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Champions League Finale 2025 in München: Diese Frau hat das Logo des Mega-Events gestaltet

Karlshuld/München

Diese Frau aus Karlshuld hat das offizielle Logo des Champions-League-Finales designed

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    Miriam Ganser hat das offizielle Logo für das Champions League Finale 2025 in München gestaltet.
    Miriam Ganser hat das offizielle Logo für das Champions League Finale 2025 in München gestaltet. Foto: Rafael Gerlach

    Noch immer fällt es Miriam Ganser schwer, zu begreifen, was sie da eigentlich erreicht hat. Wenn am Samstagabend über 400 Millionen Menschen gebannt vor ihren Fernsehern sitzen und das Champions League Finale in München zwischen Paris Saint-Germain und Inter Mailand verfolgen, dann wird jeder und jede einzelne auch ihr Kunstwerk sehen. Es wird in Einspielern gezeigt werden, Werbebanden zieren, als Hintergrund für die Interviews mit den Stars dienen und auf dem offiziellen Spielball verewigt. Die gebürtige Karlshulderin hat im Auftrag der Uefa die offizielle, sogenannte Markenidentität für das Finale in München gestaltet – das Logo des Mega-Events sozusagen – und pendelt mit ihren Gefühlen zwischen Nervosität und Stolz.

    Das Logo für das Champions League Finale ist derzeit überall in München zu finden

    „Das ist für mich noch immer nicht zu fassen, was das bedeutet, dass mein Design jetzt überall ist: auf Bussen, auf Plakaten, im Fernsehen, im Stadion, auf den Tickets und sogar ganz groß am Rathaus“, sagt Ganser. So sei es gewesen, als sie im Frühjahr 2024 erfahren hat, dass sie als Designerin ausgewählt worden ist und so sei es auch heute noch, wenige Tage vor dem Finale. „Ich bin damals ausgeflippt und habe mich wahnsinnig gefreut, gleichzeitig aber auch ein bisschen Angst oder Respekt vor der großen Aufgabe gespürt.“ Die Chance, eine ganze Stadt zu repräsentieren, erlebe man eben nicht alle Tage.

    Das offizielle Logo für das Champions League-Finale 2025 in München, gestaltet von der Karlshulderin Miriam Ganser.
    Das offizielle Logo für das Champions League-Finale 2025 in München, gestaltet von der Karlshulderin Miriam Ganser. Foto: Miriam Ganser/Uefa

    Zwar wohnt Miriam Ganser mittlerweile seit über 10 Jahren in München, aufgewachsen aber ist sie in den 80ern und 90ern im Donaumoos, was sich auch im Stil und den Farben ihres Final-Designs widerspiegelt. Sie besuchte die Maria-Ward-Realschule und die Berufsfachschule für Wirtschaft. Danach folgte eine Ausbildung zur Schauwerbegestalterin beim Neuburger Modehaus Bullinger und schließlich das Studium in Kommunikationsdesign, das sie ab 2009 in München absolvierte. Mittlerweile ist sie selbstständig und hat sich in der Landeshauptstadt drei Standbeine aufgebaut. „Neben dem Kommunikationsdesign, also dem Branding und den Illustrationen für Auftraggeber, arbeite ich als freie Künstlerin in meinem Atelier und stelle aus. Dazu gebe ich Kunst- und Design-Workshops für Kinder, in Schulen beispielsweise“, erzählt sie.

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    Dass nun auch Millionen von Fußball-Fans ihre Arbeit bewundern können, hat sie unter anderm der Londoner Agentur TwelfthMan zu verdanken, die Ende 2023 auf Ganser aufmerksam wurde, als sie im Auftrag der Uefa nach einheimischen Designern suchte. Im Fußballgeschäft ist sie keine Unbekannte und gestaltete bereits Patches, also Aufnäher für Fanjacken, für die Frauenmannschaft des FC Bayern. Ganser durchlief mit ihren Ideen ein Auswahlverfahren und überzeugte mit dem Konzept „Urban Playground“, einem spielerischen, sportlichen Blick auf die Stadt. „Es ging darum, was München für mich bedeutet, was meine Lieblingsorte sind, und zu jedem Element schrieb ich eine kurze Erläuterung“, beschreibt Ganser den Prozess.

    Nun würde man vielleicht annehmen, die Uefa hat in so einem Fall bereits konkrete Vorstellungen und Vorgaben, an die sich Designer halten müssen, so wie es bei vielen Auftragsarbeiten üblich ist. Einschränkungen gibt es auch tatsächlich, beispielsweise musste Ganser Elemente wie die Statue der Bavaria mit der Uefa absprechen, die sich sorgte, dass es sich um eine religiöse Figur handeln könnte. „Bei den Blättern der für München typischen Kastanie dachte jemand bei der Uefa immer an ein Marijuhana-Blatt, das ging dann ewig hin und her“, erinnert sie sich.

    Doch darüber hinaus ließen die Uefa und die Londoner Agentur, mit der sie während der Gestaltung zusammenarbeitete, ihrer Kreativität freien Lauf. Und so ist es eben nicht ein Uefa-Design geworden, sondern ein ganz persönliches Kunstwerk. „Die Großmarkthalle, der Bauch Münchens, war mir das wichtigste Element. Der freie Blick dort inspiriert mich, die Obstkisten mit ihren Mustern oder die zusammengepressten, alten, buntbedruckten Kartons“, schwärmt sie.

    Auch ihre Liebe für Graffiti und Street-Art im Allgemeinen prägen ihr Design, und nicht nur dieses eine. Im Münchner Stadtgebiet fanden sich schon zuvor viele ihrer Arbeiten an vormals grauen Betonwänden und anderen Orten, die nach Kunst schreien. „Das würde ich mir auch für Neuburg und Karlshuld wünschen, dass man da offener und unkomplizierter ist. Kunst ist für alle da und sollte auch überall erlebbar sein.“ Nun aber geht es für Miriam Ganser auf die ganz große Bühne, beim wichtigsten Spiel des europäischen Klubfußballs. „Boah krass, jetzt steht der da vor meinem Kunstwerk“, habe sie gedacht, als der ehemalige Bayern-Spieler Thiago Alcântara es bei der offiziellen Präsentation enthüllte.

    In ihrer Heimat Karlshuld sind die Menschen stolz auf Miriam Ganser

    So oder so ähnlich waren auch die Reaktionen daheim in Karlshuld. „Die schönste Nachricht kam von meinem Cousin, der mir begeistert schrieb, dass man sieht, dass es von mir ist und so viel von mir darin steckt“, erzählt sie. Die Familie sei ohnehin wahnsinnig stolz und auch Bürgermeister Michael Lederer sei ganz aufgeregt gewesen, als er davon erfahren hat. Mit Karlshuld ist sie nach wie vor eng verbunden und immer wieder zu Besuch bei ihrer Familie. Ihre alte Heimat, das weite Land, geht ihr ab, sagt sie, umso mehr, je älter sie werde. Doch auch in München fühlt sie sich wohl, wo ihre beruflichen Möglichkeiten ungleich besser sind.

    Diese könnten sich am Samstag und in den kommenden Wochen und Monaten grundlegend ändern, wenn ihr Design über unzählige Bildschirme flimmert und Jugendliche weltweit Fußbällen hinterherjagen, auf dem in der von ihr entworfenen Schrift „Munich 25“ steht. „Bislang ist noch nicht so viel passiert und ich kann noch gar nicht abschätzen, was das nun in Zukunft für mich bedeutet“, sagt sie. Ob es nun zu mehr und größeren Aufträgen führt, ob ihre Kunst und ihr Stil noch öfter erkannt werden, lässt sich kaum vorhersehen. In jedem Fall hat sie sich einen Traum erfüllt, den unzählige Künstlerinnen und Künstler hegen: Ein Millionenpublikum bekommt einen Eindruck von ihren Ideen, ihrer Persönlichkeit und ihrer Kreativität. Das kann ihr niemand mehr nehmen.

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