Nachdem am Montagabend an einer Klinik in Ulm ein nicht angeleinter Hund einen Polizisten angegriffen hat, fordert die Tierrechtsorganisation Peta die Landesregierung auf, den geplanten sogenannten Hundeführerschein in Baden-Württemberg dringend umzusetzen. „Meist liegt das Problem nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Halterinnen und Haltern. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Vierbeiner richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist somit in der Unwissenheit oder mangelnden Verantwortung der Menschen zu suchen, nicht beim Tier“, wird Björn Thun, Fachreferent bei Peta, in einer Mitteilung am Mittwoch zitiert.
Der Hundeführerschein sieht nach Peta-Angaben vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folge für Halter und Hund ein gemeinsames, obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Ein solcher Nachweis könne nach Ansicht der der Tierrechtsorganisation sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern, so Peta.
Hund attackiert Polizist in Ulm: Halterin verhielt sich ebenfalls aggressiv
Ulmer Klinikmitarbeiter hatten am Montagabend die Polizei gerufen, weil eine Frau ihre beiden Hunde unerlaubt entgegen mehrerer Hinweise im Klinikinnenhof herumlaufen lassen haben soll. Die 54-Jährige soll nur widerwillig gegangen sein. Streifenbeamten trafen sie kurz darauf auf einer Straße an, wo sie den Angaben der Polizei nach laut herumschrie und ihre unangeleinten Hunde auf die Fahrbahn laufen ließ.
Als sie nicht auf Ansprachen aus dem Streifenwagen heraus reagierte, stieg ein Beamter den Angaben nach aus und wurde von dem Schäferhund angesprungen. Das Tier soll nach dem Beamten gebissen haben, dieser konnte aber seinen Arm zurückziehen. Um mögliche Verletzungen und weitere Angriffe des Hundes abzuwehren, gab er einen Schuss ab, wie die Polizei mitteilte. Ein Tierarzt versorgte das Tier. Polizeiangaben zufolge erlitt der Vierbeiner eine leichte Verletzung am Ohr, der Polizist blieb unverletzt.
Schäferhund greift Polizist an: Gegen die Halter wird jetzt ermittelt
Nach dem Abwehrschuss soll die mutmaßlich alkoholisierte Frau die Beamten beleidigt und mit ihrer Jacke in deren Richtung geschlagen haben. Gegen die Frau wird wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamten ermittelt. Ob auch zur Anzeige kommt, dass sie ihre Hunde nicht angeleint hat, war nach Angaben einer Polizeisprecherin zunächst unbekannt. (AZ/dpa)
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