
Nach Hochhaus-Brand in Wiblingen: "Ich will nie wieder dort wohnen"

Plus Nach dem Kellerbrand leben die Familien aus dem Wiblinger Hochhaus in Hotelzimmern. Doch wie geht es weiter? Eine Frau spricht über Erlebnisse und Ängste.

Das Haus war frisch renoviert, die Miete zum 1. Januar erhöht worden. Das Baugerüst an der Fassade hätte noch im Dezember abgebaut werden sollen. Dass es stehen blieb, war womöglich die Rettung für einige Menschen, die auf diesem Weg vor dem Rauch flüchteten. Das berichtet eine Frau, die seit dem Brand in einem Wiblinger Hochhaus in einem Hotel schläft. Die Frau lebte mit ihrer Familie in einem oberen Stockwerk des Gebäudes in der Straße Erenäcker. Nun sagt sie: "Ich will nie wieder dort wohnen." Der Schock der Nacht hat Spuren hinterlassen.
Der Name der Frau soll nicht öffentlich bekannt werden. Hausverwaltung und Hausmeister hätten ihr mitgeteilt, sie könne zunächst bis Freitag ins Hotel ziehen und bekomme die Rechnung von der Versicherung erstattet. Dann werde geklärt, ob die Bewohnerinnen und Bewohner zurückkehren können. Die Frau und ihre Familie wollen das überhaupt nicht. Ihr Sohn habe Angst und wache nachts ständig auf, berichtet die Mutter. Zudem habe sie gehört, dass Rauchgas für Monate in den Räumen bleiben könne. Sie selbst sei am Tag nach dem Brand kurz in die Wohnung zurückgekehrt und habe Kleidung in einer Tasche mitgenommen. Alles rieche nach Rauch, durchs Waschen sei es zumindest etwas besser geworden.
Brand in Hochhaus in Wiblingen: Bewohner fliehen über Baugerüst
Rund 60 Menschen hatten am Montag gegen 2.30 Uhr aus ihren Wohnungen flüchten müssen. Nach einem Brand im Keller war gefährlicher Brandrauch durch einen Entlüftungsschacht in die meisten der 40 Wohnungen gezogen. Rund 70 Feuerwehrleute waren am Brandort, sie retteten zehn Personen über eine Drehleiter. Die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner verließen das Gebäude über das Baugerüst. So wie die Mutter aus dem oberen Teil des Hauses. Sie berichtete, dass sich vier Familien mit Hunden und Katzen auf dem kleinen Balkon gedrängt hätten, der vom Flur aus erreichbar ist. Von dort aus seien sie über die Leiter am Gerüst nach unten gestiegen, der Rauch sei ihnen entgegengekommen. "Die Kinder waren in Panik", erzählt sie.
Den Geruch habe sie wahrgenommen, noch bevor der Rauchmelder Alarm schlug, so die Frau. Nun soll sie bei der Polizei aussagen, die Kripo ermittelt. Auch, weil in der Straße Erenäcker ein unbekannter Mann gegen 2 Uhr morgens die Reifen von zwölf Autos zerstochen haben soll. Die Mutter aus dem Hochhaus hält es für möglich, dass jemand das Feuer mit Absicht gelegt hat.
Angst nach dem Schock: Familie will nicht mehr in die Wohnung zurück
Offen ist aber nicht nur, wie es zu dem Brand kam. Offen ist auch, wie es weitergehen soll. "Wir haben viele Fragen: Wer zahlt das? Wie können wir beweisen, was in unserem Keller war?", sagt die Frau. Sie habe dort Erinnerungen aufbewahrt, aber auch Dinge, die sie für ihr Kind vorsorglich für die Zukunft gekauft habe. "Jedes Mal, wenn ich an das denke, was im Keller war, muss ich weinen", sagt sie. Die Frau hat bereits begonnen, nach anderen Wohnungen zu suchen. Dort die Wartelisten seien lang, berichtet sie: "Man muss ein oder zwei Jahre warten." Sie werde weitersuchen - ins Hochhaus will die Familie nicht zurückkehren.
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