Europa: „Von dort kommen alle Gesetze“
Agrarsubventionen machen den größten Posten im EU-Haushalt aus. Doch Brüsseler Bürokratie und Wettbewerbsverzerrungen machen Landwirten zu schaffen.
Martin Moosheimer steht in seiner Lagerhalle, hinter ihm stapeln sich Holzkisten bis zur Decke. Momentan sind alle leer. Was dort im Herbst eingelagert wird, hat der Landwirt aus Weichering die vergangenen Wochen auf seinen Feldern ausgebracht: Kartoffeln. Wenn sich die Erdäpfel in den Kisten stapeln, rollen Laster an und liefern seine Kartoffeln in ganz Europa aus. Wie kompliziert die Ausfuhr von Lebensmitteln sein kann, weiß der Vollerwerbslandwirt, weil er seine Produkte auch in die Schweiz exportiert. Seit Kurzem hat er auf seinem Hof eine eigene Zollstation genehmigt. Vorher musste der Umweg zum Zollamt Ingolstadt genommen werden, bevor die Ware zu den Eidgenossen ging. „Natürlich ist der freie, grenzenlose europäische Markt ein großer Vorteil für uns“, sagt Martin Moosheimer. Es gebe freilich auch Schattenseiten.
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Der Diplom-Agraringenieur ist auch Bezirksvorsitzender der Saatkartoffel-Vereinigungen (SEV) Donaumoos im Erzeugerring für Pflanzenbau Südbayern. Daneben züchtet er Schweine und baut Getreide zum Zufüttern an. Die Pflanzenvermehrer hätten einen entscheidenden Part im Kartoffelanbau – mit vielen Herausforderungen, aber auch Chancen für den eigenen Betrieb, sagt er. Allerdings hänge der wirtschaftliche Erfolg wesentlich von einheitlichen Wettbewerbsbedingungen ab. „Ich stehe in Konkurrenz mit Landwirten in Osteuropa. Wenn zum Beispiel in Rumänien ein Spritzmittel für Raps zugelassen ist, bei uns aber nicht, ist das eine Verzerrung. In einem offenen Markt müssen gleich Regeln für alle gelten.“ Das sei aber leider nicht der Fall. Moosheimer nennt ein zweites Beispiel: Kartoffelblattläuse wurden bislang mit Beizmitteln bekämpft, die im Verdacht stehen, für das Bienensterben verantwortlich zu sein. „Es steht auch fest, dass die Mittel falsch verwendet worden sind.“ Die EU-Kommission hat deshalb 2018 Pflanzenschutzmittel mit neonikotinoiden Wirkstoffen im Freiland verboten. In nationales Recht umgewandelt worden sei das aber nicht in allen EU-Staaten, so auch nicht in Polen. Der Weicheringer Landwirt und seine Kollegen von der SEV befürchten nun, dass sie mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten können. „Ob wir noch weiter Pflanzkartoffeln anbauen können, wird sich zeigen. Der Verbraucher will am Ende immer die höchste Qualität haben. Und es ist ihm egal, wo die herkommt.“
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