
Kontrolle ist besser
Neuburg Elfriede Scrase hat einen strengen Blick: Gibt es Sitzgelegenheiten, wie breit sind die Gänge zwischen den Kleiderständern, ist in der Umkleidekabine auch genug Platz für Menschen mit einer Gehhilfe? Scrase kennt die Prüfkriterien des Seniorensiegels auswendig, denn sie hat den Katalog selbst entwickelt. Seit 2008 ist sie im Namen des Seniorenbeirates unterwegs, um Neuburgs Geschäfte auf ihre Alterstauglichkeit zu prüfen.
Doch die einmal zertifizierten Einzelhändler sollen sich nicht auf ihrem bereits ausgehändigten Seniorensiegel ausruhen können. Elfriede Scrase taucht dieser Tage unangekündigt in jedem einzelnen der 61 Geschäfte auf und schaut nach Mängeln oder auch nach Verbesserungen. Wer vor ihrem kritischen, aber doch fairen Blick besteht, erhält ein neues Siegel, auf dem das Prüfjahr vermerkt ist. Ansonsten wird das Seniorensiegel aberkannt. "Es gibt schon ein paar Pappenheimer, die uns Probleme machen", sagt Scrase. Denn nicht jedes Geschäft, das sich seit 2008 selbst um das Siegel beworben hat, konnte den gewünschten Standard halten. "Da stehen dann Körbe am Boden und Sitzgelegenheiten verschwinden wieder", erzählt Scrase. Das wolle man nicht länger akzeptieren. Schließlich verlange man diesen Standard von allen Geschäften und es müsse fair zugehen.
Doch bei den ersten drei Kontrollgängen der Seniorenbeirätin zusammen mit Ramona Hammerer vom Stadtmarketing gibt es keine schwerwiegenden Probleme. Beim Bekleidungshaus Keidler kann die entschlossene Seniorin sogar zusätzliche Pluspunkte vergeben, denn die ehemals harten Stühle wurden gegen rote Ledersessel getauscht. Zudem gibt es an mehreren Stationen kostenlos etwas zu trinken. Große Kabinen, ein Aufzug und Handläufe an den Treppen machen den Einkauf für ältere Menschen hier einfacher. "Aber natürlich profitieren auch junge Mütter davon, wenn sie mit ihrem Kinderwagen in die Kabine fahren oder dort ihr Baby stillen können", sagt Scrase, die das Siegel gerne mehr akzeptiert sehen möchte. Tatsächlich bestätigt ihr im Kaufhaus Zierer der Chef persönlich, dass die Einzelhändler die kostenlose Zertifizierung nicht wirklich ernst nehmen. Das kann Scrase nicht verstehen: "Bei denen ist der Groschen nicht gefallen, dass sie in Zukunft nicht auf Senioren als Kunden verzichten können." Auch Andreas Zierer bekommt sein neues Siegel, auch wenn Scrase noch einen Handlauf an der Treppe im ersten Obergeschoss anmahnt. Das wird nachgerüstet und auch das Siegel dann ordnungsgemäß an die Tür geklebt. Im Café Zeitlos ist dies bereits der Fall, auffällig prangt der weiße, viereckige Aufkleber an der Glastür. Gastronom Andreas Schwierz hat auf Anregung von Scrase bereits an den Stufen zum Gastraum ein Geländer nachgerüstet. "Manchmal sind es kleine Dinge, die für ältere Menschen eine große Erleichterung bringen", so Scrase.
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