Was passiert jetzt am Schrannenplatz in Neuburg?
Plus Die VR Bank wird in der Unteren Altstadt kein neues Hotel bauen. Wie wird der Entschluss aufgefasst? Ein Meinungsbild unter den Betroffenen.
Das Großbauprojekt am Schrannenplatz ist Geschichte, nachdem die VR Bank Neuburg-Rain den Neubau eines Hotels und von Ladengeschäften am Standort ihres ehemaligen Verwaltungssitzes abgeblasen hat. Die abflauende Konjunktur und zeitlichen Verzögerungen als Folge zu rigider Vorgaben seitens der Stadt hätten das ambitionierte Projekt gestoppt, so hat es der Investor kommuniziert. Und jetzt? „Das Schlimmste wäre eine reine Wohnnutzung“, sagt Roland Harsch, Fraktionssprecher der Freien Wähler im Stadtrat. „Der Standort braucht Leben und Menschen.“ Werner Halbig, Vorstandsvorsitzender der VR Bank, hielt sich gestern bedeckt. „Wir werden die Sache neu bewerten und dem Rechnung tragen, dass wir wegen der Stellplatzverordnung nicht abreißen können. Es bleibt also, im Bestand zu bauen, da gelten andere Vorschriften. Wir werden nachdenken, was machbar ist.“ Mehr gebe es derzeit nicht zu sagen. Wir haben Reaktionen eingeholt:
- Das sagen die Hoteliers: Bei den Hoteliers der Neuburger Innenstadt wurde die Entscheidung mit Erleichterung aufgenommen. „Wir sind froh, dass das Hotel nicht verwirklicht wird“, sagt Anke Deiml vom Brauereihotel Neuwirt, die damit auch für ihre Kollegen spricht. Schon von Anfang hatten sie ihre Bedenken gegen das Vorhaben – insbesondere deshalb, weil die Hotelzimmer in Neuburg schon jetzt alles andere als ausgelastet sind. Wie Anke Deiml erklärt, liege die Bettenauslastung im Jahresschnitt in Neuburg bei 40 Prozent – das sei eine der geringsten Auslastungsraten in Bayern. „Wir haben uns deshalb schon immer gewundert, warum unter diesen Umständen ein neuer Hotelbetreiber nach Neuburg kommen will.“ Etwa 500 Betten gibt es aktuell in Neuburg, mit dem geplanten Hotel wären rund 240 dazugekommen. „Wer hätten denn diese Betten füllen sollen?“, fragt sich die Gastronomin und verweist auf die Wintermonate, in denen weder Hochzeitsgäste, noch Radfahrer noch anderweitige Urlauber Bedarf an einem Hotelzimmer hätten und diese deshalb leer blieben. Deshalb ist das Fazit der Hoteliers über die geplatzten Hotelpläne eindeutig: Ein Hotel in dieser Größe wäre für die bestehenden Hoteliers existenzgefährdend gewesen.
- Touristiker sehen das naturgemäß anders. Zwar gebe es in Neuburg 16 gewerbliche Unterkünfte, sagt Marieluise Kühnl vom Amt für Kultur und Tourismus der Stadt, es fehle aber vor allem in der Sommersaison zwischen Ostern und Oktober eine preiswerte Unterkunft für Radler, die auf dem Donauradweg die Stadt passieren. Es existiere kein zertifiziertes Haus für Fahrradtouristen in Neuburg. „Da müssen wir vom Infobüro vor allem unter der Woche viel rumtelefonieren, bis wir freie Zimmer finden. Gerade wenn größere Gruppen unterwegs sind, wird es schwierig.“ Zusätzliche Nachfragen kämen zudem zu Messezeiten. „Wenn in München große Messen stattfinden, etwa die Bauma, dann merken wird das bis Neuburg raus und hier ist viel belegt.“ Vergangenes Jahr zählte man im Infobüro 98.000 Übernachtungen in Neuburg.
- Das sagt die SPD: Ralph Bartoschek, Fraktionssprecher der SPD im Neuburger Stadtrat, gibt zu, dass die Pläne in ihren Reihen zunächst auf geteiltes Echo gestoßen sind. Doch nach diversen Diskussionen und Abwägungen sei er unterm Strich für das Hotelprojekt gewesen. „Dass alle Bedenken, die im Laufe der Zeit besprochen wurden – Denkmalschutz, Anwohner, Stellplätze, Höhe des Neubaus – nun in der Summe dazu geführt haben, dass das Projekt nicht realisiert wird, finde ich sehr schade.“ Dass für Außenstehende möglicherweise den Eindruck entstand, dass der Stadtrat mitunter zu zögerlich und schwerfällig agierte, kann Bartoschek zwar verstehen. Gleichzeitig verteidigt er aber sich und seine Stadtratskollegen: „Wir mussten doch abwägen, was vertretbar ist und was nicht. Und gerade wir Volksparteien müssen doch auf die Bedenken der Bürger hören. Nichtsdestotrotz haben wir der VR-Bank immer signalisiert, dass wir für das Vorhaben offen sind“, sagt Bartoschek. Er fände es schade, wenn anstelle des Hotels jetzt hochpreise Wohnungen am Schrannenplatz entstehen würden. „Das ist jetzt nicht gerade das, was Neuburg braucht.“ Stattdessen würde ihm die Idee gefallen, dort ein Bürgerbüro einzurichten, in das publikumsintensive Abteilungen der Stadt Neuburg einziehen. Gepaart könnte diese Einrichtung mit bezahlbaren Wohnungen werden, gerne auch mit einem Mehrgenerationenansatz.
- Für die CSU möchte Fraktionschef Alfred Hornung nicht sprechen. Jetzt, in der Sommerpause, sei keine Gelegenheit, sich über das Thema zu verständigen. „Ich kann nur sagen, ich bedauere es sehr, dass das Projekt nicht zustande kommt. Es ist schade, denn wir brauchen dringend eine Belebung des Schrannenplatzes. Man sollte aber die Entscheidung der VR Bank respektieren.“ Über die Gründe für das Aus lasse sich trefflich spekulieren, „das kann mit der Stellplatzverordnung zu tun haben, aber auch mit der Klausel, dass nur Mieter von außerhalb zugelassen sind. Das ist ein bindender Stadtratsbeschluss. Vielleicht sollte man das nochmals detailliert behandeln.“ Was Hornung nicht möchte, ist nachtarocken: „Mit irgendwelchen Schuldzuweisungen im Nachhinein halte ich mich sehr zurück.“
- Die Freien Wähler halten die Entscheidung der Genossenschaftsbank „mehr als unglücklich“, sagt Roland Harsch. Das sei für Neuburg definitiv negativ, „statt eines Hotels mitten in der Stadt haben wir jetzt eine Brache am Schrannenplatz.“ Den Schwarzen Peter möchte er aber er nicht aufseiten des Stadtrats sehen. „Von den Problemen mit den Anliegern hat der Investor gewusst und bei der Geschichte mit dem Gutachten und der Tiefgarage sind wir der Bank entgegengekommen. Jeder der da runter kommt, sieht sofort, dass Sanierungsbedarf besteht.“ Man brauche also jetzt nicht mit explodierenden Kosten zu argumentieren.
- Für die Grünen, sagt Fraktionssprecher Theo Walter, stelle sich nun die Frage, wie die VR Bank das Gebäude vernünftig weiter nutzen könne. „Was mich ärgert: Die Stadt hat nachgegeben und die Bank immer noch eines draufgesetzt. Das war die Ursache für das Scheitern jetzt.“ Man könne das Stadtbild auch aufwerten, ohne Monumentales zu bauen. „Man kann groß und schön bauen und sich trotzdem an die Umgebung anpassen.“ Eine komplette Wohnnutzung hält auch Walter nicht für wünschenswert. „Ich hab aber kein Problem mit Stadtwohnungen oben und Läden im Erdgeschoss. Wir brauchen kleine Wohneinheiten im Zentrum, und vor allem junge Leute finden das toll, wenn sich etwas rührt.“
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