Man kann natürlich nach einer psychologischen Komponente suchen. Schleicht sich in die Köpfe die Erinnerung an die vergangene Saison, in der Ratiopharm Ulm schon in der Viertelfinalserie der Play-offs an Würzburg gescheitert ist? Man muss dann aber auch fragen: In welche Köpfe genau? Mit Justinian Jessup, Nico Bretzel, Philipp Herkenhoff und Karim Jallow gibt es aktuell genau vier Spieler, die damals schon fester Bestandteil der Rotation waren. Wenn man den seit Monaten verletzten Tommy Klepeisz dazu zählt, dann sind es fünf. Noa Essengue und Tobias Jensen haben vor einem Jahr kaum eine Rolle gespielt. Einem Marcio Santos, Nelson Weidemann, Ben Saraf oder Nate Hinton dürfte es sogar völlig schnuppe sein, was in der vergangenen Saison zwischen Ulm und Würzburg passiert ist. Die psychologische Komponente dürfte also weniger wichtig sein in der aktuellen Halbfinalserie zwischen diesen beiden Mannschaften, die Ulmer Nerven sollten auch nach der 77:87-Niederlage in Spiel zwei am vergangenen Mittwoch nicht allzu sehr flattern. Die simple Maßgabe von Trainer Ty Harrelson vor Spiel drei am Samstag (18.30 Uhr) in der ausverkauften Ratiopharm-Arena: Besseren Basketball spielen als am Mittwoch und sich damit einen Matchball im Kampf um den Einzug in die Endspielserie erarbeiten.
Ratiopharm Ulm bangt weiter um Philipp Herkenhoff
Was nach Harrelsons Analyse dazu gehört: Weniger Ballverluste – in Würzburg waren es 23 – und mehr als sieben Dreier bei 30 Versuchen versenken. Die einfache Rechnung des Ulmer Trainers: „Wenn wir ein paar Dreier mehr treffen, dann gewinnen wir, obwohl wir trotzdem nicht unseren besten Basketball spielen.“ Während sein Geschäftsführer Thomas Stoll bei X dezente Kritik an ein paar Schiedsrichter-Entscheidungen geäußert hat, bleibt Harrelson bei diesem Thema gelassen: „Spieler machen Fehler, Schiedsrichter machen Fehler. Das sind auch Menschen. Und wenn wir besser spielen, dann brauchen wir nicht über die Schiedsrichter reden.“ Viel mehr beschäftigt ihn natürlich der gesundheitliche Zustand von Philipp Herkenhoff. Der 2,09-Meter-Mann hat wegen einer Verletzung am linken Bein in der Halbfinalserie gegen Würzburg noch nicht gespielt. Prognose für Samstag: unmöglich. „Einen Tag ist es besser und einen Tag ist es wieder schlechter“, sagt sein Trainer.
Stressige Tage für zwei Spieler von Ratiopharm Ulm
Eine stressige Zeit erleben derzeit Noa Essengue und Ben Saraf. Alle paar Tage ein Spiel in den Play-offs und dann muss ja auch noch der sehr wahrscheinliche Wechsel in die NBA vorbereitet werden. Wie BBL-Kolumnist Stefan Koch in einem Beitrag erklärt, müssen die Aspiranten vorab eigentlich an einem sogenannten „Draft Combine“ teilnehmen, bei dem sie unter anderem vermessen, untersucht und von Vertretern potenzieller Arbeitgeber interviewt werden. Die NBA bietet dafür Termine in Chicago und im italienischen Treviso an. Beide können Essengue und Saraf während der Play-offs natürlich nicht wahrnehmen, also kommt die NBA zu ihnen. Ein Arzt aus der besten Liga der Welt reiste laut Koch nach Ulm, auch einige der Gespräche mit den NBA-Vertretern werden am Orange-Campus geführt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden