
Sommerakademie zeigt: Es kommt doch auf die Größe an!

Kunst auf Papier, aber in ungewöhnlichen Formaten: Elf Frauen ließen im Kurs „Zeichnen XXL“ ihrer Kreativität freien Lauf. Die Ergebnisse sind beeindruckend.
„Zeichnen XXL“: Wer da als Erstes an üppige Aktmodelle oder aber an besonders große Pastellkreiden oder Farbstifte denkt, liegt falsch. Die Malgründe sind’s, die in dem neuen Kurs der Neuburger Sommerakademie gerne ein bisschen größer sein dürfen als die „normalen“ Formate für eine Skizze oder ein Porträt. Arbeiten auf und mit Papier in ungewöhnlichen, raumgreifenden Formaten, seien es riesige Flächen, wandfüllende Bahnen oder aber schmale, lange Filmstreifen, Puzzles aus Zetteln oder mit der Schere bearbeitete Papierstücke – so lautete der Auftrag von Doris Hadersdorfer an die elf Teilnehmerinnen, die in der vergangenen ersten Kurswoche im Rathausfletz kreativ tätig waren.
„Meine Teilnehmerinnen arbeiten sehr fleißig und auch sehr schnell“, freut sich die Leiterin von „Zeichnen XXL“, die nach einer Ausstellung des Marburger Kunstvereins von Genua Scharmberg, der künstlerischen Leiterin der Sommerakademie, erstmals nach Neuburg eingeladen wurde. Wie auch die Akademieneulinge unter den Teilnehmerinnen ist Hadersdorfer vom Ambiente und den räumlichen Möglichkeiten im Rathausfletz begeistert, der für großformatige Arbeiten ideal ist. Da ist es dann auch mal drin, dass eine Künstlerin, die an einem Tisch an einem riesigen Bild arbeitet, auf eine Leiter steigt, um ihr „work in progress“ von der erhöhten Warte aus kritisch zu begutachten.

„Sommerakademie in Neuburg ist das Highlight des Jahres“
Die Arbeitsatmosphäre in der städtischen Galerie wirkt konzentriert, alle sind mit Eifer bei der Sache. „Für mich ist die Sommerakademie in Neuburg das Highlight des Jahres“, sagt Textildesignerin Caroline Schosser aus München, eine „Wiederholungstäterin“. An Gewebe erinnert ihre Arbeit, die gerade entsteht: Papierstreifen werden nach dem Prinzip Kette und Schuss durchgezogen, um die Rückseite eines Bilds plastischer zu machen und zu stabilisieren. Nur Pastellkreide setzt gerade die Deutsch- und Kunstlehrerin Barbara Krämer aus Ingolstadt ein, heuer zum vierten Mal dabei. Auf braunem, packpapierähnlichem Untergrund leuchten ihre Insektenmotive intensiv und faszinierend. Brigitte Zechmeister, 72, haben es eher Säugetiere angetan. Für sie ist die Sommerakademie ein Heimspiel. Die Pensionärin aus Neuburg ist zudem eine „Serientäterin“: Seit 30 Jahren widmet sie sich im Juli und August ganz ihrer Leidenschaft, der Kunst, und wird hoffentlich noch viele weitere Sommerkurse in der Oberen Stadt mitmachen.
So unterschiedlich wie die Arbeiten – mal gegenständlich, mal abstrakt, mal eher dekorativ, unter Einsatz der Schere hergestellt oder ohne, teils in Kombinationen von Kreide, Farbstift und Acryl, riesig oder eher in S, M oder L - sind auch die Frauen in allen Altersstufen und aus sehr unterschiedlichen Berufsgruppen, die eines gemeinsam haben: das Faible, sich kreativ zu verwirklichen. Um die Kreativität nicht einzuengen, verzichtet Kursleiterin Doris Hadersdorfer bewusst auf jedwede Zwänge. „Alles ist und soll möglich werden“, erklärt die Künstlerin, Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in München und unter anderem Stipendiatin der Villa Romana in Florenz.

Die Kunstwerke der Sommerakademie werden ausgestellt
Und so ist auch in der zweiten Kurswoche noch vieles möglich im Neuburger Rathausfletz. Dicke, lange Rollen warten jedenfalls darauf, ihr Dasein als schnödes Papier zu beenden und als Malgrund zu dienen. Die Resultate der künstlerischen Arbeit beider Wochen können am kommenden Samstag individuell in Augenschein genommen werden, wenn sich um 14 Uhr die Ateliers der 41. Sommerakademie öffnen. Zusätzlich wird im Rahmen der Abschlussveranstaltung an diesem Tag eine fachkundige Führung durch alle Ateliers und Kursräume mit Genua Scharmberg angeboten.
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