
Ingolstadt und Foshan

Der Stadtrat will eine Städtepartnerschaft mit der chinesischen Großstadt, die auch Audi-Standort ist. In dieser Beziehung soll es auch um die Menschenrechte gehen
Ingolstadt Jürgen Siebicke (Die Linke) wünscht sich, dass die Partnerschaft „eine Herzens- und nicht nur eine Börsenangelegenheit wird“. Und Gudrun Rihl verweist auf die Menschenrechtsberichte beispielsweise von amnesty international. „Das kann man nicht schön reden.“
Das wolle Ingolstadt auch nicht tun, wenn es zu einem Austausch mit den Menschen aus dem chinesischen Foshan komme, versprach Oberbürgermeister Alfred Lehmann. Die Menschenrechte sollen ein Thema sein, wenn es zu Begegnungen komme. Aus diesem Grund entschied sich der Stadtrat gestern mit klarer Mehrheit (fünf Gegenstimmen) für eine Städtepartnerschaft mit Foshan. Es wird die zehnte Partnerschaft mit einer anderen Stadt.
Der Anstoß kam von Audi, das dort in China ein Werk betreibt. Für chinesische Verhältnisse ist die Stadt keine Metropole, aber immerhin: Da leben 7,2 Millionen Stadtbürger. Das ungezählte Heer von Wanderarbeitern, die keine Bürgerrechte genießen und deshalb nicht in der Einwohnerstatistik erfasst sind, nicht mitgerechnet.
Neben dem Automobilkonzern pflegt aber inzwischen auch die Technische Hochschule einen studentischen Austausch. CSU-Fraktionsführer Professor Joachim Genosko weiß aus beruflicher Erfahrung, dass viele Studierende aus Foshan zunächst mit ziemlich „betonierten Ansichten“ in Ingolstadt ankommen, ihre Haltung im Laufe der Semester aber „aufweicht“. Auch so könne man Völkerverständigung erreichen und mithelfen, dass die Menschenrechte in China ein Stück weit mehr gelten. Wenn Ingolstadt auch nur einen kleinen Beitrag dazu leiste, „dann haben wir schon sehr viel erreicht“, ermunterte Genosko den Stadtrat zur Zustimmung.
Der Oberbürgermeister sieht auch Chancen im Tourismus
Oberbürgermeister Alfred Lehmann sieht eine weitere Chance: Die Chinesen würden Bayern mehr und mehr als touristisches Ziel ins Auge fassen. Wenn es gelänge, Ingolstadt dort als geografisches Herzstück Bayerns zu präsentieren, bringe diese Städtepartnerschaft auch wirtschaftliche Vorteile für die Stadt und sicher auch die weite Region.
Franz Hofmaier (ÖDP) hat Bedenken, dass die Partnerschaft schon wegen der hohen Reisekosten „eine elitäre Geschichte“ werden und „nur für Privilegierte“ offen sein könnte, wie Gudrun Rihl befürchtete. Petra Kleine forderte deshalb, einen Fond einzurichten, damit beispielsweise auch Schulklassen oder Künstler Besuche in China unternehmen können. Das ist ganz im Sinne der SPD: „Wir müssen möglichst vielen normalen Bürgern die Möglichkeit geben, an dieser Partnerschaft mitzuwirken“, sagt deren Sprecher Achim Werner. Am Ende stimmten auch die Sozialdemokraten weiten Teilen zu. Und Gudrun Rihl hofft, dass man in Foshan im Sinne der Menschenrechte einen „Wandel durch Begegnung“ herbeiführen kann.
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