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Hitze-Check der Umwelthilfe: Rot für Neu-Ulm, Ulm schneidet besser ab

Ulm/Neu-Ulm

Hitze-Check der Umwelthilfe: Rot für Neu-Ulm, Ulm schneidet besser ab

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    Eine der Maßnahmen gegen Hitze: Die Begrünung des Rathauses in Neu-Ulm. Arg weit ist sie noch nicht gekommen.
    Eine der Maßnahmen gegen Hitze: Die Begrünung des Rathauses in Neu-Ulm. Arg weit ist sie noch nicht gekommen. Foto: Michael Kroha

    Deutschland und auch der Region rund um Ulm und Neu-Ulm stehen heiße Tage bevor. Fürs Wochenende sind für die Doppelstadt knapp 30 Grad vorhergesagt. Passend dazu hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am Donnerstag ihren zweiten Hitze-Check veröffentlicht. In 191 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern wurde untersucht, wie stark sie bei Hitze belastet sind. 31 Städte bekommen laut diesem „Hitzebetroffenheitsindex“ (HBI) von der DUH die Rote Karte, sie gelten als besonders belastet. Darunter fällt auch Neu-Ulm. Die bayerische Donaustadt kommt schlechter weg als im Vorjahr und als ihre baden-württembergische Nachbarstadt Ulm.

    Hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün: In süddeutschen Städten ist die Hitzebelastung der Untersuchung zufolge besonders hoch. Mannheim, Ludwigshafen und Worms führen die Tabelle an - im negativen Sinne. 88 bis 91 Prozent der Bevölkerung leben hier laut DUH in stark belasteten Gebieten. Neu-Ulm landet deutschlandweit auf Rang 30, Ulm auf Rang 60. In Bayern kommt Neu-Ulm auf Platz 7, Ulm in Baden-Württemberg auf Platz 17. Als unterdurchschnittlich belastet, also grün, wird keine Stadt in Süddeutschland bewertet. Das bleibt überweiegend norddeutschen Städten wie Kiel oder Hamburg vorbehalten.

    So ging die Deutsche Umwelthilfe bei ihrem Hitze-Check vor

    Wie bei der Untersuchung vorgegangen wurde: Die DUH hat mithilfe des Potsdamer Unternehmens Luftbild Umwelt Planung GmbH das Land in Raster von jeweils 100 auf 100 Metern unterteilt. Für jedes Quadrat wurden die Oberflächentemperatur der Sommermonate, der Grad der Versiegelung, das Grünvolumen auch im direkten Umfeld und die Bevölkerungsdichte ermittelt. 

    Die Werte wurden verglichen mit den deutschlandweiten Mittelwerten bewohnter Flächen. Je nach Abweichung vom Mittelwert wurden Punkte vergeben. Grundlage waren Zensusdaten aus dem Jahr 2022 und Satellitendaten. Das liefere wichtige Hinweise für Städte, könne das Mikroklima vor Ort aber nicht abbilden, sagen die Macher. Luftbewegungen zum Beispiel seien nicht erfasst. Dafür hat die DUH ihren bereits im Vorjahr veröffentlichten Hitze-Check weiterentwickelt und dabei nun auch Daten zur durchschnittlichen Oberflächentemperatur im Sommer und zur Bevölkerungsdichte einbezogen. 

    Oberflächentemperatur in Neu-Ulm bei 35,23 Grad, in Ulm bei 34,58 Grad

    Die neue Form des Hitze-Checks sorgt offensichtlich auch dafür, dass die Hitze-Ampel für Neu-Ulm nicht mehr Gelb, sondern inzwischen Rot zeigt. Laut der Untersuchung liegt die Oberflächentemperatur in der bayerischen Kreisstadt bei 35,23 Grad, die Versiegelung bei 49,46 Prozent und das Grünvolumen bei 2,21 Kubikmeter Grün pro Quadratmeter Fläche. Etwa 60 Prozent der Einwohner Neu-Ulms sind demnach besonders durch Hitze belastet, für weniger als ein Prozent fällt die Hitzebelastung niedrig aus. Das macht zusammen ein HBI von 16,22.

    Unabhängig von der Umwelthilfe-Studie sei die Stadt Neu-Ulm von der Notwendigkeit von Klimaanpassungsmaßnahmen überzeugt, so Stadtsprecher Sebastian Kaida auf Nachfrage. Es werden auch schon welche umgesetzt: So wird in Neubaugebieten das anfallende Niederschlagswasser vor Ort versickert und verdunstet. Gründächer werden in Bebauungsplänen verpflichtend festgesetzt. Soweit möglich, werden in öffentlichen Straßenräumen offene Baumquartiere geplant. Auch bei Bestandsbauten werde nachjustiert: Der Heiner-Metzger-Platz, die Ludwigstraße und das Rathaus sollen alle grüner werden. Dass jedes in Neu-Ulm neugeborene Kind einen Baum geschenkt bekommt, sowie ein Alleenkonzept sollen dafür sorgen, dass es im Stadtgebiet mehr Bäume gibt. Eine Stadtklimaanalyse mit einem darauf aufbauenden Klimaanpassungskonzept sollen folgen, „Es braucht Zeit, bis die verschiedenen Maßnahmen umgesetzt und ihre Wirkung entfalten können. Das ist natürlich auch eine Kostenfrage“, so Kaida.

    In Neu-Ulm fehlt sie noch, Ulm verfügt schon seit 2018 über eine Stadtklimaanalyse

    Ulm weist im Hitze-Check der DUH eine Oberflächentemperatur von 34,58 Grad auf, also ein knappes Grad weniger als Neu-Ulm. Auch die Versiegelung (48,85 Prozent) fällt vergleichsweise geringer aus, das Grünvolumen (2,88) ist dagegen höher. Die Folge: Nur etwa 40 Prozent sind in Ulm überdurchschnittlich durch Hitze belastet, für rund vier Prozent liegt die Hitzebelastung demnach im grünen Bereich. Der HBI für Ulm wird mit 15,59 angegeben.

    „Das Ergebnis des Hitzechecks zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, ihn aber konsequent weiter gehen müssen“, so Ulms Stadtsprecher Daniel Hadrys. Man nehme die Herausforderungen durch zunehmende Hitzeereignisse „ernst“. Im Zuge eines Entsiegelungs- und Begrünungsprogramms soll die Innenstadt grüner werden. An verschiedenen Stellen seien bereits Bäume gepflanzt, Flächen entsiegelt und neue Grünflächen geschaffen worden – beispielsweise am Willy-Brandt-Platz, am Ostplatz, in der Neutorstraße und am Robert-Scholl-Platz. Weitere Projekte, wie die Landesgartenschau 2030, seien in Planung. Andere bereits getroffene Maßnahmen sind neue Trinkwasserbrunnen, die in der Regel verbindliche Forderung von Gründächern beim Bau, ein Fassadenförderprogramm sowie eine 2018 durchgeführte Stadtklimaanalyse. Im kommenden Jahr soll zudem ein Klimawandelanpassungskonzept mit dem Schwerpunkt auf Hitze erarbeitet werden. (mit dpa)

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