Der Elchinger Ortsbus als freiwilliges Angebot eines innerörtlichen öffentlichen Nahverkehrs spaltete die Gemüter im Elchinger Gemeinderat schon vor der Einführung. Nun, nach der Hälfte der Vertragslaufzeit, steht die Entscheidung an: Vertragsverlängerung, Ausschreibung und Fortführung des Angebots – oder nicht? Der Gemeinderat wollte sich jetzt auf Antrag der Dorfgemeinschaft Oberelchingen einen Überblick über die Fahrgastzahlen verschaffen.
Die schlechte Nachricht zuerst: Zu einer von Einwohnern der Gemeinde immer wieder gewünschten und auch von Gemeinderäten wie Matthias Bloching (UFWE) als positiv empfundenen Andienung des Ortsbusses an die Ulmer Straßenbahn-Endhaltestelle Ostpreußenweg winkt Gemeinde-Geschäftsleiter Peter Botzenhard ab: Das sei sowohl von der Stadt Ulm her als auch mit dem Stundentakt des Elch-Busses nicht vereinbar. Er bitte alle, sich da keine Hoffnungen zu machen, so Botzenhard.
Zu hohe Kosten für zu wenige Fahrgäste?
Die ermittelten Fahrgastzahlen, die aus einer Woche Ende November 2024 stammen, werden von Mitgliedern des Elchinger Gemeinderates unterschiedlich interpretiert. Zwischen 159 und 201 Einstiege wurden in der Woche vom 25. bis 29. November erfasst, durchschnittlich 70 davon dürften andere Personen als Schülerinnen und Schüler betreffen, für die in jedem Fall ein Schülerverkehr existieren muss. Die Kosten für den Elchinger Ortsbus (Linie 591 und Elch-Bus) beliefen sich 2023 auf 143.690 Euro (Einnahmen bereits abgezogen) – gegenüber früher 80.000 Euro für die Schülerbeförderung. Das veranlasste Bernd Vollmer (FWE) zu der Rechnung, dass rund 65.000 Euro jährlich für 35 Personen ausgegeben werden, die im Schnitt das Angebot täglich nutzen.
„Der Elch-Bus kommt nicht so an“, kommentierte Matthias Bloching (UFWE). Andere Gemeinderäte wie Florian Schirmer (CSU) und Thomas Böhm (Grüne) möchten dem freiwilligen Angebot der Gemeinde noch eine Chance geben und eine weitere Nutzerzählung im Sommer abwarten. Eine klare Tendenz zeigte sich bei den gut 40 Einstiegsstellen des Ortsverkehrs: Einige Haltestellen wie die am Thalfinger Bahnhof, zwei der vier Haltestellen im Gänsackerweg oder auch die Haltestelle beim Gasthof Zahn in Unterelchingen werden gut angenommen, andere dagegen – vor allem an den Randlagen der Höhen, die man speziell einplante – kaum. Als frustrierend empfanden die Gemeinderäte das Zahlenmaterial, das sie von der RAB zur Haltestelle Bosch-Rexroth vom 26. November 2024 erhalten hatten: Über den Tag verteilt wurden dort sechs Einstiege und ein Ausstieg registriert. Man müsse sich überlegen, ob man den Bus dorthin überhaupt noch laufen lässt, so Richard Rösch (DGO).
Ratsmitglieder müssen sich jetzt Gedanken machen
Die Vertragslaufzeit für den Ortsverkehr geht bis zum Jahresende 2026. Da die Ausschreibung nach EU-Recht im ÖPNV komplex ist und das Landratsamt dazu sogar fachjuristische Beratung empfiehlt, bat Bürgermeister Joachim Eisenkolb den Gemeinderat als Hausaufgabe, sich zum Thema Gedanken zu machen. Sollte eine Weiterführung des Ortsverkehrs aus finanziellen Gründen oder mangels Auslastung nicht gewünscht sein, müsse man rechtzeitig den Schülerverkehr ab Ende 2026 organisieren, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten. Dazu ist eine Entscheidung über den Ortsbus Mitte 2025 notwendig.
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