Weltrettung oder Absatzförderung
Haben Gegenstände eine Moral? An der ehemaligen Hochschule für Gestaltung wurde über Rolle von Design gesprochen
Die Wahrheit kam ziemlich zum Ende der anderthalbstündigen Veranstaltung im Archiv der ehemaligen Hochschule für Gestaltung (HfG) ans Licht. Ein Zuhörer warf in der Aussprache nach zwei Vorträgen zum Thema „Design“ ein: „Wir sind viel zu reich.“ Fast jeder könne sich alles leisten. Es komme daher gar nicht mehr wie einst aufs Design, die Gestaltung einer Ware, an. Bei Nichtgefallen könne alles gleich wieder entsorgt werden.
Zuvor hatten sich Christiane Wachsmann vom HfG-Archiv und Professor David Oswald von der Hochschule Schwäbisch Gmünd in jeweils halbstündigen Vorträgen mit der Gestaltung von Gegenständen auseinandergesetzt. Wachsmann hielt sich dabei an das 1959 entwickelte stapelbare Kantinengeschirr TC100, die Ikone der sechs Jahre zuvor gegründeten Hochschule auf dem Kuhberg. Schon der 1907 entstandene Deutsche Werkbund hatte laut Wachsmann im Zusammenspiel von Kunst, Industrie und Handwerk Gestaltungsprinzipien entworfen. Vor dem Hintergrund der aufkommenden industriellen Fertigung sollte auch „kleinen Leuten“ möglich sein, die eigene Wohnung gut auszustatten. Die vom „Bauhaus“ beeinflusste Ulmer HfG befand sich in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auf der Höhe der Zeit, betonte Christina Wachsmann. „Sie wollten gemeinsam lernen und über die Verbesserung der Welt diskutieren.“ Sie wollten aber auch Einfluss nehmen auf die Existenz des Menschen, mit ihren gut gestalteten Gegenständen dessen Leben verbessern. „Damit geriet die HfG in ein Dilemma,“ sagt Wachsmann, „die Wirtschaft wuchs und bot immer wieder Neues an, die Leute konnten sich bald alles leisten.“ Die HfG kam aus der Mode wie zuvor die von ihr beseitigten Nierentische.
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