
Auch Feiern will gelernt sein: So lief der Pokal-Abend des TTC Neu-Ulm

Plus Der TTC Neu-Ulm gewinnt den Tischtennis-Pokal, an die Organisation einer Fete hat niemand gedacht. Für das ansonsten so umstrittene Projekt gibt es nur Lob.
Auch Feiern will gelernt sein. Beim TTC Neu-Ulm etwa. Klar, der Sieg im deutschen Tischtennis-Pokal am Sonntag war der erste Titelgewinn für den noch jungen Verein und zu erwarten war er nicht unbedingt. Der erste Erfolg über den großen Konkurrenten Düsseldorfer ohnehin nicht.
Aber auf dem Wunschzettel des Vereinspräsidenten stand der Triumph durchaus und im Bereich des Möglichen lag er auch. Gründe genug also für eine angemessene Fete nach dem Tischtennis-Fest in der Arena. Zu dem der TTC schon mit einer ersten Teilnahme maßgeblich beigetragen hat. Nur: Die Frage nach einer Siegesfeier hat Klubchef Florian Ebner offenbar mehr überrascht als das grandiose Spektakel seiner Spieler an der Platte.
In der Champions-League geht es wieder gegen Düsseldorf
„Mir ist nichts bekannt“, sagte der TTC-Gründer eine Stunde nach dem letzten Ballwechsel, schob dann jedoch vorsichtig nach: „Vielleicht finden wir noch eine Pizzeria.“ Womöglich war Ebner aber auch vom Auftritt seiner Weltklasse-Auswahl schlichtweg überwältigt. Verständlich wäre es. Wie auch immer: Der Präsident wirkte eher geschafft als euphorisch. Von Jubelpose jedenfalls keine Spur. Von künftigen Zielen und neuen Herausforderungen auch nicht. Stattdessen bescheidene Zurückhaltung. „Für mich ist Dima Ovtcharov der Vater des Erfolges“, so seine Analyse. Zum einen mit seinem wichtigen Punktgewinn im Finale, zum andern bei Ebners Einkaufs-Coup im Sommer: „Er hat doch die drei Kollegen mitgebracht.“ Truls Moregardh also, Lin Yun-Ju und den Japaner Tomokazu Harimoto, der demnächst in der Champions League wieder für den TTC aufschlagen soll.
Die Tradition fehlt ebenso wie ein sportlicher Unterbau
Der Medienmanager kennt die Kritik an seinem Klub, dem die Tradition ebenso fehlt wie ein sportlicher Unterbau. Mehr Projekt eben als Vereinsleben im herkömmlichen Sinn. Am Sonntag indes waren die Meinungen ungeteilt. Vielmehr gab es neben dem Titel nur Lob und Komplimente. „Wir brauchen solche positiv verrückten Leute, die ein Risiko eingehen und Geld in die Hand nehmen. Das ist für den Tischtennissport in Deutschland nur förderlich“, befand etwa Steffen Fetzner, der Doppel-Weltmeister von 1989. Beim Turnier in der Arena fungierte er ebenso wie sein damaliger Partner Jörg Roßkopf, inzwischen Bundestrainer, als Co-Kommentator.

Sie verfügen auch über gemeinsame Pokalerfahrung: Beide waren an drei Düsseldorfer Titelgewinnen zwischen 1990 und 1994 beteiligt. Auch die sonntäglichen Kontrahenten Timo Boll und „Dima“ Ovtcharov konnten übrigens schon einmal den Cup gemeinsam für die Borussen stemmen, 2008 nämlich. Beider Mentor Hans Wilhelm Gäb, Aufsichtsratsmitglied in Düsseldorf und seit Jahren Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), gibt Fetzner Recht: „Florian Ebner leistet hier doch großartige Arbeit, für unseren Sport ist das nur gut.“ Auch deswegen sei er „dagegen, das Thema zu moralisieren“.
Die Verbandschefin ist begeistert von Arena und Atmosphäre
Ebenso begeistert von der Arena wie der Atmosphäre war ferner DTTB-Präsidentin Claudia Herweg. Den Ausgang des Turniers wollte sie nicht kommentieren: „Ich bleibe doch neutral“, sagte die erste Frau an der Verbandsspitze. Dafür lobte sie die große und wichtige Unterstützung seitens der beiden Kommunen. Dass deren Oberhäupter das „Bad“ am Boxenrand genossen, stand außer Frage. „Die Stimmung, der Sport, die Spannung, ich bin sehr beeindruckt“, freute sich Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger. Ihr Ulmer Kollege Gunter Czisch war nicht minder angetan: „Zwei regionale Klubs dabei, einer im Finale, besser geht es nicht.“
Nicht ganz so gut gelaunt verabschiedeten sich verständlicherweise die Verlierer des Tages aus der Halle. Saarbrückens Team allerdings blieb vor Ort: Der Tabellenzweite kommt bereits am Dienstagabend (19 Uhr) zum Bundesliga-Rückspiel gegen den TTC nach Pfaffenhofen. Für den Düsseldorfer und früheren Neu-Ulmer Nachwuchsstar Kay Stumper ging es dagegen ohne Einsatz zurück in die Wahlheimat. „Traurig“ sei er über den Ausgang, erklärte der 20-Jährige: „Ich verliere sehr ungern, vor allem gegen Neu-Ulm.“ Bei allem Frust freilich wollte er doch „anerkennen, dass sie heute stärker waren“.
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