
Der "Tag der Schiene" ermöglicht seltene Einblicke am Ulmer Hauptbahnhof


Eisenbahn-Kultur in Reinform war am Wochenende in Ulm zu erleben. Die Bahn warb auch für mehr Verständnis bei Pendlern und Reisenden.
Der „Tag der Schiene“ war eine bundesweite Aktion der Deutschen Bahn, die über beide Wochenendtage ging und auch in Ulm Beachtung und großen Anklang fand. Die Bahn, die immer wieder insbesondere wegen ausgefallener Züge und Verspätungen in der Kritik steht, wollte Werbung für sich machen, wollte den Menschen Einblick in die vielfältigen Aufgaben des in mehrere Bereiche gegliederten Unternehmens geben.

Am Personalrekrutierungsstand bei der Werkstatt an der Ulmer Schillerstraße – dort geht es im Wesentlichen um den Betrieb, die Infrastruktur und die Instandhaltung - konnten sich Interessierte nach den diversen Jobs erkundigen, die es bei der Bahn gibt. Dabei gab es schon erste Vorstellungsgespräche. In allen Bereichen zusammen gibt es derzeit in Ulm über 1500 Beschäftigte und über 80 Auszubildende in einer Vielzahl von Berufen. Aber Verstärkung wird immer gesucht und um diese warben Daniel Oberhauser, der Besucher im Werkstattbereich herumführte und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen gehörig. Es gab auch einiges zu sehen, was den normalen Bahnkunden in der Regel verborgen bleibt, weil es im Hintergrund oder hinter verschlossenen Türen passiert.
Zutritt zum Stellwerk in Ulm am "Tag der Schiene"
Den Zutritt in ein Stellwerk hatten die Besucher auch diesmal aus nachvollziehbaren Gründen der Sicherheit nicht. Die Besucher konnten aber in einem Raum eine Simulation der Abläufe im Bereich eines Bahnhofs erleben, die auch bei den Jüngeren auf großes Interesse stieß. Im Stellwerk lassen die Fahrdienstleiter Züge fahren, stellen Weichen und Signale. Eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe, die heutzutage in größeren Bahnhöfen computergesteuert und digital unter Aufsicht und mit Betätigung der Fahrdienstleiter funktioniert, in kleineren aber noch von Hand mittels großer Hebel passiert. Kraft brauchen die Arbeiter auch sonst immer wieder, denn bei Gleisarbeiten wird schweres Gerät auch per Hand eingesetzt. „Das wiegt so fünf Kilo“, meinte ein Arbeiter zu seinem Schlaghammer. Doch der Hebe-Test des Berichterstatters ließ vermuten, dass er wohl 30 Kilo wiegt.
Simulation ist für die Auszubildenden nicht alles, aber sehr viel. Denn schließlich kann man sie bislang nicht im aktiven Dienst einsetzen, denn auf Sicherheit wird größter Wert gelegt, wie Oberhauser versichert. So sahen die Besucher, wie die Auszubildenden im Lernpfadraum Leit- und Sicherungstechnik an echten Gleisobjekten lernen. Sie konnten ein Gleisarbeitsfahrzeug inklusive „Cockpit“, also den Führerstand besichtigen, einen dicken Hochspannungsdraht nebst Zubehör betrachten, wobei die Zuleitung 15 000 Volt, die Oberleitung selbst bis zu 120.000 Volt hat, wie Daniel Oberhauser weiß. Nebenan ist ein Lagerplatz für Schienen und diverses Gerät oder Reparaturmaterial. Mit dem mächtigen, modernen Gleisarbeitsfahrzeug wird es dorthin gebracht, wo es benötigt wird. Und klar ist, dass immer einmal etwas repariert oder erneuert werden muss. Schließlich gibt es in Deutschland, wie Oberhauser vorrechnet, alleine insgesamt 30.000 Kilometer Bahnstrecken, das bedeutet doppelt so viel, also 60 000 Kilometer Schienen.
Deutsche Bahn öffnet Werkstattgelände an der Schillerstraße in Ulm
Das Werkstattgelände an der Schillerstraße ist seiner Bedeutung zum Trotz überschaubar. Auch deshalb, aber wohl vor allem, weil sie dort sehen konnten, was sie normalerweise nicht zu sehen bekommen, kamen viele Besucher dorthin. Und: Am Bahnhof selbst spielte sich am „Tag der Schiene“ nicht derart viel ab, schließlich ging dort der ganz reguläre Zugverkehr mit großem Fahrgastaufkommen weiter und die Reisenden schauen eher danach, dass sie auf dem richtigen Bahnsteig stehen, ihren Zug bekommen und schnell zum Ziel gelangen. Immerhin gab es im Hauptgebäude eine Informationstafel zum „Tag der Schiene“ und davor einen Informationspavillon zum Bahnprojekt Aus- beziehungsweise Neubau der Strecke Ulm – Augsburg.
Wer den Weg Richtung Blaustein nicht scheute, konnte sich Lokomotiven und Waggons in Ruhe ansehen. Insgesamt gab es einen schönen Überblick über das Geschehen in und hinter den Kulissen des Ulmer Hauptbahnhofs sowie von allen Seiten das Bekenntnis, manche bekannte Missstände zu verbessern und die Bahn für noch viel mehr Reisende attraktiv zu machen.
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