Eine Frau geht in die Luft
Sandra Hohner ist deutschlandweit nur eine von zwei Pilotinnen in einem ADAC-Rettungshubschrauber. In Ingolstadt ist sie keine Unbekannte
Ihr bevorzugter Landeplatz ist die grüne Wiese. Nicht immer kann sie den Ingolstädter Rettungshubschrauber „Christoph 32“ jedoch auf dem flachen Land absetzen. Auch bei kniffligen Landemanövern hat Sandra Hohner (39) den Steuerknüppel souverän im Griff. Sie ist bundesweit eine von zwei Pilotinnen in der ADAC-Luftrettung. Lediglich im niedersächsischen Sanderbusch an der Nordsee fliegt noch eine Kommandantin auf „Christoph 26“, alle anderen ihrer 148 Kollegen sind Männer. Seit Anfang des Jahres startet sie von der ADAC-Luftrettungsstation am Klinikum zu den oft zeitkritischen Einsätzen. In Ingolstadt ist sie jedoch nicht ganz unbekannt: Bereits von 2011 bis 2013 saß sie als Co-Pilotin im Cockpit von „Christoph 32“ und absolvierte dort die anspruchsvolle Ausbildung zur „Hubschrauberführerin“, so die offizielle Berufsbezeichnung. Nach Zwischenstationen auf den ADAC-Luftrettungsstützpunkten Bautzen, Straubing und Suben (Oberösterreich) sowie einer eineinhalbjährigen Elternzeit ist sie nun fest in Ingolstadt stationiert. „Ingolstadt ist meine zweite Heimat, hier fühle ich mich einfach wohl“, erzählt die Mutter zweier Kinder aus Hattenhofen in Baden-Württemberg.
Mit rund 2000 Flugstunden ist Sandra Hohner eine erfahrene Pilotin, trotzdem ist jeder Einsatz eine Herausforderung für sie. Egal, was kommt: Ruhe bewahren und konzentriert arbeiten, lautet ihr Rezept selbst bei Kindernotfällen, die ihr als Mutter ganz besonders nahe gehen. Über ihre Rolle als Frau in einem männerdominierten Beruf meint sie selbstbewusst: „Meine Entscheidungen werden von den medizinischen Besatzungsmitgliedern genauso akzeptiert wie von meinen männlichen Kollegen. Wenn ich beispielsweise beim Landeanflug auch nur den Funken eines unguten Gefühls habe, breche ich selbst unter hohem Zeitdruck ab. Da gibt es keine Diskussionen.“ Negative Erfahrungen auf ihren Einsätzen musste sie bisher keine machen, sie erinnert sich eher an Geschichten zum Schmunzeln: „Einmal hatte ich die Triebwerke meines Hubschraubers abgestellt und wartete an der Maschine auf den Notarzt und Rettungsassistenten, als mich ein Passant fragte, wo denn hier der Pilot sei.“ Solche Momente nimmt Sandra Hohner mit Humor und erntet viel Respekt auf die Erklärung, dass sie das Kommando über den Hubschrauber habe.
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