
28-Jähriger wird Opfer von Liebesbetrug: Polizei fasst 27-Jährige in Ulm

Über Facebook nahm eine vermeintliche Freundin Kontakt zu einem 28-Jährigen auf. Jedoch trafen sie sich nur zu Geldübergaben. Bei einem erneuten Treffen war die Polizei dabei.
Der junge Mann dachte womöglich, das könnte die große Liebe sein. Doch der Polizei war offensichtlich schnell klar, dass hier keine Gefühle, sondern wohl eher Profitgier dahinterstecken könnte. Ein 28-Jähriger hatte bereits tausende Euro an seine Internet-Bekanntschaft übergeben. Es waren die einzigen Treffen der beiden. Als erneut eine höhere Summe Geld fließen sollte, kam die Neu-Ulmer Kriminalpolizei ins Spiel und die 27-Jährige wurde vorläufig festgenommen.
Die vermeintliche Internet-Beziehung bestand nach Angaben der Ermittler schon seit mehreren Wochen. Im Dezember vergangenes Jahres schrieb der 28-Jährige die ihm zum damaligen Zeitpunkt unbekannte Frau über Facebook an. Scheinbar recht schnell erkannte die ihre Chance, über den jungen Mann an Geld kommen zu können.
Liebesbetrug in Neu-Ulm: Frau nutzt Gutmütigkeit schamlos aus
Zunächst hätten sie rege Nachrichten ausgetauscht. Es habe sich zumindest in den Augen des 28-Jährigen "eine aufrichtige Partnerschaft" entwickelt, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Doch die Frau soll die Gutmütigkeit schamlos ausgenützt haben.
Mehrfach soll die 27-Jährige ihrem vermeintlichen Liebling Notsituationen vorgespielt haben, darunter etwa Geldnöte oder Autounfälle. So habe sie ihn dazu bringen können, dass er ihr Geld zahlt. Binnen weniger Wochen seien so mehrere Tausend Euro geflossen. Die Polizei spricht von einer "mittleren vierstelligen Summe". Zu Treffen zwischen dem angeblichen Liebespaar war es ausschließlich im Rahmen der Geldübergaben gekommen.
Betrug gipfelt in Neu-Ulm: Vermeintliche Freundin soll entführt worden sein
Am Montagmorgen dann "gipfelte der Betrug in Neu-Ulm", schreibt die Polizei. Erneut sei ein hoher Geldbetrag gefordert worden. Dem 28-Jährigen sei eine Nachricht zugespielt worden. Darin habe es geheißen, dass seine vermeintliche Freundin durch unbekannte Täter entführt worden sei. Es sei angeblich Lösegeld im mittleren vierstelligen Bereich gefordert worden, das im Stadtgebiet von Ulm übergeben werden sollte.
Auf Basis dieses Sachverhalts habe der junge Mann schlussendlich doch die Kriminalpolizei in Neu-Ulm aufgesucht. Zunächst aber nur deshalb, um die in seinen Augen tatsächlich stattfindende Entführung zur Anzeige zu bringen. Erst nach intensiven Gesprächen hätten die Beamten ihn davon überzeugt können, dass diese vorgetäuscht ist, heißt es im Polizeibericht.
Ermittler stellen der Frau eine Falle, der Mann spielt mit
Die Polizisten wollten der Frau in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Memmingen nun eine Falle stellen. Der Mann sollte die Frau weiter im Glauben lassen, dass er ihr das geforderte Lösegeld tatsächlich geben will. Und das klappte offensichtlich auch: In einer fingierten Geldübergabe konnte die 27-Jährige festgenommen werden, die laut ihren Angaben von den Entführern selbst zum Übergabeort geschickt worden sei.
Erste Ermittlungen aber sollen schnell bestätigt haben, dass die Entführung vorgetäuscht war und die Tatverdächtige alleine handelte, heißt es im Polizeibericht. Die 27-Jährige wurde nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Sie muss sich nun wegen Betrugs und versuchter Erpressung verantworten.
Achtung, Liebesbetrug: Diese Tipps gibt die Polizei
Jene Masche mit der vorgegaukelten Liebe ist der Polizei nach eigenen Angaben bestens bekannt. Sogenanntes Love- oder Romance-Scammer würden mit den Gefühlen ihrer Opfer spielen. Über Partnerbörsen bauen sie Vertrauen auf, um dann im Namen der Liebe Geld und andere finanzielle Gefallen fordern zu können. Viele würden zu spät merken, dass sie betrogen werden. Was Betroffene im Ernstfall tun können:
- Ignorieren - auf keinen Fall Geld überweisen
- Sichern - alle Mails und Chats speichern
- Blockieren - jeglichen Kontakt abbrechen
- Hilfe holen - Anzeige bei der Polizei erstatten
Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden im Jahr 2022 über 40 Fälle bekannt. Insgesamt erbeuteten Lovescammer im vergangenen Jahr zwischen Donau und Bodensee mehr als 900.000 Euro. Im Landkreis Neu-Ulm entstand in einer einstelligen Anzahl an Fällen ein Vermögensschaden in Höhe von mehr als 190.000 Euro. Ende September 2022 beispielsweise eine 58-Jährige aus dem Kreis Neu-Ulm Opfer des "Love Scamming" geworden. Sie überwies einen hohen vierstelligen Eurobetrag auf ein ausländisches Konto. Ob die Bank den Geldbetrag zurückholen konnte, blieb damals noch fraglich. (AZ)
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.