Dass der Abriss der Gänstorbrücke nicht so vonstattengeht wie geplant, hatten die Verantwortlichen vor wenigen Wochen bereits eingestehen müssen. Doch noch war die Hoffnung da, das Problem mit einer anderen Technik lösen zu können. Inzwischen ist aber Ernüchterung eingekehrt: Der Abbruch muss anders ablaufen als eigentlich vorgesehen. Stand jetzt soll das Bauwerk zwischen Ulm und Neu-Ulm konventionell von unten mit Baggern abgerissen werden. Schon Ende Mai könnte es so weit sein, vorausgesetzt die Genehmigungen werden erteilt.
Bislang war angedacht, die eine Hälfte der Brücke von Ulmer Seite mit einem sogenannten Vorschubgerüst abzutragen. Die Brücke sollte quasi in Stücke geschnitten und dann nach oben über jenes Gerüst wegtransportiert werden. Die roten Stahlbalken liegen auf Ulmer Seite dafür eigentlich schon bereit. Der größte Vorteil dieser Variante: Es fallen keine Gesteinsbrocken in die Donau, Tiere und Natur im Fluss bleiben weitestgehend verschont. Die Donau liegt schließlich im Flora-Fauna-Habitat (FFH). Um dieses Gerüst aufbauen zu können, brauchte es jedoch sogenannte Mikropfähle neben der bestehenden Brücke. Wie sich nun herausgestellt hat, lassen sich diese Pfähle aber nicht errichten.
Granitblöcke unter der Gänstorbrücke verhindern geplante Abriss-Variante
Wie Timo Roth, zuständiger Planer bei der Stadt Ulm, erklärt, befinden sich unter dem Geh- und Radweg unterhalb der Brücke auf Ulmer Seite Granitblöcke, die sich nicht bohren lassen. Es hätten zwar Probebohrungen bis zu einer Tiefe von 16 Metern an mehreren Stellen stattgefunden. Jene Granitblöcke aber seien nicht zu erkennen gewesen, weil sie sich eben unmittelbar unter dem Bauwerk befinden. Mit keiner vorherrschenden Technik hätten die entdeckt werden können, so Roth. Wohl stammen die Granitblöcke noch von der Vorgängerbrücke, die im Krieg zerstört wurde.
Laut Michael Jung, bei der Stadt Ulm Hauptabteilungsleiter Verkehrsplanung und Straßenbau, gibt es jetzt „keine andere Wahl“, als das Bauwerk konventionell abzureißen. Auf Neu-Ulmer Seite war das von Anfang an schon so geplant. Daher wurde hier eine Plattform aufgeschüttet. Nun soll auch für den Abriss der Ulmer Brückenseite sowie die Brückenmitte eine sogenannte Schroppenlage, also ganz grobes Gestein, in die Donau geschüttet werden. Der Vorteil dieser Variante: Sie geht deutlich schneller. Je nachdem, ob im Zwei- oder Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet wird, dauert es voraussichtlich zwischen fünf oder sieben Tage.
Hochwasser und Naturschutz: Wie jetzt der Abriss der Gänstorbrücke ablaufen soll
Vorher aber müssen die Genehmigungen vorliegen. Noch vor Ostern sollen die bei der Wasserrechtsbehörde beantragt werden. Binnen einer Woche könnten Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, Stellungnahmen zum Vorhaben abzugeben. Dass Freunde der Fische nicht begeistert sein werden, ist Jung bewusst. „Es ist aber noch verträglicher als die Brücke zu sprengen“, sagt er. Auch das Thema Hochwasser werde zu berücksichtigen sein. Das angedachte Konzept sehe aber vor, binnen fünf oder sechs Stunden die Schroppenlage wieder aus dem Fluss entfernen zu können.

Läuft das Genehmigungsverfahren wie von den Planern angedacht, soll die Freigabe um den 1. Mai herum vorliegen. Je nach Wetterlage könnte dann bereits Mitte Mai der konventionelle Abriss für die eine Brückenhälfte starten. Der Donaupegel werde dafür wieder abgesenkt. In etwa anderthalb Jahren soll auch die zweite Brückenhälfte auf diese Weise abgebrochen werden. Die Zeitersparnis würde sich dann in Summe auf etwa fünf Monate belaufen. Bis bisherige Fertigstellung war für Ende 2027 vorgesehen. Dass es auch kostengünstiger wird, davon ist auszugehen. Um wie viel, kann Jung noch nicht beziffern.
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