
Einstein-Experte entdeckt besondere Ölgemälde in den USA

Plus Christof Rieber hat eine detailreiche Biografie über Albert Einstein gefunden – und nun zwei außergewöhnliche Bilder ausfindig gemacht. Das steckt dahinter.
In seinem Berufsleben war Christof Rieber Lehrer. Seit der Pensionierung 2016 widmet sich Rieber einem Forschungsthema, das ihn in den Bann gezogen hat: Die Persönlichkeit von Albert Einstein als Nonkonformist fasziniert den Pädagogen. Rieber ist inzwischen zum Einstein-Experten geworden und hat eine detailreiche Biografie über das in Ulm geborene Genie geschrieben. Nun stieß er in den USA auf die bislang einzigen bekannten Ölgemälde aus Einsteins Herkunftsfamilie. Von Albert Einsteins Großeltern Abraham und Helene Einstein existieren Fotografien, die aber Altersbilder sind.
Die beiden 1850 vom bei Ravensburg geborenen Matthäus Kern, der in Wien studiert hatte, in Öl gemalten Porträts zeigen ein wohlsituiertes Ehepaar in mittleren Jahren: Raphael Einstein, der von 1800 bis 1880 lebte, und seine Frau Henriette, die bereits zwei Jahre nach der Entstehung der Gemälde starb. Raphael Einstein präsentiert sich dem Maler würdig im Gehrock mit langen Koteletten. Seine Frau trägt ein grünes Kleid und ein Spitzenhäubchen auf dem Haar. Raphael und Henriette Einstein sind die Eltern von Rudolf Einstein (1843 bis 1927), der Albert Einsteins Familie finanziell über Wasser hielt, als diese in Italien in Konkurs ging, und der auch den jungen Albert Einstein unterstützte, damit er in der Schweiz studieren konnte. Der Getreidehändler Rudolf Einstein, innerfamiliär "Rudolf der Reiche" genannt, wurde Albert Einsteins Schwiegervater. Der weltberühmte Physiker heiratete in zweiter Ehe seine eigene Cousine, Rudolfs Tochter Elsa.
Einstein-Experte Christof Rieber weiß, wie die Gemälde in die USA kamen
Albert Einstein dürfte die in den USA entdeckten Ölgemälde gekannt haben: Raphael Einstein lebte von 1868 bis zu seinem Tod zwölf Jahre lang in Ulm im Haus Frauenstraße 34, das seiner Tochter Clementine und deren Ehemann Leopold Marx gehörte. Die Bilder von Clementines Eltern sollen in der Wohnung gehangen haben. Da Albert Einstein am 5. August 1923 nachweislich zum Kaffeebesuch bei – der von ihm recht ungeliebten – Clementine in Ulm war, ist anzunehmen, dass sein Blick auch auf die Porträts der Vorfahren gefallen sein dürfte.
Wie die Bilder in die USA kamen, weiß Christof Rieber: Ein Sohn Clementine Marx', der emigrieren konnte, nahm sie mit in die USA. Heute befinden sich die qualitativ hochwertigen Gemälde im Besitz von Tom Marx, wiederum einem Nachfahren dieses emigrierten Sohnes.
Die Chancen, dass die Gemälde nach Ulm zurückkehren, dürften nicht allzu gut stehen, doch könnten sie eines Tages im Ulmer Museum "Die Einsteins" virtuell zu sehen sein. Das Museum im "Engländer" genannten Haus am Weinhof wird allerdings deutlich später eröffnet als ursprünglich geplant. Dessen Leiterin Sabine Presuhn geht davon aus, dass die Eröffnung im Jahr 2024 stattfinden wird. Die Historikerin Sabine Presuhn wurde zur Museumsleiterin ernannt, nachdem der frühere designierte Leiter Ingo Bergmann die Oberbürgermeisterwahlen in Laupheim gewonnen hatte.
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