Die Interessen schienen unvereinbar, die Positionen unverrückbar, der Ton zwischen dem Großverein SSV Ulm 1846 und dem SSV Ulm 1846 Fußball hatte sich in den vergangenen Monaten erheblich verschärft. Sogar das böse und geschichtlich belastete Wort „Dolchstoß“ fiel. Am Montag hat nun die Stadt Ulm zusammen mit den Vertretern beider Vereine ein Konzept für das Donaustadion vorgestellt, das irgendwie allen gerecht wird. Fußballer, Leichtathleten und Schüler sollen weiterhin die Arena in der Friedrichsau nutzen können. Aber: Der umfangreiche Umbau wird teuer, sehr teuer sogar für die Fußballer. Und für die Stadt und damit die Steuerzahler bleibt ein Restrisiko. Es geht Voruntersuchungen zufolge um ein Gesamtvolumen von 25 bis 30 Millionen Euro.
Das was ohnehin gemacht werden muss am Stadion, das übernimmt die Stadt. Etwa ein neues Funktionsgebäude am Nordeingang und weitere Sanitäranlagen. Die Ulmer Bürgermeisterin Iris Mann verspricht: „Wir legen umgehend los.“ Aber für die Erteilung einer Lizenz für die zweite Bundesliga fordert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bekanntlich weit umfangreichere Maßnahmen und auch die werden demnächst angepackt.
Tribünen im Ulmer Donaustadion werden abgerissen und durch überdachte ersetzt
Die Nordtribüne wird komplett abgerissen und durch eine überdachte Tribüne ersetzt, die soll bis zum Beginn der Saison 2026/27 fertig sein. Anschließend wird mit der Südtribüne ebenso verfahren. Alle Bauarbeiten sollen während des laufenden Spielbetriebs verrichtet werden, es wird provisorische Lösungen für die Zuschauer und Zuschauerinnen geben. Stehplätze wird es in beiden Kurven auch weiterhin geben, aber viel weniger als bisher. Es passen auch künftig 17.400 Fans ins Stadion, aber 11.000 bis 12.000 von ihnen statt wie bisher 4500 werden sich die Spiele sitzend anschauen. Das Geld für den Umbau der Tribünen streckt die Stadt Ulm vor, die Fußballer sollen es innerhalb von etwa zehn Jahren abstottern.

Das dürfte nicht einfach zu stemmen sein für einen Verein, der schon jetzt nach eigenen Angaben den kleinsten Spieleretat der zweiten Bundesliga hat und der ja außerdem auch etwa 1,4 Millionen Euro für die neue Rasenheizung zurückzahlen muss. Der Posten Tribünen-Neubau macht nach Schätzung der Stadt etwa drei Viertel des Gesamtvolumens aus. Auf den SSV Ulm 1846 Fußball kommt also in den nächsten zehn Jahren eine weitere Belastung im zweistelligen Millionenbereich zu.
Was ist, wenn der SSV Ulm 1846 Fußball absteigt? „Dieses Risiko bleibt“
Für einen Erst- oder Zweitligisten ist das vielleicht machbar, in den Profiligen wird schließlich sehr viel Geld bewegt. Aber was ist, wenn die Spatzen ein- oder gar zweimal absteigen? Dann bleibt die Stadt und damit der Steuerzahler vermutlich auf den Kosten sitzen. Das wissen auch die Mitglieder des Gemeinderats, der am 19. März den jetzt gefundenen Kompromiss absegnen muss. „Dieses Risiko bleibt“, sagt der erste Bürgermeister Martin Bendel. Der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher stellt aber fest: „Einen gewissen Mut müssen wir beweisen.“

Markus Thiele gesteht in diesem Zusammenhang: „Wir würden gerne jeden Euro in die Mannschaft stecken.“ Aber Vorrang hat für den Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball nach den drei Insolvenzen, die dieser Verein in seiner Geschichte bereits erlebt hat: „Wir müssen finanziell stabil bleiben.“ Über Details kann man ja reden. Iris Mann versichert jedenfalls: „Wir haben doch kein Interesse daran, den Verein zugrunde zu richten.“
Stadion-Neubau ist beim SSV Ulm 1846 Fußball nicht vom Tisch - im Gegenteil
Die Fußballer werden nun jedenfalls zügig Gespräche mit potenziellen Sponsoren und Investoren aufnehmen, um die Finanzierung auf stabile Beine zu stellen. Im Angebot sind die Namensrechte für die beiden neuen Tribünen und auch für das Stadion selbst. Geldgeber wird der Verein sowieso brauchen, denn das Thema Stadion-Neubau ist durch diesen Kompromiss nicht vom Tisch. Ganz im Gegenteil. Teil der am Montag vorgestellten Vereinbarung ist, dass auch diese Planungen vorangetrieben werden. Die Stadt hilft bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück, zahlen müssten die Fußballer ein neues Stadion aber komplett selber. Dabei geht es dann womöglich schon um einen dreistelligen Millionen-Betrag.

Aber das ist Zukunftsmusik. Kurz und mittelfristig ist wichtig: Die DFL hat laut OB Ansbacher bereits signalisiert, dass die Spatzen bei einer Realisierung der jetzt vorgestellten Umbauten eine Lizenz für die zweite Bundesliga bekommen würden. Und weil die Laufbahn drin bleibt im Donaustadion und die Zahl der Sitzplätze erheblich steigt, darf man beim Großverein SSV Ulm 1846 weiter von der erneuten Ausrichtung einer deutschen Leichtathletik-Meisterschaft träumen. „Das ist ein gehöriges Bekenntnis für den Spitzensport“, fasst der Oberbürgermeister zusammen.
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