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Eisbaden in Sinning: Wie drei Frauen die Kälte lieben lernten

Burgheim/Oberhausen

Eiskalte Leidenschaft: Warum drei Frauen das Eisbaden lieben

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    Herrlich! Bei 1,4 Grad machen es sich Centa Frank, Marianne Schott und Tanja Fischer (von links) im Burgheimer Baggersee gemütlich. Das Eisbaden ist für die drei Frauen "zur Sucht" geworden.
    Herrlich! Bei 1,4 Grad machen es sich Centa Frank, Marianne Schott und Tanja Fischer (von links) im Burgheimer Baggersee gemütlich. Das Eisbaden ist für die drei Frauen "zur Sucht" geworden. Foto: Claudia Stegmann

    Die Sonne lässt die Eisschicht auf dem Burgheimer Baggersee idyllisch glitzern. Der Nebel hat sich verzogen und gibt den Blick auf den blauen Himmel frei. Dick eingepackt macht man an diesem Nachmittag gerne Halt am Ufer, um auf den zugefrorenen See zu blicken und die zarte Wärme der Sonnenstrahlen auf dem Gesicht zu spüren. Für die in Daunen gepackte winterliche Romantik haben Tanja Fischer (50), Marianne Schott (61) und Centa Frank (69) allerdings keinen Sinn. Stattdessen suchen die drei Frauen aus Sinning eine Abkühlung - und zwar eine eiskalte. Seit zwei Jahren gehen sie zusammen zum Eisbaden und können mittlerweile nicht mehr ohne. „Das ist wie eine Sucht“, sagen sie.

    Drei Frauen aus Sinning gehen seit zwei Jahren auch im Winter baden

    Es hat 1 Grad, als die drei „Eisprinzessinnen“ aus Sinning mir nichts dir nichts die Hüllen fallen lassen und nur noch im Badeanzug und Bikini dastehen. Nur der Kopf kriegt eine warme Mütze, Neopren-Handschuhe und -Badeschuhe schützen Finger und Zehen. Den Weg in die Eiseskälte müssen sich die Frauen aber erst einmal bahnen. Mit Schaufel und Rechen brechen sie die Eisschicht auf und schaffen sich ein kleines Bassin. Seit Silvester ist der Baggersee zugefroren, seitdem müssen sie vor jedem Bad aufs Neue klopfen und hacken. „Das ist eigentlich gar nicht so schlecht, weil da wird einem warm“, sagt Tanja Fischer. Exakt 1,4 Grad hat das Wasser an diesem Tag. Trotzdem wird es heute das letzte Mal sein, dass sie an den Baggersee kommen. Solange es so kalt ist und das Wasser immer wieder gefriert, werden sie in das fließende Gewässer der Donau umsteigen.

    Vor dem Bad muss erst einmal der zugefrorene See mit Schaufel und Rechen aufgeschlagen werden.
    Vor dem Bad muss erst einmal der zugefrorene See mit Schaufel und Rechen aufgeschlagen werden. Foto: Claudia Stegmann

    Alles fing vor zwei Jahren an. Tanja Fischer wollte irgendetwas machen, das nicht alltäglich ist - und ihre Freundin Centa Frank hatte die passende Idee dazu: Eisbaden. Das kannte sie von einem Bekannten, der noch mit 93 Jahren fast täglich in die klirrend-kalte Schutter-Quelle in Wellheim gestiegen war. „Und der war nie krank“, wusste sie. Und so kam es, dass die beiden an einem Novembertag im Jahr 2023 zum ersten Mal in einen winterlichen Badesee stiegen. „Das erste Mal waren wir höchstens eine Minute im Wasser. Die Überwindung war riesengroß und wir waren aufgeregt, was passiert“, erinnert sich Tanja Fischer. Mittlerweile ist nicht nur Marianne Schott dazugestoßen, sondern sie sind auch deutlich unverfrorener. Bis zu 20 Minuten bleiben die Drei mitunter im Wasser.

    Nach einigen Minuten haben sie eine runde Fläche frei geklopft, die tief genug ist, dass sie bis zu den Schultern im Wasser stehen. Jetzt verharren sie dort, nur die Hände heben sie schützend aus dem Wasser heraus. „Wenn man die Arme an den Körper anlegt und die Beine geschlossen hält, ist es wärmer, als wenn man schwimmt“, ist Centa Frank überzeugt. Es gab aber auch schon Tage, da mussten die drei Frauen an sich näher zusammenrücken. „Wir waren auch schon mit einem Sonnenschirm im Wasser, weil‘s geregnet hat“, erzählt Tanja Fischer. Regen, Schnee, Wind, Graupel - nichts kann die Damen von ihrem eisigen Vergnügen abhalten. Mindestens dreimal die Woche schreiben sie sich spontan zusammen, Ausreden gibt es nie.

    Eisbaden in Burgheim: Diese positiven Effekte sind damit verbunden

    Das Eisbaden ist in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Trend geworden. Den Körper einer extremen Kälte auszusetzen, ist in erster Linie eine Stresssituation für ihn - allerdings mit positiven Nebeneffekten. Um die lebenswichtigen Organe zu schützen, zieht sich das Blut in den Körperkern zurück. Als Reaktion darauf wird die Haut danach verstärkt durchblutet, was sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Die Kälte stimuliert überdies die Bildung weißer Blutkörperchen, die für die Abwehr von Viren, Bakterien und Pilzen zuständig sind.

    Dosierte Kälte macht erwiesenermaßen aber auch glücklich: Kaltes Wasser aktiviert das Nervensystem, Studien haben belegt, dass eine kalte Hydrotherapie depressive Verstimmungen sehr effektiv lindern kann. Und zuletzt kann Kälte auch bei Schmerzen helfen. Diese Erfahrung hat Centa Frank gemacht: Nach dem Eisbaden spüre sie kein Zwicken mehr in ihrem neuen Kniegelenk.

    Wieder geschafft! Nach dem eisigen Bad belohnen sich die Frauen mit einem Getränk und genießen die Sonnenstrahlen.
    Wieder geschafft! Nach dem eisigen Bad belohnen sich die Frauen mit einem Getränk und genießen die Sonnenstrahlen. Foto: Claudia Stegmann

    Nach ungefähr 15 Minuten steigen die drei Frauen aus ihrem Eisbad wieder aus. Ihre Beine haben sich durch die starke Durchblutung rot gefärbt, es kribbelt wohlig im ganzen Körper. Jetzt schnell raus aus der nassen Badekleidung und rein in den kuscheligen Bademantel. „Mir ist nicht kalt“, sagt Marianne Schott, obwohl ihr Körper zittert. Die Muskeln arbeiten jetzt auf Hochtouren, um Wärme zu erzeugen. „Man tut sich was Gutes, ohne eine halbe Stunde Sport gemacht zu haben“, sagt die 61-Jährige.

    Tanja Fischer, Marianne Schott und Centa Frank sind Ganzjahres-Wassernixen. Solange das Oberhausener Freibad geöffnet geht, ziehen sie dort regelmäßig ihre Bahnen - in den ersten Wochen der Saison hat das Wasser auch dort nur um die 15 Grad, bevor die Sonne es langsam erwärmt. Sobald das Bad schließt, geht es an den Baggersee. Und der kann nicht kalt genug sein, dass ihn die drei Frauen meiden könnten. Nur einmal, da waren es ein wenig anstrengender als sonst: Es war der Neujahrstag 2025 und Marianne Schott hatte nur drei Stunden geschlafen. „Da war ich ein bisserl übernächtigt, und dann hat‘s mich mehr gefroren als sonst.“ Schwänzen war aber auch an diesem Tag keine Option.

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