Einen authentischeren Ort für das Vorhaben der Ausstellung hätte es nicht gegeben: Zwar stand die Weißenhorner Schranne in ihrer damaligen Funktion als Rathaus der Stadt während des Bauernkriegs nicht im Fokus der Auseinandersetzungen, jedoch wurden in den Räumen des stattlichen Fachwerkgebäudes im Jahr 1525 wegweisende Entscheidungen getroffen: Das seit einigen Jahren unter Fuggerscher Herrschaft stehende Gemeinwesen werde sich nicht, anders als Leipheim, den Aufständischen anschließen.
Bereits seit Beginn des Schuljahres im letzten September arbeiteten Schülerinnen und Schüler des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums an ihrer eigenen Darstellung der Ereignisse, die sich vor exakt 500 Jahren in und um Weißenhorn zugetragen haben. Im Rahmen zweier Projektseminare, welche die Fächer Geschichte und Technik umfassen, wagte sich die elfte Klasse in die Tiefen der Unruhen des Bauernkriegs vor, der nicht nur Schwaben, sondern weite Teile des heutigen Deutschlands erfasste.
Bei der Ausstellung in Weißenhorn geht es darum, alle Sinne einzubinden
Dabei darf das Motto der nun eröffneten einwöchigen Ausstellung „Geschichte beleuchten. Der Bauernkrieg in Weißenhorn“ durchaus wörtlich genommen werden: Die Eintretenden umfasst eine fast mythische Atmosphäre, nichts drängt sich unmittelbar ins Auge des schnellen Besuchers, wenngleich sofort die in der Luft liegende Spannung spürbar wird.
Und tatsächlich leben die Installationen nicht nur von der konventionellen Wissensvermittlung, sondern sind vielmehr darauf ausgerichtet, alle Sinne in den Erfahrungsprozess einzubinden. Ein kurzer, mit KI generierter Film führt ein in die Vorgeschichte des frühen 16. Jahrhunderts. Die Besucherinnen und Besucher gehen weiter durch einen Gang, dessen zunehmende Verengung die Bedrängnis der Bauern symbolisiert.
Dann blanke Zerstörungswut: Am Boden liegen Scherben; die Wut der Aufständischen wächst an. Man will die Stadt einnehmen, was seitens des Weißenhorner Rats jedoch auf strikte Ablehnung stößt. Um dem darauffolgenden Disput zwischen dem Bauernführer Jörg Ebner und dem Bürgermeister Diepold Schwarz zuzuhören, begibt man sich zwischen drei hinterleuchtete Bilder der Protagonisten.
Ausstellung „Geschichte beleuchten. Der Bauernkrieg in Weißenhorn“ geht von Donnerstag bis Sonntag
Vor der versuchten Einnahme Weißenhorns berieten die Bauern in den Gasthäusern entlang des Biber- und Rothtals über das weitere Vorgehen. Auch in der Fuggerstadt selbst wurde natürlich über die jüngsten politischen Ereignisse diskutiert. Eine Szene verlegt den Wirtstisch in die Schranne: Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind hier die Besucherinnen und Besucher. Wegweiser führen durch die verschiedenen Installationen, vorbei an einer von Rauchschwaden umhüllten Mauer (hervorgerufen durch eine Nebelmaschine), bis zum Anblick am Boden liegender, zerrissener Bücher.

Auch an ein spezielles Kinderprogramm dachten die Seminaristen: Neben einer speziellen Führung haben die Jüngsten die Möglichkeit, sich in einem Quiz zu erproben oder eine Runde Memory zu spielen.
Die Teilnehmerin des Seminars, Pia Schmidt, sprach bei ihrer Einführung in das Projekt von einem „kreativen Wahnsinn, der in funktionierende Technik umgewandelt werden musste“. Zusammen mit den beiden Lehrkräften Monika Göbel und Christian Stölzle ist dieses Vorhaben grandios geglückt. So lobte auch die Zweite Bürgermeisterin Kerstin Lutz die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Schule, Stadt und Heimatmuseum. Dessen Leiter, Kai Engelmann wünschte zum Schluss der Ausstellung als „Meilenstein deutscher Geschichte“ ein gutes Gedeihen. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung vom Celloquartett der Musikschule.
Info: Geöffnet hat die Ausstellung „Geschichte beleuchten. Der Bauernkrieg in Weißenhorn“ in der Weißenhorner Schranne Donnerstag, 3. Juli, bis Sonntag, 6. Juli, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Während dieser Zeit sind immer Ansprechpersonen verfügbar.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden