"Das kunstseidene Mädchen" feiert Premiere im Podium
Plus Doris stammt aus einfachen Verhältnissen, doch sie will ganz nach oben. Auf ihrem Weg scheut sie nicht vor unlauteren Mitteln zurück.
Nein, eigentlich möchte man diese junge Frau nicht zur Freundin haben: Doris, 18. Stenotypistin und aus einfachsten Verhältnissen, will ganz nach oben, ohne Rücksicht auf die, die ihr dabei im Weg stehen – seien es Männer oder Frauen. Am Theater Ulm inszeniert Constanze Hörlin den Roman "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun in der Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen. Ein erschreckend zeitloses Szenario, ein großes Solo für Schauspielerin Stefanie Schwab.
Das Publikum sitzt in der Mitte des Podiums, die Sitze sind den ganzen Abend lang zu drehen, weil Doris auf den Seiten des Raumes unterwegs ist. Das ist etwas mühsam, manchmal kommen sich Beine der Drehenden gegenseitig ins Gehege. Auf dem Seitenstreifen ist man am Ende der Weimarer Republik, in den Jahren 1931/32: Doris' Vater ist arbeitslos, ihre Mutter arbeitet als Garderobiere an einem Theater im Rheinland. Mit ihrem Job werde sie ihre Ziele nie erreichen, ahnt Doris. Echte Talente aber hat sie nicht, und den Willen zur Weiterbildung ebenso wenig, dafür einen grandiosen Instinkt für Selbstoptimierung und einen unerschütterlichen Glauben an die eigene Außergewöhnlichkeit: Sie, mit allen Wassern gewaschen, will "ein Glanz werden", will berühmt werden – und leistet dazu vollen Körpereinsatz.
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