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Kritik von Peta: Ulm hält an lebender Krippe mit Tieren beim Weihnachtsmarkt fest

Ulm

Peta kritisiert: Ulm hält weiter an lebender Krippe mit Tieren beim Weihnachtsmarkt fest

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    Die Krippe mit lebenden Tieren auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt sorgt vor allem bei Kindern für Begeisterung. Einige Stadträte aber wollen sie abschaffen.
    Die Krippe mit lebenden Tieren auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt sorgt vor allem bei Kindern für Begeisterung. Einige Stadträte aber wollen sie abschaffen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Stuttgart galt als Vorbild: In der Landeshauptstadt hat der Stadtrat die lebendige Krippe mit Tieren beim Weihnachtsmarkt für dieses Jahr abgeschafft. Das wollten auch einzelne Stadträtinnen und Stadträte in Ulm erreichen. Im März wurde ein entsprechender Antrag eingereicht. Nun hat der Aufsichtsrat der Ulm-Messe, die den Weihnachtsmarkt auf dem Ulmer Münsterplatz veranstaltet, am Dienstag in der Sache eine Entscheidung getroffen: Die lebende Krippe soll bleiben. Peta kritisiert das.

    Gestellt hatte den Antrag die kjt-Fraktion. „kjt“ steht für Klima, Jugend und Tierschutz. Die Stadträtinnen und Stadträte, darunter auch Norbert Nolle (Freie Wähler), Katja Wörz (FDP) oder Yelizaveta Strelkowa (Grüne), beziehen sich dabei auf Aussagen der Landesbeauftragten für Tierschutz von Baden-Württemberg, Julia Stubenbord. Sie hält lebende Krippen für „nicht mehr zeitgemäß“ und findet, „das sollten die Gemeinden nicht mehr zulassen“. Denn: Eseln, Schafen und Lämmern fehle in einer lebenden Krippe der artgerechte Auslauf. Zudem seien die Tiere durch die Menschenmassen, die vielen Fotos und Geräusche, enormem Stress ausgesetzt. Durch „falsches Füttern“ kämen weitere gesundheitliche Gefahren hinzu.

    Kostensparend und besser für die Tiere: Ulmer Stadträte wollen lebendige Krippe auf dem Weihnachtsmarkt abschaffen

    Eine Abschaffung der Krippe habe zudem den positiven Effekt, dass dadurch mehr Platz für weitere Hütten entsteht. Die Krippe nimmt laut Antrag derzeit eine Fläche von 300 Quadratmeter in Anspruch. Das größte Hüttenmaß entspreche hingegen lediglich 36 Quadratmetern. Darüber hinaus begründen die Stadträtinnen und Stadträte ihr Anliegen mit den Betriebskosten, die sich bei der Krippe auf circa 13.000 Euro belaufen sollen. Die Gremiumsmitglieder berufen sich auf den Finanzbericht der Ulm-Messe, wonach der Weihnachtsmarkt einen Überschuss von 47.000 Euro erwirtschaftet. Falle die lebende Krippe weg, könnte die Wirtschaftlichkeit um circa 27 Prozent gesteigert werden, argumentieren sie.

    Die Tierrechtsorganisation Peta findet: „Die Botschaft, die damit gesendet wird, ist alles andere als christlich, sondern höchst problematisch: dass Tiere vermeintlich dazu da sind, um uns Menschen zu unterhalten.“
    Die Tierrechtsorganisation Peta findet: „Die Botschaft, die damit gesendet wird, ist alles andere als christlich, sondern höchst problematisch: dass Tiere vermeintlich dazu da sind, um uns Menschen zu unterhalten.“ Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Den Aufsichtsrat der Ulm-Messe hat das nicht überzeugt, wie zuerst die Tierrechtsorganisation Peta mitteilte. „Wir begrüßen den Einsatz der Gemeinderatsmitglieder, die sich für die Abschaffung der ,lebendigen Krippe‘ starkgemacht haben. Umso bedauerlicher ist es, dass der Aufsichtsrat weiter an dieser fragwürdigen ‚Tradition‘ festhält. Ein Weihnachtsmarkt ist kein geeigneter Ort für Tiere“, wird darin Yvonne Würz zitiert, die nach Peta-Angaben als Fachreferentin für Zoo und Zirkus im Namen der Tierrechtsorganisation bei der nicht öffentlichen Sitzung dabei war und dort eine Stellungnahme abgegeben hat.

    Die Stadt Ulm veröffentlichte später eine Pressemitteilung. Darin wird der Verbleib der Tiere bestätigt. „Die lebendige Krippe ist ein besonderes Stück Ulmer Tradition. Für Generationen von Familien gehört dieser Anziehungspunkt zur Weihnachtszeit dazu. Gleichzeitig nehmen wir den Schutz und das Wohl der Tiere sowie mögliche Bedenken sehr ernst“, so Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD).

    Untersuchung der Uni Wien soll belegen: Den Tieren geht es in der Krippe „gut“

    Im Vorfeld seien umfangreiche Maßnahmen zum Tierwohl ergriffen worden, die in Abstimmung mit dem Ulmer Veterinäramt jährlich überprüft und optimiert werden. So zum Beispiel großzügige Stallanlagen mit Rückzugsräumen, nächtliche Unterbringung in beheizten Stallcontainern, regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und die Betreuung durch geschultes Personal vor Ort. Durch eine gezielte Vorauswahl sollen lediglich geeignete Tiere eingesetzt werden. „Damit stellt Ulm die Umsetzung des Tierschutzgesetzes sowie der Leitlinien des Bundeslandwirtschaftsministeriums und der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sicher“, heißt es aus dem Ulmer Rathaus.

    Bestätigt worden sei das durch eine wissenschaftliche Untersuchung der Stressbelastung der Tiere durch die Universität Wien im vergangenen Jahr. Den Tieren gehe es demnach „gut“ und sie würden „weder Schmerzen noch dauerhaften Stress“ erleben. Das Veterinäramt der Stadt Ulm sowie die zuständigen Tierschutzstellen sollen die Haltung und Betreuung der Tiere auf dem Weihnachtsmarkt „als absolut tierschutzgerecht und völlig im Einklang mit den geltenden gesetzlichen Vorgaben“ bewerten.

    OB Ansbacher zur Weihnachtsmarkt-Krippe mit Tieren: „Tradition und Tierschutz in Einklang gebracht“

    „Wir wissen um die unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema und berücksichtigen sie“, so OB Ansbacher. „Mit den Maßnahmen stellen wir sicher, dass Tradition und Tierschutz in Ulm miteinander bestmöglich in Einklang gebracht werden.“ Die Peta-Vertreterin findet: „Die Botschaft, die damit gesendet wird, ist alles andere als christlich, sondern höchst problematisch: dass Tiere vermeintlich dazu da sind, um uns Menschen zu unterhalten. Gerade Kindern sollte doch vielmehr vermittelt werden, dass Tiere Individuen mit eigenen Bedürfnissen sind, die es zu berücksichtigen gilt.“ Die Stadt solle ihre Entscheidung überdenken und Verantwortung übernehmen. „Weihnachten ist das Fest der Liebe – diese Liebe sollte nicht beim Menschen enden.“

    Bastian Röhm, der für die kjt-Fraktion im Aufsichtsrat anwesend war, meint: „Nicht Tradition, Tierwohl oder die Möglichkeit, Tiere beobachten zu können, sind die Motivation hinter der lebenden Krippe, sondern einen Publikumsmagnet zu schaffen, der Menschen zum Konsumieren anlockt. Ähnlich wie der Weihnachtsmann von Coca-Cola eine reine Marketingstrategie.“ Auch wenn dargelegt worden sei, dass es den Betreibern gelingt, den Tieren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, stehen die Interessen der Tiere aus seiner Sicht hinten an. Auf den Vorschlag, Alternativen zu überlegen, sei gar nicht eingegangen worden. Die Fraktion will sich damit nicht zufriedengeben und eine Alternative suchen, die geeignet sei, Menschen auf den Markt zu ziehen und die Wirtschaftlichkeit aufrechtzuerhalten.

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