Einmal Niesen - und schon ist es passiert. Niemand spricht darüber, weil es unangenehm und für die Betroffenen oft auch peinlich ist. Die Rede ist nicht von den Tröpfchen im Taschentuch, sondern im Höschen - und die sind ein untrüglicher Beweis dafür, dass der Beckenboden zu schwach ist, um die Blase zu halten. In der Veranstaltungsreihe „Frauengesundheit“ des Gesundheitsamtes Neuburg widmet sich Beate Wasem diesem Thema. „Mysterium Beckenboden“ nennt sie ihren Vortrag, in dem es nicht nur um Inkontinenzschwäche geht, sondern auch um andere körperliche Einschränkungen, die ebenfalls ihren Ursprung im Beckenboden haben können.
Warum ist der Beckenboden ein „Mysterium“?
Der Beckenboden ist eine Muskel- und Bindegewebsschicht, die den unteren Abschluss des Beckens bildet. Er trägt die Organe des Bauchraums, hilft bei der Kontrolle über die Harnblase und den Enddarm, trägt zur Stabilisierung der Körperhaltung bei und spielt auch im Liebesleben eine Rolle. Einer besonderen Belastung ist der Beckenboden während der Schwangerschaft und der Geburt ausgesetzt, weshalb er den meisten Menschen wohl nur im Kontext einer Rückbildungsgymnastik in den Sinn kommt. „Viele kennen ihren Beckenboden gar nicht“, sagt Beate Wasem und meint damit Frauen wie Männer gleichermaßen. Sich seiner Funktion bewusst zu werden und ihn zu spüren, das sei Ziel ihres Vortrags.
Welche Auswirkungen kann ein schwacher Beckenboden haben?
Die klassischen Anzeichen sind, wenn es beim Niesen, Husten, Lachen oder schwerem Heben zu einem unkontrollierten Urinverlust kommt. Weil der Beckenboden mit der Bauchmuskulatur, der Rückenmuskulatur und dem Zwerchfell zusammenarbeitet, können auch Rückenbeschwerden dort ihren Ursprung haben. „Ein schwacher Beckenboden kann aber auch Kieferknirschen oder Nackenverspannungen auslösen“, weiß Beate Wasem. Andererseits kann ein trainierter Beckenboden die sexuelle Empfindung intensivieren. „Indem man den Beckenboden kräftigt, wird er besser durchblutet - und das führt zu mehr Power und mehr Gefühl.“

Wer ist besonders anfällig für einen schwachen Beckenboden?
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Muskulatur im gesamten Körper, einschließlich des Beckenbodens. Das kann zu einer Schwächung führen und das Risiko für Inkontinenz, Organabsenkungen oder Rückenprobleme erhöhen. Besonders bei Frauen nach den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was das Bindegewebe und die Muskulatur schwächt. Heutzutage ist eine Rückbildungsgymnastik nach der Geburt für die meisten Frauen selbstverständlich, doch das war nicht immer so. „Frauen, die heute 60 sind und drei Kinder haben, haben sich damals mit großer Wahrscheinlich nicht um ihren Beckenboden gekümmert“, sagt die zweifache Mutter. Das seien jene Frauen, „die jetzt von Tena Lady ausgestattet werden“.
Was lernen die Kursteilnehmer in dem Workshop?
Beate Wasem erklärt in erster Linie die Anatomie des Beckenbodens und wie man die verschiedenen Schichten ansprechen kann. „Viele Frauen können ihren Beckenboden nämlich gar nicht spüren, geschweige denn anspannen“, sagt sie. Durch eine bildhafte Beschreibung versucht sie, einen möglichen Knoten zu lösen. Danach geht es um die Aufgaben dieses Muskelgeflechts und wie man es kräftigen kann. Beate Wasem ist Yogalehrerin und bietet in ihrem Studio in Manching spezielle Postnatal-Yogastunden an. Doch in diesem Kurs geht es vor allem um Übungen, die ganz einfach im Alltag beim Zähneputzen oder Autofahren umgesetzt werden können.
Welche Frauen werden in dem Kurs angesprochen?
Beate Wasem sieht das Thema altersübergreifend und unabhängig davon, ob es bereits Probleme mit dem Beckenboden gibt. Nachdem dieser Bereich des Körpers mehrere Aufgaben erfüllt und auch in Areale ausstrahlen kann, die scheinbar weit weg von der Körpermitte sind, ist es ihr wichtig, den Kursteilnehmerinnen die Zusammenhänge zu vermitteln.
Termin: Der Kurs „Mysterium Beckenboden: Entdecke deine innere Kraft“ ist ein Online-Seminar via Zoom und findet am Montag, 28. April, um 19 Uhr statt. Anmeldung über www.neuburg-schrobenhausen.de (in das Suchfeld „Frauengesundheit“ eingeben).
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