
Ratiopharm Ulm nimmt gegen Hamburg eine Halbzeit lang Anlauf

Plus Am Ende gewinnen die Basketballer auch ohne ihren neuen Brasilianer sicher gegen Hamburg.

Die Frage ist fast so alt und ähnlich schwer zu beantworten wie die nach der Henne und dem Ei: War der Sieger nun so gut oder war der Verlierer so schlecht? Meistens stimmt beides irgendwie – so auch beim 80:65-Sieg von Ratiopharm Ulm in Hamburg, durch den die Mannschaft von Trainer Anton Gavel Tuchfühlung zu den Play-off-Plätzen in der Basketball-Bundesliga aufgenommen hat.
Dabei lässt sich die berühmte Frage mit Blick nur auf die erste Halbzeit klar beantworten: In der waren beide Mannschaften schlecht. Ulm spielte noch ohne den neu verpflichteten brasilianischen Center Bruno Caboclo und hatte deswegen Probleme direkt unter dem Korb, Hamburg nutzte das ungenügend und führte zur großen Pause nur knapp mit 42:40. Der Ulmer Sportdirektor Thorsten Leibenath befand im Halbzeit-Interview: „Das Beste bisher ist noch das knappe Ergebnis.“
Er durfte anschließend erfreut zur Kenntnis nehmen, dass seine Mannschaft es auch ohne den langen Brasilianer besser kann und Hamburg noch viel schlechter. Für die Mannschaft aus der neuen Wahlheimat des Ulmer Basketball-Denkmals Per Günther standen am Ende schauerliche Zahlen zu Buche: Nur sechs von 20 Dreiern drin und lediglich 13 von 25 Freiwürfen, 21 Ballverluste und den körperlich derzeit nun wirklich nicht überragend aufgestellten Ulmern 19 Offensiv-Rebounds überlassen. „Die Leistung heute war einfach indiskutabel“, befand der Hamburger Trainer Raoul Korner.
Dafür wiederum konnten ja die Ulmer nichts. Die nahmen die Geschenke des Gegners dankbar an und nutzten die seltene Gelegenheit, einmal ein Spiel mit einer schwachen Trefferquote aus dem Feld von nur 35 Prozent zu gewinnen. Wichtig für die Psyche dürfte es sein, dass die Verteidigung einen Gegner bei nur 65 Punkten hielt – am vergangenen Dienstag hatte Bonn gegen Ulm noch mehr als 100 erzielt. Hamburg brachte in der gesamten zweiten Halbzeit lediglich 23 zustande, ganze neun waren es im bereits entscheidenden dritten Viertel. In diesen Spielabschnitt startete Ulm mit einem 14:1-Lauf und drehte damit das Spiel zu einer eigenen 54:43-Führeng, mehr als sechs Minuten lang erzielte Hamburg keinen einzigen Korb aus dem Feld – damit war die Partie durch.
Symptomatisch für das Spiel der Ulmer Mannschaft war die Leistung von Karim Jallow: Null Punkte vor der Pause, am Ende waren es dann doch 14. Auch Juan Nunez lieferte erneut eine starke Leistung ab. Beim jungen Spanier scheint das Ulmer Nachwuchskonzept zu funktionieren, bei Fedor Zugic geht es bisher nicht auf. Der Montenegriner bleibt den Nachweis der Tauglichkeit für die Bundesliga oder gar noch höhere Aufgaben weiterhin schuldig.
Ratiopharm Ulm: Christen (16 Punkte), Jallow (14), Paul (13), Santos (11), Nunez (11), Fuchs (7), Klepeisz (6), Hawley (2), Zugic, Dorn.
Bester Ulmer Dreierschütze: Christen (4/10).
Beste Ulmer Rebounder: Jallow (7), Hawley (7).
Ulmer Trefferquote: 35 Prozent (28/80).
Ulmer Dreierquote: 26 Prozent (12/46).
Ulmer Freiwurfquote: 75 Prozent (12/16).
Beste Hamburger Werfer: McCullum (16), Woodard (12).
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