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Antisemitische Schmierereien in Langenau: Polizei identifiziert Tatverdächtigen

Langenau

Antisemitische Schmierereien: Polizei ermittelt 29-jährigen Verdächtigen

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    Das Rathaus in Langenau wurde ebenso wie die Martinskirche mit judenfeindlichen Parolen beschmiert. Jetzt steht ein Verdächtiger fest
    Das Rathaus in Langenau wurde ebenso wie die Martinskirche mit judenfeindlichen Parolen beschmiert. Jetzt steht ein Verdächtiger fest Foto: Sammlung Hinzpeter

    Groß war die Aufregung, als im Dezember in Langenau erstmals antisemitische Schmierereien in der Stadt auftauchten. Unter anderem waren die Martinskirche und das Rathaus mit der Parole „Boycott Israel, Juden vergasen“ besprüht worden. Zeitgleich waren fünf Papercontainer in Flammen aufgegangen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, ist der mutmaßliche Täter erwischt worden. Laut Staatsanwaltschaft können dem 29-Jährigen aber nur die Schmiereren nachgeweisen werden, nicht aber die brennenden Mülltonnen.

    Schmierereien in Langenau: Der Verdächtige war der Polizei zunächst entkommen

    In der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember brannten die Container, wenig später wurden die Parolen entdeckt. Wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, habe die Staatsanwaltschaft Ulm im Laufe der Woche mitgeteilt, dass nun ein möglicher Verantwortlicher ermittelt worden sei. Es soll sich um einen Einzeltäter handeln. Polizisten hatten ihn bereits in der Tatnacht angetroffen, doch der Mann konnte entwischen.

    Nun sei es im Nachgang gelungen, ihn zu identifizieren. Näheres zur Person wurde in einer offiziellen Erklärung der Stadt Langenau nicht mitgeteilt, von der Polizei war am Freitag keine Auskunft zu bekommen. Über seine möglichen Motive gibt es keine Angaben. Die Staatsanwaltschaft Ulm konkretisierte auf Nachfrage die Angaben der Stadt: Dem 29-jährigen Beschuldigten seien lediglich die Farbschmierereien (Sachbeschädigung), nicht jedoch die Brandlegungen aus derselben Nacht nachzuweisen gewesen.

    Stadt Langenau sieht keinen Zusammenhang mit pro-palästinensischer Demonstration

    Der Verdächtige soll laut Stadt allerdings in keinem Zusammenhang mit einer pro-palästinensischen Demonstration stehen, die am 7. Dezember durch Langenau gezogen war. Rund 100 Menschen mit palästinensischen Fahnen waren durch die Innenstadt gelaufen und hatten Parolen wie „Israel bombardiert, Langenau applaudiert“ gerufen. Die Gruppe „Ulm für Palästina“, welche die Aktion organisiert und angemeldet hatte, erklärte über Instagram, man wolle damit einen örtlichen Aktivisten unterstützen. Dieser stadtbekannte Langenauer sorgt mit seinen Protestaktionen gegen die israelische Politik schon seit geraumer Zeit für Ärger. So steht er regelmäßig zur Gottesdienstzeit mit seinen Plakaten vor der Martinskirche, wo er auch schon Passanten beschimpft hat. Allerdings sollen die Schmierereien keinen Zusammenhang mit der Demonstration gehabt haben, so die Mitteilung der Stadt Langenau.

    In der Nacht zum 8. Dezember vergangenen Jahres brannten in Langenau zeitgleich mehrere Papiercontainer.
    In der Nacht zum 8. Dezember vergangenen Jahres brannten in Langenau zeitgleich mehrere Papiercontainer. Foto: Sammlung Hinzpeter

    Ob der Verdächtige überhaupt bestraft werden kann, steht momentan noch offen: „Der Beschuldigte hat in einem anderen Strafverfahren eine derart hohe Strafe zu erwarten, dass die Vorwürfe mit Blick auf die Langenauer Taten nicht mehr entscheidend ins Gewicht fallen. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen vorerst eingestellt. Sie werden allerdings wieder aufgenommen, wenn sich die hohen Straferwartungen nicht erfüllen“, heißt es in der Erklärung der Stadtverwaltung. Um was für ein Verfahren es sich handelt, dazu macht die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf den Datenschutz keine Angaben.

    Langenaus Bürgermeisterin Henning: Ich bin sehr erfreut

    Bürgermeisterin Daria Henning (parteilos) zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion erleichtert, dass der Fall nun aufgeklärt werden konnte: „Ich bin sehr erfreut, das ist ein toller Erfolg“, sagte sie. Schließlich hätten die Vorgänge das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sehr beeinträchtigt. „Das ist sehr erleichternd. Wir können zum Teil aufatmen.“

    Mit dieser Einschränkung meint die Bürgermeisterin noch einige weitere Fälle von noch nicht aufgeklärten Schmierereien. So waren Mitte Januar an Gebäuden der evangelischen und katholischen Kirche unter anderem Schriftzüge wie „Deutsche vergasen“ und „Fuck Deutsche“ mit roter Sprühfarbe angebracht worden. An einem Gartenhäuschen war der Schriftzug „Verpisst euch Scheiß Deutsche“ aufgetaucht. In der Nacht zum Wahlsonntag im Februar war der Bioladen des Grünen-Stadtrats Georg Weith Ziel einer nächtlichen Vandalen-Aktion: An der Fassade prangten anschließend unter anderem ein Hakenkreuz sowie eine Beleidigung, zudem wurde ein Fenster eingeworfen.

    Irritiert reagierte die Bürgermeisterin auf die Aussage der Staatsanwaltschaft, dass der Mann, der für die Schmierereien im Dezember verantwortlich gemacht wird, möglicherweise gar keine Strafe erhält und das Verfahren wegen Volksverhetzung wohl eingestellt werde: „Da ist man echt überrascht.“ Näheres zu dem Verdächtigen sei ihr nicht mitgeteilt worden, so Henning. Es handle sich um einen Mann aus dem näheren Umfeld von Langenau.

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