Dunkelrote, süße Früchte leuchten aus grünen Pflanzreihen wie Vorboten des Sommers. Die Erdbeersaison hat rechtzeitig vor Pfingsten begonnen. Die Landwirtsfamilie Engel öffnete ihre neue Plantage an der Sudetenlandstraße und die Firma Appel lädt Selbstpflücker zu ihrer Anlage in Marienheim-Fleischnershausen ein.
Weil aber das Wetter noch unberechenbar ist, kann es zu „Reife-Pausen“ kommen, heißt es von den Landwirten. Sonntagvormittag holten sich noch Dutzende Hausfrauen Erdbeeren für ihre Obstkuchen, am Nachmittag machte Johannes Engel seine Plantage zu. „Zu wenig rote Erdbeeren, die Früchte brauchen Zeit zum Nachreifen“, sagt der Heinrichsheimer Landwirt. Er wartet auf die Sonne.
Es klingt auch vernünftig, die Felder nicht mit grünen Erdbeeren zu öffnen. Das könnte man machen, aber dann werden unreife Früchte gepflückt, getestet und weggelegt, so die Erfahrung der Plantagenbetreiber. „Das wird zum Nachteil für alle Beteiligten.“ Als Reserve gibt es Erdbeeren auch aus dem Kartoffelautomaten vor dem Bauernhof.
In Neuburg gibt es ein neues Erdbeerfeld zum selber pflücken
Am Dienstag öffnet das Feld an der Sudetenlandstraße wieder. Die Landwirtsfamilie lässt die Plantage auf der Südseite der Sudetenlandstraße ruhen und hat den früheren Standort neu bepflanzt. Auf 1,3 Hektar gibt es nun Erdbeeren zum Selbstpflücken. Das Kilogramm kostet heuer 4,90 Euro und damit zehn Cent mehr als im Vorjahr. Betreiber Appel aus Rain-Sallach verlangt fünf Euro in Fleischnershausen.

Die Plantagen benötigen viel Pflege und der Standort wird meist nach drei, vier Jahren gewechselt. Die Ernte ist heuer früh angelaufen und die Juninächte sind bis jetzt noch nicht warm genug. „22 Grad und nicht zu heiß, das ist ideal“, beschreibt Johannes Engel das beste Erdbeer-Wetter. Wenn sich aber heiße Sommertage mit Regenwetter abwechseln, dann besteht Fäulnisgefahr im Erdbeerfeld. Außerdem haben heuer späte Nachtfröste im Mai die Fruchtbildung beeinträchtigt und damit den Ertrag reduziert.
Familie Engel verwendet für ihr Erdbeerfeld in Neuburg kein Spritzmittel
Er verwende Spritzmittel nur äußert zurückhaltend, versichert Landwirt Engel, „ganz ohne geht es nicht.“ Olivia und Valentin wissen Bescheid: „Mama macht heute einen Kuchen und Oma braucht viele Erdbeeren für die Marmelade.“ Wenn die Geschwister beim Pflücken helfen, verschwindet jede zweite Erdbeere im Mund – frisch schmecken sie halt am besten. Fleißige Hausfrauen produzieren Erdbeerkonfitüre oder Gelee, manche wecken die Früchte auch ein oder geben sie in die Gefriertruhe für spätere Verwendung.
Als erste heimische Frucht des Jahres symbolisiert die Erdbeere den ersehnten Sommeranfang. Neben ihrem fruchtig-süßen Aroma liefert sie hohe Mengen an Vitamin C und so gut wie keine überflüssigen Kalorien. Der erwerbsmäßige Anbau von Erdbeeren leidet unter dem Mangel an Erntehelfern und rechnet heuer mit steigenden Kosten und Preisen. In Deutschland sind 2024 mit rund 70.000 Tonnen Erdbeeren im Freilandanbau weniger geerntet worden als 30 Jahre lang zuvor. Der Ertrag ist um ein Viertel zurückgegangen – auch weil Spätfröste, Starkregen und ständiges Wechselwetter die Vegetation belasteten.
Folien werden auf den Erdbeerfeldern um Neuburg nicht verwendet
Außerdem geht die Anbaufläche kontinuierlich zurück. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind die Bundesländer mit den größten Feldflächen. Folientunnel über den Erdbeerreihen fördern die Reife und schützen die Pflanzen vor dem Pilz „Botrytis cinerea“, der die Blüten befällt und in die reifende Frucht hineinwächst. Mit Folien arbeiten große Betriebe, in Neuburg werden sie nicht verwendet. „Unsere Erdbeeren schmecken auch ohne Folien gut, da haben wir viele Rückmeldungen“, sagt die Heinrichsheimer Landwirtsfamilie.
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