
Experte zur ICE-Trasse Ulm–Augsburg: "Bahnausbau bringt keinen Nutzen"

Plus In Steinheim positioniert sich Bischt einmal mehr gegen die geplante Bahntrasse: deutlich, aber sachlich. Ein Fachmann sagt, was er für viel wichtiger hält.
Kinder sind mit Spielen beschäftigt, einige Helferinnen und Helfer mit dem Grillen von Würsten und der Ausgabe von Getränken. Ein kleines Festzelt ist auf der Wiese in der Nähe von Steinheim aufgebaut und rappelvoll. Doch nicht aus Feierlaune haben sich die Gäste hier eingefunden, sondern um zu demonstrieren. Im Ergebnis wurde es dann eher ein Nachmittag der sachlichen Auseinandersetzung, an dem die akustischen Einspieler tosender Züge die lautesten Töne beisteuerten. Die Bürgerinitiative Schwabentrasse (Bischt) hatte dazu eingeladen, das Netzwerk, das sich gegen das Bahnprojekt Ulm-Stuttgart in Position gebracht hat.
Am Mikrofon steht nun Herbert König und macht den knapp über 300 Anwesenden Mut: "Ich habe wenig Sorge, dass die Strecke jemals realisiert wird." König, war Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft und jetzt im Ruhestand, ist seit Längerem schon Unterstützer des Initiativen-Netzwerks und zugleich ausgewiesener Fachmann in Sachen Schienenverkehr. Er trägt seine Argumente auf eine sehr verständliche Weise vor, sehr sachlich, aber sehr entschieden im Tenor: Für ihn sind die Ausbaupläne von vorn bis hinten großer Murks und nicht nachvollziehbar. Sie seien nicht notwendig, brächten nicht die prognostizierten Effekte und seien im Grunde auch nicht finanzierbar angesichts des Modernisierungs- und Sanierungsstaus bei der Deutschen Bahn, sagte er bei der Veranstaltung.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Über die Fahrzeitverkürzung von bis zu 18 Minuten zwischen Augsburg und Ulm in eine Richtung verliert Herr König kein Wort. Für Pendler sind dies pro Tag bis zu 36 Minuten. Die gesamte Planung von Stuttgart bis München hat die Fahrzeitverkürzung im Focus.
Die Verdienste von Herrn König liegen in der Vergangenheit.
Er verzichtet hier ohne weitere Verhandlungen auf einen echten Ausbau der Bahn in der Region!
Er bietet nur leeres Gerede von einem "Ausbau" im Bestand. Man baut nur kein 3. Gleis dazu, sondern zerstört 2 funktionsfähige Gleistrassen und baut 3 Gleise neu, mit vielen Weichen und Anpassungen auf teils 4 Gleise in den Ortschaften!
Das geht nur unter rollendem Rad, mit jahrelangen Behinderungen und Verspätungen, vorerst dem Verzicht auf zeitnahe Reaktivierung der Staudenbahn und vielen Menschen die während der Bauphase auf das Auto umsteigen.
Der VCD Augsburg hat dazu eine Infoschrift erstellt:
https://vcd-augsburg.de/wp-content/uploads/2020/02/Flyer-6-Seiter-Wickelfalz_2020-02-01_web.pdf
ergänzende Informationen zum Beitrag von Herrn Kamm:
Die Diskussion ging über viele Jahre - es ist halt die Frage wer wann was gesagt hat und ob er damit am Ende auch Recht hatte.
Mann sollte wissen, dass die Entwurfsplanung der Schnellstrecke München - Ingolstadt - Nürnberg erst 1991 begann - nach!! der deutschen Wiedervereinigung. Die Streckenführung über Augsburg war im Grunde nach der Wende vom Tisch.
Ein paar Grüne blasen wegen der Trassenwahl noch immer die große CSU Verschwörungstheorie auf - es war schlicht der Gang der Geschichte der den Schwenk brachte PLUS 4- gleisiger Ausbau Augsburg - München, der trotzdem kam und heute schon wieder nicht ausreicht.
Man stand damals ja auch mit der neuen SFS Würzburg - Fulda - Kassel - Göttingen da, die eigentlich viel zu weit westlich im vereinigten Deutschland lag.
Dazu sollte man - erst recht als Fachmann -wissen, dass es in Deutschland keine 3 Gleise auf Strecken gibt. Also jeweils ein Gleis pro Richtung und das 3. Gleis nach Bedarf für die ein oder andere Richtung. Das gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Entweder 2 Gleise nach Augsburg und eins nach Ulm oder anders herum. Dass das nicht funktionieren kann, sollte klar sein.
Dazu kommt, das Weichen extrem teuer sind. Eine Weiche kostet aktuell ca. 200.000 Euro.
Selbst wenn man jetzt eine 3 gleisige Strecke baut, ist das ein Flaschenhals auf der Gesamtachse. Stuttgart-Ulm ist 4-gleisig. Augsburg-München auch. Jetzt ratet mal wo Züge warten müssen und damit Bahnsteige blockieren.
Die Aussagen/Forderungen von König sind rückständig, auf Kante gestrickt, ohne Potentiale für den sowieso geplanten Mehrverkehr. Wir reden hier von 114 Fernzügen und 60 Güterzüge (ohne Regionalbahnen). Letztere sollen übrigens verdoppelt werden und einen halben Stunden Takt fahren. Dann wird es auch zwischen Ulm und Offingen eng. Dann müssen in der Stunde pro Gleis ca. 10 Züge durch und das mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Also alle 6 Minuten ein Zug. Technisch minimale Zugfolge liegt bei ca. 2 - 3 Minuten (abhängig von der Geschwindigkeit und der Signaltechnik).
Auch sollte man bedenken, dass es zwischen Ulm und Augsburg keine Alternativstrecke gibt. Ist die Strecke blockiert oder bedarf einer Instandhaltung, dann gibt es keine Alternative.
Ich habe zu diesem Vorhaben noch keine endgültige Meinung. Doch zweierlei will ich zu bedenken geben:
1. Der frühere Bahnchef Dürr sagte uns mal in einer Diskussion über das damalige Vorhaben Neubaustrecke Ingolstadt (Beschleunigungsmaßnahmen und punktueller Ausbau auf der vorhandenen Strecke über Augsburg wären vorteilhafter gewesen):
Man muss wissen, Verkehrspolitik ist immer auch Baupolitik.
2. Herbert König, den ich seit Studienzeiten kenne, ist wirklich ein Bahn- und Verkehrsfachmann.
Raimund Kamm
Zu1:
Ulm - Augsburg ist ein TEN Projekt, also mit europäischem besonderem Interesse. Entscheidend sind hierbei hohe Leistungsfähigkeit und schnelle Verbindungen.
Zu 2. König als Bahnfachmann zu bezeichnen, halte ich zu weit hergeholt. 24 Jahre MVG und davor AVV zeugen bestimmt Fachwissen im ÖPNV, aber nicht bei der Bahn. In München ist die Bahn für die S-Bahn zuständig und nicht die MVG. In Augsburg gibt und gab es keine S-Bahn. Fern- und Güterverkehr ist was ganz anderes, besonders wenn es um Zugfolge und Zugplanung geht.
Bahnvorstand Dürr nach der deutschen Wiedervereinigung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schnellfahrstrecke_Nürnberg–Ingolstadt
>> Die Deutsche Wiedervereinigung veränderte die Planungsparameter grundlegend. Laut einem Brief von Bundesbahn-Vorstand Heinz Dürr an Staatsminister Peter Gauweiler vom 29. Mai 1991 sei durch die veränderten Verkehrsströme und -prognosen nach der Wiedervereinigung die Neubaustrecken-Variante unausweichlich geworden. Als Gründe führte er unter anderem die notwendige Kapazitätserhöhung durch die Neubaustrecke und die gestiegene Bedeutung einer Fahrzeitverkürzung zwischen Nürnberg und München an. Bei Realisierung der Augsburg-Variante wäre nun, laut Dürrs Angaben, auch ein viergleisiger Ausbau zwischen Roth und Treuchtlingen erforderlich geworden. <<
Ohne Worte !!!
Wenn Herr König meint, der Deutschlandtakt würde auch mit einer längeren Fahrzeit funktionieren, dann soll er bitte mal ein genaues Konzept, aufbauend auf den Deutschlandtakt-Entwurf, vorlegen, anstatt nur nebolöse Behauptungen von sich zu geben.
Das ist jetzt bundesweit die neue SPD Masche...
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mobilitaet/kleinkarierte-blockade-grunenpolitiker-kritisiert-klingbeils-haltung-zu-neubau-von-bahnstrecken-10197520.html
>> SPD-Parteichef Klingbeil blockiert den Schienenaubau in Niedersachsen. Die geplante Trasse ist in seinem Wahlkreis unbeliebt. Von Bahnpolitiker Matthias Gastel kommt scharfe Kritik. <<
Sagen wir es mal kurz, der vernünftige Teil der Grünen protestiert dagegen. Die Ideologen freuen sich schon über mehr Geld für grüne Herzensangelegenheiten.
Die Aussage, dass der Bahnausbau keinen Nutzen bringt, ist hanebüchener Unsinn. Was sich heutzutage als „Experte“ bezeichnet, erzeugt bei mir nur Kopfschütteln.
Zur Neubaustrecke kann jeder stehen wie er will, aber bei den Fakten sollte man schon bleiben. Für jeden normaldenkenden Mensch ist klar, dass eine Strecke mit 4 Gleisen ca. doppelt so viel Zugverkehr aufnehmen kann. Danke ETCS Level 2 (digitalisierte Zugsteuerung) sogar mehr. Es wird eine Trennung zwischen schnellen und langsamen Zügen geben. Der Regionalverkehr wird einen kürzeren Takt fahren können. Lärmschutz wird verbessert und die Verbindung zwischen Ulm und Augsburg wird deutlich kürzer. Da hat ein Auto dann auch keine Chance mehr, schneller zu sein.