Als Tom Gaal in der fünften Minute der Nachspielzeit einen Schussversuch des Gegners blockte und damit einer weitere Chance zunichte machte, drehte er sich in Richtung Gästefanblock, ballte beide Fäuste und ließ sich für diese Aktion von den rund 2000 Spatzen-Anhängern frenetisch feiern. Diese Szene stand beispielhaft für die Leistung des SSV Ulm 1846 Fußball bei der SpVgg Greuther Fürth. Der 1:0-Erfolg des Aufsteigers war ein Sieg des unbedingten Willens, der Leidenschaft und großen Emotionen. Durch den Erfolg klettern die Ulmer zumindest über Nacht auf den Relegationsplatz der Zweitliga-Tabelle.
Die Gastgeber störten zunächst früh, setzten die Ulmer schon beim Spielaufbau tief in der eigenen Hälfte unter Druck. Chancen blieben in der Anfangsphase auf beiden Seiten Mangelware, die Annäherungen aufs jeweils gegnerische Gehäuse waren recht zaghaft. Dafür gab es einen frühen Schockmoment (9.) für die Spatzen: Aaron Keller war ohne Fremdeinwirkung umgeknickt und musste längere Zeit behandelt werden, konnte dann aber mit bandagiertem Fuß weitermachen.
Acht Ulmer Torschüsse in der ersten Halbzeit, aber keine Tore
Vom Hocker riss die Partie in den ersten 20 Minuten kaum jemanden. Das lag vermutlich in erster Linie daran, dass beide Kontrahenten das große offensive Risiko scheuten. Bloß keinen Fehler machen, lautete die Devise stattdessen. Nach 22 Minuten wurde der Aufsteiger erstmals gefährlicher. Kellers Schuss wurde abgeblockt, ein Abschluss von Semir Telalovic zur Ecke abgefälscht und auch bei Higls Versuch brachten die Fürther im letzten Moment noch einen Fuß dazwischen (26.). Es war eine gute Phase des SSV, der allmählich mutiger wurde und durch Tom Gaal eine weitere gute Möglichkeit hatte (28.). Dieses Mal war Torhüter Nahuel Noll zur Stelle. Auf der anderen Seite fiel den Hausherren nicht viel ein. Vier Torabschlüsse standen zur Pause zwar in der Spielstatistik, die waren bis auf einen letztlich zu unplatzierten Kopfball von Noel Futkeu (36.) allesamt harmlos.
Maurice Krattenmacher bringt die Spatzen in Führung
Die ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff, die den Spatzen vor einer Woche gegen Hertha BSC zum Verhängnis geworden waren, überstanden sie dieses Mal schadlos. Die SpVgg Greuther Fürth war jetzt aber deutlich aktiver als vor dem Seitenwechsel, verfehlte das Ulmer Tor bei zwei Schüssen aus der Distanz nur knapp. Noch enger ging es wenig später (58.) auf der Gegenseite zu, als ein weiter Einwurf des SSV von Felix Higl mit dem Kopf in Richtung Tor verlängert und von Niko Gießelmann spektakulär per Fallrückzieher auf der Linie geklärt wurde. In höchster Not. Das Quäntchen Glück, das ihnen in dieser Szene noch fehlte, hatten die Gäste in der 63. Minute. Maurice Krattenmacher zog einfach mal ab, sein Schuss wurde von Fürths Joshua Quarshie unhaltbar ins Tor der Franken zum 0:1 abgefälscht.
Niclas Thiede ist mit einem starken Abwehrreflex zur Stelle
Der Tabellen-17. wollte mehr, igelte sich auch mit der Führung im Rücken nicht in der eigenen Hälfte ein. Trotzdem war hinten weiterhin höchste Vorsicht angebracht. Wie beispielweise bei der Großchance von Branimir Hrgota (70.): Seinen Schuss aus der Drehung bugsierte Niclas Thiede im Ulmer Tor mit einem starken Reflex per Fuß noch an die Latte. Definitiv ein Warnschuss kurz vor der Schlussviertelstunde, die schon so oft in dieser Saison zur Zitterpartie für den Aufsteiger geworden war. Und dieses Mal? Sie erledigten ihre defensive Aufgabe gewissenhaft und profitierten von vielen Ungenauigkeiten im Spiel der Fürther, mussten aber ganz schön lange dagegenhalten, denn Schiedsrichter Eric Weisbach ließ satte acht Minuten nachspielen. Acht Minuten, in denen die Gastgeber alles nach vorne warfen. Acht Minuten, in denen die Ulmer alles reinwarfen und sich am Ende feiern lassen durften für den zweiten Auswärtssieg der Saison. Einen Sieg des unbedingten Willens.
So haben sie gespielt
- SpVgg Greuther Fürth: Noll - Gießelmann (86. Münz), Quarshie, Loosli - John, Green, Meyerhöfer (46. Klaus), Asta (76. Massimo) - Hrgota, Futkeu (76. Kasper), Consbruch (66. Srbeny).
- SSV Ulm 1846 Fußball: Thiede - Kolbe, Strompf, Gaal - Keller (90.+2 Rösch), Dressel, Brandt, Allgeier - Telalovic (87. Chessa), Krattenmacher (78. Batista Meier), Higl (90.+2 Röser).
- Tore: 0:1 Krattenmacher (63.).
- Gelbe Karten: Asta, Quarshie - Krattenmacher, Brandt.
- Schiedsrichter: Eric Weisbach (28, Halle).
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