Weißenhorn Klassik im Live-Stream: Wie ist das digitale Konzerterlebnis?
Plus Vier ausgezeichnete Künstler eröffnen „Weißenhorn Klassik“ mit einem Konzert im Live-Stream – und mit einem Werk von Messiaen, das vom Ende der Zeit erzählt.
Klitzekleine Schweißperlen funkeln auf der Stirn des Geigers. Das Werk liegt in den letzten Atemzügen, allein auf weiter Flur setzen Violine und Klavier ihre Töne in die sich schon anbahnende Stille. Töne, die nach dem Ende aller Dinge klingen, aber doch nicht enden wollen, weiter in die Höhe klettern. Doch gerade die Zartheit und vermeintliche Schwäche fordert noch einmal die größte Kraft und Beherrschung von den Musikern. „Quatuor pour la fin du temps“ – es ist das „Quartett für das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen. Acht Sätze, die der Komponist aus Frankreich 1941 zur Uraufführung brachte, als Häftling, in einem Kriegsgefangenenlager bei Görlitz. Heute spielen vier Musiker das Werk im Fuggerschloss von Weißenhorn und nach dem letzten Ton bleibt zwischen den Künstlern nur eines: lange Stille. Andacht. Zweieinhalb Stunden Konzert liegen hinter ihnen, mit Ludwig van Beethoven, Maurice Ravel und Messiaen. Ein Publikumsapplaus wäre jetzt mehr als angemessen. Aber die Musiker würden ihn nicht hören. Die Zuschauer sitzen am anderen Ende eines Datenkanals: Nur per Livestream im Video konnte man dieses Auftritt erleben. Alle Konzerte des Festivals „Weißenhorn Klassik“ finden 2020 digital statt.
Weißenhorn Klassik findet zum ersten Mal ganz digital statt
Esther Kretzinger, Intendantin des Festivals, erklärt zur Begrüßung in die Kamera, dass sich die Künstler von Weißenhorn Klassik ein Ziel gesetzt haben: „Wege zu finden, Schritt für Schritt, um nach vorne zu gehen, auch wenn man keinen festen Boden unter den Füßen spürt.“ Theater sind geschlossen, Konzerthäuser schlummern einen zwangsverordneten Winterschlaf. Streaming soll in Weißenhorn die Corona-Pause lindern. An diesem Abend spielen für die Kamera und die Zuschauer: Sharon Kam an der Klarinette, Florian Donderer mit der Violine, dazu die Cellistin Tanja Tetzlaff und die Pianistin Kiveli Dörken. Kam ist Absolventin der New Yorker Juilliard School, gewann den ARD-Musikwettbewerb, zwei „Echos“, den Respekt der Fachwelt.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.