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Ulm/Neu-Ulm: Kostenloses Wahltaxi zur Bundestagswahl 2025: Das steckt hinter der Aktion

Ulm/Neu-Ulm

Kostenloses Wahltaxi zur Bundestagswahl 2025: Das steckt hinter der Aktion

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    Marcel Eckert und Nicole Pflüger gehören zum Arbeitskreis „Jede Stimme zählt“. Sie wollen mögliche Nichtwähler zur Stimmabgabe motivieren.
    Marcel Eckert und Nicole Pflüger gehören zum Arbeitskreis „Jede Stimme zählt“. Sie wollen mögliche Nichtwähler zur Stimmabgabe motivieren. Foto: Dominik Prandl

    Bei der Bundestagswahl am Sonntag zählt jede Stimme. Genau deshalb hat sich in Ulm eine Initiative gegründet, die am Wahltag in der gesamten Region ein kostenloses Wahltaxi anbietet. Die Initiatoren hoffen, dadurch Menschen zum Wählen zu motivieren, die sonst vielleicht zuhause bleiben würden.

    Die Idee des Wahltaxis entstand aus einer Gruppe von Freunden heraus, die auch über Soziale Medien kommunizieren. Sie hatten sich über das politische Geschehen ausgetauscht und machten sich Sorgen um die Demokratie. „Wie sehr Toleranz und Meinungsvielfalt, wie sehr der gegenseitige Respekt und die Suche nach Kompromissen dieser Tage ins Hintertreffen gerät, beunruhigt uns ebenso wie die Tatsache, dass rechtes Gedankengut in unserer Gesellschaft immer mehr akzeptiert zu werden scheint“, sagen sie.

    Am Anfang stand das Gefühl: „Man muss etwas tun“

    Der Ulmer Architekt Marcel Eckert spricht von einem „Ohnmachtsgefühl, weil es zurzeit sehr stark nach rechts abdriftet“. Das Unbehagen wurde stärker, als Friedrich Merz (CDU) im Bundestag gemeinsam mit rechten Kräften für einen Antrag und einen Gesetzentwurf stimmte. Es entstand das Gefühl: „Man muss etwas tun.“

    Die Freunde treibt um, dass bei der Bundestagswahl am 23. Februar offenbar wieder viele Menschen nicht wählen gehen werden. Manche aus Frust, manche aus Bequemlichkeit, manche, weil sie schlicht nicht die Möglichkeit haben, zu ihrem Wahllokal zu kommen. Cora Schönemann kam schließlich auf die Idee eines Wahltaxis, Marcel Eckert griff diese sofort auf. Das war vor etwa drei Wochen. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Arbeitskreis „Jede Stimme zählt“ gegründet und das Wahltaxi auf die Beine gestellt. Es sei ein gutes Gefühl, etwas zu tun, sagt der 60-jährige Marcel Eckert – „raus aus der Ohnmacht“.

    15 Menschen werden am Sonntag im Dienst sein. Manche von ihnen werden im Architekturbüro von Nicole Pflüger die Anfragen bearbeiten und alles organisieren. Andere werden sich ins eigene Auto setzen und die Anrufer kostenlos zu ihrem Wahllokal fahren. Egal, ob in Ulm, Neu-Ulm oder im Alb-Donau-Kreis.

    „Das Angebot richtet sich vor allem an Menschen, die nicht mobil sind“, erklärt Nicole Pflüger, ehemalige Leiterin der Kulturabteilung der vh Ulm. Es gehe aber auch um bequeme Leute, die vielleicht einen Kick brauchen, um wählen zu gehen. Mit dem Wahltaxi hofft man, den einen oder anderen motivieren zu können. Natürlich sei da auch Idealismus mit dabei.

    Wahltaxi-Aktion in Ulm: „Wir fahren alle, die politische Richtung ist egal“

    Dass im Wahltaxi auch jemand sitzen könnte, der der AfD seine Stimme gibt, interessiert die Initiatoren nicht. Durch das Angebot soll einfach das Bewusstsein für die Demokratie gestärkt werden. „Wir fahren alle, die politische Richtung ist egal“, betont Nicole Pflüger. „Wir sind nicht gegen etwas. Sondern wir setzen uns ein für Demokratie, Teilhabe und Kommunikation.“ Angst hätten sie vor allem davor, dass die Gesellschaft Ignoranz zeigt angesichts des Rechtsrucks. „Das möchte ich aufbrechen“, sagt die 57-Jährige. Und das gehe am besten durch Reden.

    Am vergangenen Samstag war die Gruppe in der Stadt unterwegs und hat Wahltaxi-Flyer verteilt. Bisher hätten sie nur positive Reaktionen erfahren. Sportvereine hätten sogar ihre Unterstützung angeboten.

    Schon jetzt kann man sich beim Arbeitskreis per E-Mail oder Telefon zwischen 8 und 19 Uhr melden, falls man das Wahltaxi am Sonntag nutzen möchte. Es gebe schon einige Anfragen, aber noch keinen festen Termin, sagt Nicole Pflüger. Am Wahltag sind die Helfer auf jeden Fall bis 17 Uhr zu erreichen.

    Wie viele Menschen sich am Ende melden und das Wahltaxi in Anspruch nehmen, ist für die Freunde nicht wichtig. „Es ist so oder so ein Erfolg“, sagt die 57-Jährige. Denn man habe schon Aufmerksamkeit für das Anliegen geschaffen. „Wir merken, dass viele Menschen darüber nachdenken.“

    So erreichen Sie das Wahltaxi:

    Eine Anmeldung ist möglich per E-Mail an wahltaxi-ulm-jedestimmezaehlt@gmx.de sowie telefonisch, per WhatsApp oder SMS unter 0176/27019089.

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