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Foto: Andreas Brücken (Archivbild)
Foto: Andreas Brücken (Archivbild)

Nach zwei Jahren Zwangspause findet am Karfreitag wieder der "Lebendige Kreuzweg" in Ulm und Neu-Ulm statt. Hier ein Bild von 2017: Salvatore Tarantello als Jesus am Kreuz.

Ulm/Neu-Ulm
07.04.2022

"Lebendiger Kreuzweg" an Karfreitag findet wieder statt – mit neuem Jesus

Von Jonas Klimm

Plus Seit Wochen laufen die Vorbereitungen, am Karfreitag findet der "Lebendige Kreuzweg" in Ulm und Neu-Ulm wieder statt. Vieles bleibt beim Alten, die Hauptrolle übernimmt ein Neuling.

2004 hatte Nicola Albarino den "Lebendigen Kreuzweg" ins Leben gerufen, mittlerweile ist er in Ulm und Neu-Ulm zum festen kulturellen Bestandteil an Karfreitag geworden. Jahr für Jahr nehmen Tausende Gläubige an dem Spektakel teil, bei dem zahlreiche Laiendarsteller unterschiedlicher Nationen ihre Schauspielkünste präsentieren. In den vergangenen beiden Jahren musste der Kreuzweg coronabedingt abgesagt werden, nun ist es wieder so weit. Die Prozedur ist zwar dieselbe wie bei den 16 vorherigen Malen, selbst die fünf Standorte gleichen sich. Im Vergleich zum letzten "Lebendigen Kreuzweg" 2019 hat sich aber auch einiges geändert. Zum Beispiel ist Jesus neu.

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"Die Vorbereitungszeit war deutlich kürzer als vor Corona", sagt Albarino. Normalerweise startete man bereits im Oktober des Vorjahres mit den ersten Planungen. Dieses Jahr habe man bis nach Fasching gewartet, zu unsicher war die Situation aufgrund der Pandemie.

Zweite wichtige Neuerung: "Wir haben einige neue Laienschauspieler, unter anderem für den Hauptcharakter des Stücks, Jesus Christus." Er wird in diesem Jahr von Gianni Crusafio gespielt, der hauptberuflich einen Friseursalon in Ulm betreibt. An der voluminösen Haarpracht wird es also schon mal nicht scheitern.

180 Menschen helfen beim "Lebendigen Kreuzweg" in Neu-Ulm/Ulm mit

Insgesamt 180 Personen seien in diesem Jahr wieder involviert, schätzt Albarino. Neben den Darstellern seien das die Organisatoren, Sicherheitspersonal oder auch diejenigen, die während der Vorstellungen durch die Reihen gingen, um Spenden zu sammeln.

"Wir sind zwar seit vergangenen Herbst ein eingetragener Verein, aber wir arbeiten alle ehrenamtlich. Deshalb müssen wir die Kosten für die Vorbereitung und die Darstellungen natürlich auch finanzieren", sagt Albarino. Selbst nach Karfreitag seien die Organisatoren noch mindestens eine Woche beschäftigt, um die Bühnen wieder abzubauen, Requisiten zu verstauen oder organisatorische Angelegenheiten abzudecken.

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"Eine Prognose, wie viele Besucher dieses Jahr beiwohnen werden, traue ich mich nicht abzugeben", sagt Albarino und lacht. Noch nie sei es so unklar gewesen. "Entweder die Menschen wollen nach zwei Jahren Pandemie wieder Kultur erleben oder sie sind noch verunsichert und bleiben deshalb lieber zu Hause." Aus seiner Sicht spiele das Wetter in diesem Jahr eine nachrangige Rolle.

An fünf Stationen in Ulm/Neu-Ulm wird der Leidensweg Jesu nachgespielt

Beginn: 18 Uhr - Letztes Abendmahl am Neu-Ulmer Rathausplatz

Startschuss ist um 18 Uhr am Neu-Ulmer Rathausplatz. Hier spielen die Schauspielerinnen und Schauspieler das letzte Abendmahl nach, bei welchem Jesus Christus seinen zwölf Jüngern Brot und Rotwein reicht, den Leib und das Blut Christi. Ebenso wird die traditionelle Fußwaschung vollzogen, die im Evangelium nach Johannes niedergeschrieben steht.

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Foto: Andreas Brücken (Archivbild)
Foto: Andreas Brücken (Archivbild)

Das letzte Abendmahl auf dem Neu-Ulmer Rathausplatz 2012.

2. Station - Gefangennahme am Petrusplatz

Anschließend, nach einem kurzen Fußmarsch, machen die Darstellerinnen und Darsteller Halt am Neu-Ulmer Petrusplatz. Hier nehmen die Soldaten Jesus fest, nachdem sein Jünger Judas ihn verraten hatte. Sie führen den in Ketten gelegten Jesus über die Herdbrücke zur nächsten Station.

3. Station - Verhör durch Kajaphas am Ulmer Marktplatz

Es folgt der erste Stopp in Ulm. Am Marktplatz muss sich Jesus wie in den historischen Darstellungen dem Verhör des Jerusalemer Hohepriesters Josef Kajaphas stellen.

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Foto: Italienische Katholische Gemeinde Ulm
Foto: Italienische Katholische Gemeinde Ulm

Die fünf Stationen des "Lebendigen Kreuzwegs" in Ulm und Neu-Ulm

4. Station - Prozess am Weinhof

Die Kronengasse entlang geht es zur nächsten Station, dem Weinhof. Hier erwartet Pontius Pilatus, in diesem Jahr gespielt von Giovanni Di Gregorio, den in Fesseln gelegten Jesus. Als Statthalter des römischen Kaisers Tiberius verurteilt er Jesus zum Tode am Kreuz.

Letzte Station gegen 20.30 Uhr - Kreuzigung Jesu am Münsterplatz

Daraufhin folgt der anstrengendste Part für den Jesus-Darsteller Crusafio. Über mehr als einen Kilometer und die Schwilmengasse, Glöcklerstraße und schließlich die Hirschstraße trägt er ein rund 50 Kilogramm schweres Kreuz bis zum Ulmer Münsterplatz. Vor dem Westportal findet schließlich die Kreuzigung statt - so viel sei verraten: Die drei Darsteller von Jesus, Dismas und Gestas werden nur an die Kreuze angebunden. Anschließend werden die drei Schauspieler wieder herabgeholt.

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