Vor 50 Jahren wurde das Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Pfuhl gegründet. Binnen kürzester Zeit entwickelte sich das Gymnasium von einer kleinen Schule mit nur drei Klassen zu einem wichtigen Bildungszentrum der Region. Dabei stand schon immer Toleranz und Demokratieerziehung im Zentrum des Schulalltags. Auch heute richtet sich der Unterricht in den 34 Klassen nach diesen Werten, sagt Schulleiterin Sabine von Appen bei der Jubiläumsfeier der UNESCO-Projektschule.
In den 70er-Jahren erfolgte im Freistaat Bayern eine bildungspolitische Expansion. Denn die Schulen in den Stadtzentren platzten aus allen Nähten und viele Kinder mussten weit aus dem Umland anreisen. Durch neue, ländlich gelegene Schulen sollte die Bildung zu den Menschen gebracht werden. Nicht andersherum. Aus dieser Bewegung entstand auch das Bertha-von-Suttner-Gymnasium am Rande von Pfuhl. Unter den Einwohnern östlich von Neu-Ulm wurde die Schule schnell beliebt. Während das Gymnasium 1975 lediglich 115 Schülerinnen und Schüler zählte, wuchs die Zahl binnen sieben Jahren fast um das Achtfache an: 1982 besuchten bereits 872 Kinder und Jugendliche die Schule.
Am Anfang mussten die Schüler in der Realschule unterrichtet werden
Die damalige Schulleiterin war Karin Weisgräber. Im August 1975 – einer Zeit, in der eine Frau als Rektorin einer Oberschule für viele undenkbar war – übernahm sie die Leitung des neuen Gymnasiums. „Ich war eine Frau, dazu noch evangelisch und preußisch“, sagte Weisgräber bei der Feierlichkeit und erinnerte sich, wie ein ehemaliger Kollege ihr jede Chance auf die Stelle absprach. Doch gemeinsam mit ihrem Stellvertreter, einer Referendarin und einer Sekretärin, die nur halbtags arbeitete, bewältigte sie das erste Jahr in dem neuen Gymnasium. „Diese Schule ist schon immer weiblich geprägt“, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger.

Zu Beginn fand der Unterricht noch in Räumen der angrenzenden Realschule statt. Erst 1978 erfolgte die Einweihung des ersten Bauabschnitts. „Es war ja nichts da“, erinnert sich Weisgräber. „Aber wir waren ein junges Kollegium und sehr motiviert.“ In den Folgejahren wurde die Schule immer wieder erweitert, um den starken Andrang neuer Schülerinnen und Schüler abzufedern. Heute arbeiten 70 hauptamtliche Lehrkräfte an dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium. Ein großes Kollegium, das sich den Werten der Namensgeberin verpflichtet fühlt.
Toleranz und Meinungsfreiheit: Die zentralen Werte des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums
Bertha von Suttner war eine österreichische Schriftstellerin, die sich maßgeblich für Frieden, Frauen- und Menschenrechte einsetzte. Als erste Frau erhielt sie den Friedensnobelpreis im Jahre 1905. Zusammen mit ihrem Mann gründete sie die „Deutsche Friedensgesellschaft“, nahm an zahlreichen Friedenskongressen teil und forderte lautstark eine „Friedensunion aller Staaten“. Pazifismus, Toleranz, Bildungs- und Meinungsfreiheit sind bis heute die zentralen Werte der Pfuhler Schule, sagt Schulleiterin von Appen.
Das wurde auch deutlich beim Auftritt der Schülerinnen und Schüler aus der schauspielerischen Crossover-AG: „Wir wollen keine Angst haben vor der Zukunft. Keine Angst, wir zu sein“, sagten die Kinder während des emotional aufgeladenen Auftritts. Als Zeichen internationaler Verbundenheit spielte das Schulorchester der UNESCO-Projektschule die Eurovisionsfanfare. Die ehemalige Schulleiterin Weisgräber mahnte das Kollegium, auch zukünftig zum Wohle der Jugend zu wirken. Von Appen unterstrich die Aussage: „Mögen wir auch die nächsten 50-Jahre damit verbringen, uns weiterzuentwickeln und über die Demokratie zu wachen.“
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