Wie viel ist ein Leben wert?
Eine Ausstellung in Ulm zeigt Schicksale von kranken und behinderten Menschen im Nationalsozialismus
Das Grauen der „Euthanasie“ im Dritten Reich machte auch vor Ulm nicht halt. Dort sterilisierten die Nationalsozialisten mehr als 1100 Frauen und Männer, im gleichen Zeitraum ermordeten die NS-Verbrecher mindestens 150 Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistiger Behinderung. An sie und die vielen hunderttausend weitere Opfer des Regimes erinnert die Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet“, die vom heutigen Montag bis Mittwoch, 15. Mai, in der Ulmer Volkshochschule zu sehen ist. Anlass ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai. „Die Ausstellung nimmt die Frage nach dem Wert des Lebens als Leitlinie“, sagt Sonja Eilks von der Ulmer Interessengemeinschaft (Ig) Mittendrin, einem Zusammenschluss verschiedener Organisationen aus dem Bereich soziale Arbeit und Selbsthilfegruppen. Auf deren Initiative hin macht die Wanderausstellung Halt in Ulm. Die Organisation will auf die Situation von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen, berichtet Franz Schweitzer von der Ig Mittendrin: „Nach wie vor sind wir weit davon entfernt, Behinderung als normal und Menschen mit Behinderung als selbstverständlich und dazu gehörend zu akzeptieren.“ Schweitzer mahnt zudem: „Bezugspunkt unserer Initiative ist die Gegenwart, wir wissen heute: Das Denken ging den Taten voraus.“
Ausgrenzung, Sterilisation, Massenmord
Anhand von exemplarischen Biografien aus der Zeit zwischen 1934 und 1945 erzählt die Ausstellung die Geschichte von Ausgrenzung, Zwangssterilisation und Massenmord. Dies geschah inmitten der Gesellschaft. Psychiater, Neurologen, Kinder- und andere Fachärzte, Verwaltungsfachleute und Pflegekräfte waren an den Verbrechen in Heil- und Pflegeanstalten beteiligt. Die Akten der Opfer gewähren Einblick in die Perspektive vieler verschiedener Akteure – Opfer, Täter, Tatbeteiligte und Opponenten. Ihren Blicken auf Patienten werden in der Ausstellung deren eigene Äußerungen gegenüber gestellt. Schließlich steht die Frage nach der Auseinandersetzung mit dem Geschehen von 1945 bis heute im Raum.
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