„In der kommenden Woche muss ich nach Berlin. Denn am Dienstag konstituiert sich schon die neue Bundestagsfraktion.“ Als Lukas Rehm das um 18.45 Uhr im Saal des Jurahofs im Kipfenberger Ortsteil Biberg sagt, brandet Jubel unter den rund 100 Anhängern und Parteimitgliedern auf. Die AfD hat hierher zur Wahlparty für die Region geladen und beobachtet gespannt die Hochrechnungen auf einer großen Leinwand. Die Stimmung ist entspannt, erleichtert, aber nicht euphorisch. Nur als der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck auf dem Bildschirm erscheint, gibt es vereinzelte Buh-Rufe.

Dann rückt der 35-Jährige, dessen Einzug in den Bundestag auf Platz 13 der Landesliste fast erwartet werden konnte, noch mit einer viel größeren Überraschung heraus: Christin Gmelch aus Stengelheim, die 2023 für die AfD für den bayerischen Landtag kandidiert hatte, aber nahezu alle Wahlkampfauftritte vermied, wird als erste Nachrückerin ins Maximilianeum einziehen. Die 36-jährige Landwirtin nimmt den Platz des ehemaligen AfD- Fraktionsvorsitzenden Ingo Hahn aus dem Stimmkreis Bad-Tölz/Wolfratshausen ein, der ebenfalls nach Berlin wechseln wird.
Lukas Rehm (AfD) streckt Hand in Richtung Union
Für Lukas Rehm ist dies ein deutliches Signal, dass künftig ohne die AfD nichts mehr gehen werde. Zur Feier des Tages spendiert die Partei für alle Anwesenden ein Essen und der designierte Bundestagsabgeordnete selbst zwei Getränke. „Danach werden wir uns sofort hinsetzen und die Kommunalwahlen 2026 vorbereiten“, kündigt Rehm im Gespräch mit unserer Zeitung an. „Wir müssen jetzt den Anspruch haben, für unser inzwischen großes Wählerpotenzial überall entsprechende Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, Leute, die sich auch trauen, ihre Gesichter in der Öffentlichkeit zu zeigen. Und ich versichere Ihnen, dass wir künftig auf Gemeinderats-, Stadtrats- oder Kreistagsebene deutlich mehr AfD-Mandatsträger sehen werden.“

Einer möglichen Zusammenarbeit für die Region in Berlin mit dem wiedergewählten Stimmkreisabgeordneten Reinhard Brandl (CSU) wolle er sich nicht entgegenstellen. „Das hängt allein von der CSU ab, denn die Brandmauer haben nicht wir errichtet. Meine Hand bleibt ausgestreckt. Sie muss natürlich auch jemand ergreifen.“ Er selbst wolle nun konstruktive Arbeit im Parlament betreiben. Gerade das Beispiel Österreich zeige, dass für eine Partei wie die AfD mit diesem Wahlabend noch längst nicht der Gipfel erreicht sei. Lukas Rehm prophezeit deshalb: „Auch das schaffen wir noch.“
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