Das Ziel ist zum Greifen nahe und Ratiopharm Ulm kann es auf dem schnellstmöglichen Weg erreichen: Noch ein Sieg im Heimspiel am Samstag (18 Uhr) gegen Alba Berlin und der Hauptrunden-Zweite steht in der Halbfinal-Serie um die deutsche Meisterschaft. Wenn eine Mannschaft in einer Best-of-five-Serie die ersten drei Spiele gewinnt und damit durch ist, dann nennt man das in der Basketball-Sprache einen „sweep“. Das Wort bedeutet auf deutsch so viel wie „fegen“, der Gegner wird also aus dem Wettbewerb gefegt. Das klingt irgendwie nach Demütigung und genau das wäre es für den elffachen deutschen Meister Alba Berlin. Genau das haben sich die Ulmer auch vorgenommen. „Man ist in den Play-offs dankbar für jede Erholungsphase und jeden freien Tag“, sagt Nationalspieler Nelson Weidemann. Nach einem Sieg am Samstag hätten er und seine Teamkollegen eine Woche Ruhe und könnten entspannt abwarten, ob sie es im Halbfinale mit Braunschweig oder Würzburg zu tun bekommen. In dieser Serie steht es 1:1, es gibt also mindestens ein viertes Spiel am Dienstag der kommenden Woche.
Bei Wettanbietern ist Ratiopharm Ulm Favorit
Wer am Samstag auf Ulm wettet, der kann nicht reich werden. Bei einem großen Anbieter gibt es für einen Euro Einsatz nur 1,45 Euro zurück. Wenn Alba gewinnt, dann wird beinahe doppelt so viel ausbezahlt. Die Viertelfinalserie schien vor ihrem Beginn noch ziemlich offen zu sein. Jetzt gibt es einen klaren Favoriten und das ist Ratiopharm Ulm. Das hat viel zu tun mit Spiel zwei am vergangenen Mittwoch in der Berliner Uber-Arena. Ulm gewann mit 74:62 und war trotz eines kleinen Wacklers im letzten Viertel in so ziemlich jeder Hinsicht besser. Viele Fans der Albatrosse machen ihrem Frust in den sozialen Medien Luft, der Glaube an ein versöhnliches Ende einer verkorksten Saison, er schwindet auch bei ihnen.
Plötzlich gewinnt auch eine eigentlich nebensächliche Statistik an Bedeutung: Der Berliner Trainer Pedro Calles hat mit verschiedenen Mannschaften zuletzt 14 Mal nacheinander Play-off-Spiele verloren. Noch aussagekräftiger ist eine von der Basketball-Bundesliga veröffentlichte Zahl: Seit der Saison 1998/99 hat es nur dreimal eine Mannschaft geschafft, nach einem 0:2-Rückstand weiterzukommen.
Philipp Herkenhoff war der Mann des Spiels
Dass es den Albatrossen schwerfallen dürfte, die Nummer vier in dieser kurzen Liste zu werden, das liegt auch an der enormen Ausgeglichenheit der Ulmer Mannschaft, die dadurch ganz schwierig auszurechnen ist. Am Mittwoch in Berlin war zum Beispiel Philipp Herkenhoff der Mann des Spiels. Mit zwei Dreiern und einem Block gegen Justin Bean sorgte der 2,09-Meter-Schlaks dafür, dass die Aufholjagd des Gegners im Schlussabschnitt schnell versandete. Wäre es nicht schade, wenn so ein Mann nach der Saison tatsächlich nach Vechta wechseln würde? Ty Harrelson hat darauf nur beschränkten Einfluss, entsprechend diplomatisch fällt die Antwort des Ulmer Trainers aus: „Es ist immer schade, wenn Trainer und Spieler getrennte Wege gehen. Aber es passiert im Sport.“
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