
Ian Paice: Bescheidener Rockstar gibt den Takt vor


Beim Auftritt der Deep-Purple-Tribute-Band Purpendicular im Roxy bekommt einer längeren Applaus als die Rocklegende Ian Paice. Der Auftritt ist ein solider Ausflug in die Vergangenheit.
Klassischer geht's gar nicht: Das Schlagzeug-Intro mit diesem schnellen Shuffle-Rhythmus kündigt schon an, was gleich kommen wird, nämlich "Highway Star", diese unkaputtbare Rasernummer, mit der Deep Purple nicht nur ihr ikonisches Live-Album "Made in Japan" eröffnet haben, sondern ungezählte weitere Shows. Der Mann, der den Groove vorgibt, ist derselbe wie damals, Ian Paice. Doch seine Mitmusiker sind eben nicht Deep Purple, sondern Purpendicular. Und sie machen ihre Sache gut im Ulmer Roxy, auch wenn sie längst nicht so entfesselt klingen wie die Ur-Formation bei ihrem Japan-Trip, der Rock-Geschichte geschrieben hat.

Purpendicular sind eben "nur" eine Tribute-Band, die sich dem Purpur-Sound mit Haut und Haar verschrieben hat. Aber von anderen Tribute-Bands unterscheidet sie sich vor allem dadurch, dass meistens eben der echte Ian Paice hinter dem Schlagzeug sitzt. Und der spielt so, wie eben nur er: Nicht übertrieben kraftvoll, eher mit lockerem Swing, was dem Deep-Purple-Hardrock immer eine Spur Leichtigkeit mitgibt. Bei Purpendicular ist er der Star, obwohl er sich nicht so gibt, sondern einfach nur seinen Job abliefert - für einen 75 Jahre alten Rock-Schlagzeuger tut er das verdammt gut. Seine rasanten Wirbel hat er immer noch drauf, Respekt! Nur kurz vor der Zugabe tritt er ans Micro und plaudert ein launig und selbstironisch mit dem Publikum, entschuldigt sich für Fehler und bedauert, dass er immer noch nicht bei den Frauen ankommt.
Bei Purpendicular hat Herbert Bucher ein Heimspiel
Dafür kommt er aber bei den Fans an. Allerdings: Als der Sänger Robby Walsh die Band vorstellt, erhält einer deutlich mehr Applaus als alle anderen, Gitarrist Herbert "Herb" Bucher aus Neu-Ulm. Viele kennen und schätzen ihn, weshalb das für ihn das perfekte Heimspiel ist. Das leidet in der ersten Hälfte allerdings daran, dass der Mann am Mischpult seine Gitarre viel zu leise ausgesteuert hat und die Soli durch das Bass-Wummern leider nicht so recht durchdringen. Später hat er dann den Raum, den er für seine Fingerfertigkeit verdient.

Die Band spielt sich durch das klassische Purple-Repertoire, ergänzt durch drei Songs von Whitesnake, bei denen Paice ja auch zeitweilig trommelte, und zwei eigene Nummern, die immerhin höflichen Applaus bekommen. Aber natürlich waren alle gekommen, um die alten Sachen zu hören: "Black Night", "Perfect Strangers", "Lazy", "Space Truckin'", "Hush" und das unvermeidliche "Smoke On The Water". Keine Überraschungen also. Nur das selten gespielte "Stormbringer" in der Zugabe fällt ein wenig aus dem Rahmen der üblichen Verdächtigen. In "Black Night" gräbt die Band tief nach den Wurzeln und flicht kurz den klassischen Blues "Sweet Home Chicago" sowie den "Roadhouse Blues" von den Doors ein.
Purpendicular rocken eineinhalb Stunden solide
Purpendicular rocken rund eineinhalb Stunden lang solide und fast ein wenig verhalten – gut, aber nicht überragend. Sänger Walsh gibt einen ordentlichen Frontman ab, der tatsächlich stellenweise ganz hübsch nach Ian Gillan klingt, wobei er allerdings bei den klassischen Schreien nicht wirklich mithalten kann – aber die bringt Gillan ja auch schon lange nicht mehr hin. Übrigens war das Roxy nicht ganz voll, die Halle musste hinten ein bisschen abgehängt werden. Dennoch: Die Stimmung war angemessen prächtig.
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