Sie nennen es „Project X“ und „Champions League“. Ihre Videos sind mit französischsprachigem Rap unterlegt und zeigen frisierte wie driftende Autos mit qualmenden Reifen. Die Personen, die zu sehen sind, tragen Masken. Bengalos und Feuerwerkskörper werden gezündet. Für diesen Samstag, 5. Juli, wird so in Poser- und Tunerkreisen „The biggest Takeover of the Year“ in Ulm angekündigt. Zu Deutsch: die größte Übernahme des Jahres. Die Clips, die zehntausendfach angeschaut wurden, scheinen vermitteln zu wollen: Wir übernehmen die Straßen. Doch dagegen wehrt sich die Stadt Ulm und hat ein Verbot für Treffen der besagten Szene ausgesprochen.
Die Stadt hat eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, wie ein Stadtsprecher am Freitagvormittag mitteilte. Auslöser ist demnach genau diese Aufforderung, die derzeit in den sozialen Netzwerken kursiert und sich gezielt an die besagten Kreise richtet. Jener Beitrag ist nach Auffassung der Stadt auch in Belgien und Frankreich im Umlauf und soll „auf eine gezielte Störung von Ordnung und Sicherheit im Stadtgebiet“ abzielen.

Die Allgemeinverfügung untersagt von Freitag, 4. Juli 2025, 6 Uhr, bis zum Montag, 7. Juli 2025, 6 Uhr, sämtliche Treffen der Autotuning- und Autoposer-Szene im gesamten Stadtgebiet Ulm, einschließlich aller Stadtteile, auf öffentlichem und privatem Raum. Als Treffen gilt demnach jede Ansammlung von mehr als fünf Fahrzeugen, die diesen Gruppen zugeordnet werden können.
Treffen von Autoposern in Ulm verboten: Verstöße werden mit 500 Euro Zwangsgeld geahndet
Zur Autotuning-Szene werden Fahrzeuge gezählt, die gegenüber der Serienproduktion technisch verändert wurden, etwa an Karosserie, Fahrwerk, Motorleistung, Auspuff oder Bereifung. Zur Autoposer-Szene gehören nach Angaben der Stadtverwaltung „Fahrerinnen und Fahrer, die ihre Fahrzeuge zur Selbstdarstellung in verkehrswidriger Weise führen“.

Bei Verstößen gegen die Allgemeinverfügung werden Zwangsgelder in Höhe von 500 Euro verhängt. Kommt eine Autofahrerin oder ein Autofahrer der entsprechenden Aufforderung nicht innerhalb von 20 Minuten nach, kann das Fahrzeug abgeschleppt und beschlagnahmt werden. Dann fallen zusätzlich mindestens 350 Euro an, zuzüglich der Kosten für die Verwahrung des Fahrzeugs.
Autotuner-Treffen in Ulm verboten: Und was macht Neu-Ulm?
Eine Herausgabe des Fahrzeugs ist frühestens am Montag, 7. Juli, ab 6 Uhr, möglich – vorausgesetzt, es bestehen keine technischen Bedenken hinsichtlich der Verkehrstauglichkeit. Außerdem muss die Fahrzeughalterin oder der Fahrzeughalter zuvor alle entstandenen Kosten begleichen.

Die Stadt Ulm und die Polizei kündigen an, das Stadtgebiet sowie die Einfahrtstraßen am Wochenende intensiv zu kontrollieren. Bei der Stadt Neu-Ulm sei bekannt, dass ein solches Treffen in Ulm geplant ist. Weil es nach Auskunft einer Stadtsprecherin bislang aber keine Erkenntnisse dafür gibt, dass das Treffen im Neu-Ulmer Stadtgebiet erfolgen soll, seien noch keine Maßnahmen erfolgt. „Wir beobachten das und werden tätig, wenn es so weit kommt“, so die Sprecherin.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Poser-Treffen und dem tödlichen Unfall in Ulm?
Das Treffen scheint nichts mit dem schweren Unfall zu tun zu haben, der sich vor wenigen Wochen zwischen Böfingen und Thalfingen ereignet hat und bei dem alle vier beteiligten Personen ums Leben kamen. Der 21-jährige Verursacher war laut Staatsanwaltschaft in der Tuning-Szene bekannt und beliebt. Mit einem 450-PS-starken AMG war er in der Talfinger Uferstraße in einen VW Touran gekracht. Dessen Insassen im Alter von 77, 81 und 88 Jahren starben, genauso wie der junge Mann.
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