Konzert im Birdland: Guter Cop, böser Cop
Es war ein wertvoller und intensiver Abend im Hofapothekenkeller in Neuburg, nicht zuletzt, weil das Wechselspiel von Jesse Davis und Charles Tolliver perfekt funktionierte.
Nur neun Tage nach dem Black Art Jazz Collective kreuzt schon die nächste schwarze Supergroup im Neuburger Birdland auf, diesmal allerdings eine Generation älter. Noch ein Zeichen für die aktuelle Relevanz des amerikanischen Jazz, bei dem afroamerikanische Musiker wieder verstärkt zu ihrer wirkungsvollsten „Waffe“ greifen und ihre gesamte Kreativität und Power in die Waagschale werfen. Nie und nimmer hätte man aber von Charles Tolliver, dieser stets ein wenig unter dem Radar segelnden Avantgarde-Ikone aus den 1960er Jahren, eine Allstar-Band wie „Paper Man“ erwartet, deren Protagonisten einen Teil der Jazzgeschichte mitgeschrieben haben. Und auch der Boss selbst mit seinen 77 Jahren überrascht mit seiner forschen, zupackenden Attack an der Trompete mit permanenten Feuerstößen ins Gewölbe des Hofapothekenkellers, der trotz des ungünstigen Sonntagstermins nahezu ausverkauft ist.
Beste Koordinaten also für ein feines, streckenweise grandioses Hardbop-Konzert, das zwar unverkennbare Ecken, Kanten und Schwächen aufweist, aber vor allem in puncto Energie einen Maßstab setzt, den selbst die „Jungen“ in der Vorwoche nur ganz schwer erreichen konnten. Natürlich darf man nicht unter den Tisch fallen lassen, dass die Satzarbeit zwischen Tolliver und dem Altsaxofonisten Jesse Davis (54) gelegentlich einige ziemlich schiefe Töne hervorbringt. Oder dass die mitunter extrem krachende Schlagzeugbegleitung von Lenny White (69), dem legendären Drummer bei Miles Davis Jahrhundertwerk „Bitches Brew“, der immer noch gegen imaginäre Fusion-Mauern anzutrommeln scheint, eine weitere Ikone, nämlich Bassist Buster Williams (77), „unhörbar“ werden lässt.
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