Wenn er anspringt, hat man besser Gehörschutz angelegt. Die Kraft und Leistungsbereitschaft dieses 20-Zylinders ist deutlich zu hören. Allerdings nur im Gebäude, denn die Stadtwerke Neuburg haben ordentlich in die Schalldämmung dieses Blockheizkraftwerkes (BHKW) investiert. Insgesamt stecken in dem BHKW beim Glashersteller rund acht Millionen Euro. Die Glasfabrik von Verallia, auf dessen Gelände das Kraftwerk steht, profitiert gleich zweifach davon. Bisher blies das Glaswerk jede Menge Energie in Form von Wärme aus dem Schornstein. Mit der Abgabe der Wärmeenergie in das Neuburger Nahwärmenetz wird die Temperatur am Schornstein von vorher 370 Grad auf nun 200 Grad gesenkt. Und zum zweiten wird gerade daran gearbeitet, dass die Glasfabrik den im BHKW gewonnen Strom nutzen kann.
Die durch Wärmetauscher gewonnene Wärmeenergie wird von dort in das Industrienetz an der Grünauer Straße gespeist. Sie versorgt bisher die Donaumalz, die Wilhelm-Frankl-Kaserne, das Audi-Erlebniszentrum und die Justizvollzugsanstalt (JVA). Durch die Leitung zur JVA konnten auch gleich die ersten Privathaushalte an diesen Teil des Neuburger Nahwärmenetzes angeschlossen werden. Mithilfe einer Wärmeleitung in Richtung städtische Kläranlage soll auch der Bereich zur Innenstadt hin für die Nahwärme erschlossen werden.
Als Spitzenlastträger arbeitet der 20-Zylinder-Gasmotor nun seit 100 Tagen in dem Blockheizkraftwerk mit dem Namen A4. Mit der Leistung des 20-Zylinders alleine könnten rechnerisch 700 Haushalte mit Wärme versorgt werden. Dazu kann der Motor rund 14 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern.
Die Wärme aus dem Verallia-Werk und das dort gebaute Blockheizkraftwerk sieht Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling als Basis für das Neuburger Nahwärmenetz. „Und aus diesem Pflänzchen Nahwärme wurde inzwischen ein Wald“, sagt er. Ökologie treffe bei diesem Projekt auf Ökonomie. Der Weg sei aber noch lange nicht zu Ende, so Gmehling weiter.
So soll auch die Firma Rockwool als Wärmelieferant an das Netz angeschlossen werden. Wie das Verallia-Werk mitteilt, sind von dort ebenfalls rund 35 Megawattstunden Wärme zu erwarten.