Treppen, zu dicht die Reihen, und das Publikum sitzt bis unmittelbar vor der Bühne.
Wollte man das Haus bespielen, müsste man die vorderen Sitzreihen entfernen, um Abstand zu den Sängern zu schaffen, man bräuchte Platz für das Orchester. Es bliebe aber, dass sich auf den Treppenaufgängen die Menschen nicht ausweichen können. Überall im historischen Gebäude geht es eng zu.
Ein Adventskonzert soll in der Stadthalle von Weißenhorn stattfinden
Auch eine Beethoven-Matinee im Fuggerschloss im April musste entfallen. Nun plant Graf für das Wochenende vom zweiten Advent 2020 ein Konzert mit virtuoser Kammermusik, kombiniert mit eigentlicher Musik und Lesungen, in der Jugendstil-Stadthalle in Weißenhorn. Auch das Neujahrskonzert am 1. Januar um 11 Uhr soll dort stattfinden. Etwa 90 bis 100 Plätze kann man unter den Auflagen in der Halle bestuhlen. „Wenn die Situation nicht schlimmer wird“, sagt Graf. Er will optimistisch bleiben. Die Fuggerhalle, sagt er, böte noch mehr Platz, doch weniger Atmosphäre.
Möglicherweise gibt es 2021 Veranstaltungen im Freien
Sein Traum, Glucks „Orpheus und Eurydike“ auf die Bühne des historischen Stadttheaters zu bringen – was in der neuen Spielzeit hätte stattfinden sollen – ist in weite Ferne gerückt. Die Programme waren schon gedruckt. Ob es im Sommer 2021 im Freien möglich sein könnte? Heinrich Graf hat viel vor sich. Doch angesichts der Situation zahlreicher verschobener Konzerte alle Künstler unter einen Hut zu bringen wird nicht einfach werden, selbst wenn Veranstaltungen bis dahin wieder normal möglich sein sollten.
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