In den 2010er-Jahren hat Mitfahren in Deutschland einen Aufschwung erlebt. „Die Verbreitung von Internet-Plattformen und Smartphone-Apps hat den Vermittlungsprozess stark vereinfacht“, erklärt Martin Hovekamp, Vorstandssprecher des Vereins Mitfahrverband. „In den letzten zwei bis drei Jahren beobachten wir ein erneutes Erstarken“, betont er. Gründe hierfür seien die gestiegenen Kraftstoffpreise, das zunehmende Umweltbewusstsein sowie die Suche nach flexiblen Mobilitätslösungen. Doch Mitfahren hat einen weiteren Vorteil: Wenn nicht jeder allein mit einem eigenen Auto unterwegs ist, kann das Staus minimieren. Das sehen auch die Verwaltungen vor Ort so – und gehen deshalb jetzt gemeinsam mit einem Pendlerportal an den Start.
Das Portal Pendla richtet sich vor allem an Berufspendler
Pendla heißt die Plattform, die bereits in vielen Kommunen im Einsatz ist. Dass jetzt auch die Innovationsregion Ulm gemeinsam mit dem Alb-Donau-Kreis, der Stadt Ulm und der Stadt Neu-Ulm auf den Zug aufspringt, hat sicher auch mit der Verkehrssituation vor Ort zu tun. So wurde etwa kürzlich im Ulmer Gemeinderat die Hoffnung geäußert, dass das Mitfahrportal dabei hilft, die Anzahl der Fahrzeuge im Berufsverkehr zu senken, angesichts der riesigen Herausforderung durch die Sperrung der B10, die demnächst ansteht. „Themen wie Nachhaltigkeit, Mobilitätswende, steigende Lebenshaltungskosten rücken stärker ins Bewusstsein“, sagt Nina Dettenrieder von der Innovationsregion Ulm. Das Portal, das nun gestartet ist und sich vorwiegend an Berufspendler und Berufspendlerinnen richtet, könne deutlich zur Reduktion an Fahrzeugen beitragen und somit Staus minimieren.
Für Nutzer ist Pendla komplett kostenfrei. Die Finanzierung erfolgt über die Innovationsregion Ulm und den Alb-Donau-Kreis sowie die Städte Ulm und Neu-Ulm. Die Anmeldung geht schnell, zeigt ein Test. Wer Fahrten anbietet, kann angeben, ob im Auto geraucht werden darf oder ob Tiere erwünscht sind. Sucht man Mitfahrgelegenheiten, werden automatisch passende Mitfahrvorschläge aus der Umgebung angezeigt und auch eine Prozentzahl, die angibt, wie groß jeweils die Übereinstimmung mit den eigenen Wünschen ist. Obwohl die Plattform für die Ulmer Region erst am 5. Mai gestartet ist, gibt es bereits einige registrierte Nutzer.
„Mitfahren ist insbesondere für den ländlichen Raum prädestiniert“
„Mitfahren ist insbesondere für den ländlichen Raum prädestiniert“, sagt Hovekamp vom Mitfahrverband, denn: „Dort existieren oft viele Autos, aber wenig ÖPNV-Angebote.“ Für Pendler bieten sich Mitfahrgelegenheiten wegen Sprit- und Unterhaltskosten genauso wie aufgrund von Parkplatzproblemen an, so Hovekamp. „Viele Arbeitgeber unterstützen oder bezuschussen betriebliche Fahrgemeinschaften, um eigene Parkflächen zu entlasten“, erklärt er.
„Wir hoffen auf konkrete Entlastung – für Pendlerinnen und Pendler, die Umwelt und die Straßeninfrastruktur“, sagt Dettenrieder von der Innovationsregion Ulm. Fahrgemeinschaften seien „ein niedrigschwelliger Hebel mit großem Potenzial – ökologisch wie sozial“. Man gehe davon aus, dass die Zahl der Nutzer anwächst. „Genaue Prognosen sind immer schwierig, aber wir sehen großes Potenzial im regionalen Einzugsgebiet. Vor allem in Anbetracht der aktuellen und künftigen Baustellensituation“, so Dettenrieder.
Ziel sei es, das Mobilitätsverhalten langfristig zu verändern, Pendelroutinen aufzubrechen und Alternativen zum Alleinfahren attraktiver zu gestalten. Gerade in Zeiten, in denen zahlreiche Baustellen das Stadtbild prägen und der Verkehrsfluss vielerorts ausgebremst wird, soll Pendla eine echte Entlastung bieten, denn: Weniger Autos auf den Straßen bedeuten weniger Stau, weniger Parkplatzsuche und letztlich weniger Stress auf dem Weg zur Arbeit. „Wer gemeinsam fährt, kommt entspannter an – und trägt gleichzeitig aktiv dazu bei, die Verkehrsbelastung in der Region zu reduzieren“, heißt es in der Ankündigung.
Wer neugierig geworden ist und entweder Mitfahrten anbieten oder aber das eigene Auto stehen lassen möchte, kann ab sofort unter innovationsregion-ulm.pendla.com nach einem passenden Match suchen.
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