Einmal, da standen die Kinder um einen Krater im Pausenhof und schauten hinein. In das Loch, das die Fliegerbombe gerissen hatte. „Mindestens zehn Meter tief“, erinnert sich Franziska Scheider. „Da standen wir drumherum und guckten runter.“ Als der Krieg zu Ende ging, da war sie sechs Jahre alt, eine Erstklässlerin. Die Luftangriffe erlebte sie im Keller, dicht am Schornstein. Da sei es am sichersten, hatte ihre Mutter gesagt. Ihr Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg, schon 1939 war er eingezogen worden. Am 9. Februar 1945 schrieb er seiner Familie einen Brief aus der Nähe von Königsberg in Ostpreußen. „Wir stehen in schwerem Kampf“, heißt es darin. Und: „Ich hoffe ja, dass ich selbst auch wieder zu euch komme.“ Das Papier ist verknittert, angegilbt, mit Flecken und kleinen Rissen. Franziska Schneider bewahrt den Brief sorgsam auf, in einer Klarsichthülle. Es war die letzte Nachricht eines Mannes, von dem sie sagt: „Ich hätte den besten Vater gehabt, den man sich hätt‘ denken können.“
Buch/Burlafingen
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