An mehreren Bäumen am Ufer des Pfuhler Sees waren vor wenigen Tagen noch vor dem Eichenprozessionsspinner gewarnt worden. Dessen Raupenhaare gelten als gefährlich und können allergische Reaktionen auslösen. Ihre offenbare Präsenz rund um den Badesee ist aber nicht der Grund, warum der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) am Neu-Ulmer Landratsamt am Dienstag an die Öffentlichkeit geht und die Stadt Neu-Ulm an der Badestelle entsprechende Hinweisschilder aufstellen will. (Am Dienstagnachmittag war lediglich eins am Wasserwacht-Häuschen zu finden.) Der Grund sind vielmehr sogenannte Zerkarien, die laut Behörden aktuell vermehrt im Badesee auftreten. Wer mit diesen Kontakt hat, bei dem kann es zu einem juckenden Hautausschlag kommen. Ein Badeverbot wird nicht ausgesprochen. Für Menschen bestehe keine Gefahr, heißt es.
Innerhalb einer Woche seien beim ÖGD sieben Meldungen von Badegästen eingegangen, die nach einem Aufenthalt im Pfuhler Badesee eine sogenannte Zerkarien-Dermatitis entwickelt haben, wie die Neu-Ulmer Kreisverwaltung am Dienstag mitteilt. Bei Zerkarien handelt es sich demnach um Larvenstadien bestimmter Saugwürmer.
Nochmaliger Kontakt mit Zerkarien kann zu juckendem Hautausschlag führen
Beim Erstkontakt mit den Menschen töte das menschliche Immunsystem diese in der Regel ab. Erstinfektionen verlaufen in der Regel ohne Symptome. Es könne aber auch ein leichtes Hautjucken auftreten, das von kleinen roten Flecken begleitet ist. Hat derselbe Mensch zu einem späteren Zeitpunkt nochmals Kontakt mit Zerkarien, könne dies zu einem juckenden Hautausschlag führen. Der Rat des ÖGD: „Bei Auftreten von Symptomen sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen.“

Das Auftreten von Zerkarien hängt nach Angaben des Gesundheitsdienstes von verschiedenen Faktoren ab. Natürliche Endwirte sind Wasservögel wie Enten, Gänse und Schwäne. Des Weiteren spielt es eine Rolle, wie viele Süßwasserschnecken, die Zwischenwirte für Zerkarien sind, infiziert sind. Die Wassertemperatur und lange Sonnenscheinperioden können einen Einfluss auf die Anzahl der infizierten Schnecken haben, mit der Folge, dass die Infektionsgefahr für die Badegäste steigt.

Auch Zugvögel sind ein wichtiges Reservoir für Zerkarien und können somit zu einem Anstieg der Zerkariendichte beitragen. Ebenfalls kann das Badeverhalten wie zum Beispiel ein längeres Verweilen im Wasser aufgrund sehr warmer Temperaturen eine Rolle spielen, da sich hierdurch die Expositionszeit der Badegäste verlängert.

Für welchen Zeitraum mit einer Beeinträchtigung für Badende durch das Vorkommen von Zerkarien gerechnet werden muss, lässt sich laut ÖGD zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen. Laboruntersuchungen auf Zerkarien seien nicht nur sehr aufwendig, sondern vor allem nur begrenzt aussagekräftig. Es sei in der Regel davon auszugehen, dass Zerkarien so lange im Badewasser vorkommen, wie sich dort auch deren Wirte (Wasservögel) und Zwischenwirte (Wasserschnecken) aufhalten. „Dies kann im Zweifelsfall die gesamte Badesaison über andauern“, so die Kreisverwaltung. (AZ/krom)
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