Eine ebenso unterhaltsame wie interessante Kulturgeschichte der Toilette bietet die neue Ausstellung „Mit dem Spaten in den Garten? Geschichte(n) rund ums Klo“ im Haus im Moos, die am Donnerstagabend von Kuratorin und Freilichtmuseumsleiterin Joana Mylek sowie Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf als aktuellem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Donaumoos eröffnet wurde.
Vier Kabinette sind das Herzstück der Ausstellung, die ursprünglich in Detmold konzipiert wurde und aufgrund des dortigen großen Erfolges als Wanderausstellung auf Reisen ging – unter anderem ins Porzellanmuseum nach Selb, wo Mylek sie erstmals kuratierte. Fürs Haus im Moos hat sie weitere Illustrationen anfertigen lassen und um einige Exponaten zu dem in Lichtenheim geborenen Hygieniker Max von Pettenkofer ergänzt.

Lokalbezug haben auch die Badewannen, die aus der eigenen Sammlung der Stiftung stammen. Zum Beispiel eine „Volksbadewanne“ aus verzinktem Blech, datiert auf 1945-49. Wie die Kinderbadewanne und eine Sitzbadewanne aus gleicher Zeit ist sie vor kräftig grünem und blauem Hintergrund wirkungsvoll inszeniert. Das älteste Exponat ist ein Kindernachttopf mit Blumendekor aus dem Jahr 1760, das jüngste ein topmodernes WC aus dem Jahr 2023, ein Messeausstellungsstück, das sogar interaktiv genutzt werden kann und soll. Aber nur die Wasserspülung per Knopfdruck, wie Mylek betont, „bitte nicht benutzen“.
Im Haus im Moos eröffnet spannende Ausstellung zur Kulturgeschichte der Toilette
Kommoden, Waschtische, Waschgeschirr und Waschgarnituren zeigen, wie Körperhygiene um 1900 praktiziert wurde. Interessant auch ein Bourdaloue mit Zwiebelmuster aus der Zeit um 1770. Es handelt sich dabei um einen Nachttopf für unterwegs, dessen Form auf Frauenbedürfnisse zugeschnitten war. Namensgeber war der Jesuitenpater Louis Bourdaloue, der für seine langen Predigten berüchtigt war.

Lebendigkeit verleihen die Illustrationen von Michael Szyszka der Ausstellung. Mit Edding „beschmierte“ Wände statt trockener Ausstellungstexte – das gehört zum Konzept dazu, auch die Gäste dürfen sich an der Wand des Gästeklos verewigen. Die meisten Besucher aber lassen sich von den vier Kabinetten faszinieren, die die Entwicklung des Klos darstellen – vom einfachen Plumpsklo über erste Wasserclosetts, die in England erfunden wurden, bis zum modernen Hightechgerät mit Spülung des Allerwertesten mittels Düse.
Kulturgeschichte der Toilette: Ausstellung „Mit dem Spaten in den Garten?“ eröffnet
„Mit dem Spaten in den Garten“ muss der Bürgermeister von Karlskron zwar nicht, doch das Thema habe durchaus Aktualität beziehungsweise Notwendigkeit, meinte er in seiner launigen Ansprache. Er erinnerte an das Hochwasser im vergangenen Jahr, das Teile seiner Gemeinde von der Kanalisation abgeschnitten hatte und die Bürger zwang, Alternativen zu finden. Was ihn zum Ausstellungstitel inspirierte. Egal, ob schöne oder weniger schöne Keramiktöpfe verwendet würden, bei der Notdurft seien alle gleich, ob arm oder reich, jung oder alt. „Mit Verlaub – niemand scheißt Marzipan“, merkte Kumpf an und nutzte das Ausstellungsthema gleich für den Appell, „nicht nur auf oder in die Schüssel, sondern auch dahinter zu blicken“.

Beim Abwasser bestünde im Gegensatz zur Stromversorgung noch viel Aufklärungsbedarf. Es fände immer nur dann Beachtung, und zwar negative, wenn die Gebühren erhöht werden. Dabei seien 2,80 Euro für einen Kubikmeter Schmutzwasser doch sehr günstig. Wie viel Arbeit und wie viele Reinigungsschritte benötigt werden, um Schmutzwasser in (theoretisch) trinkbares, sauberes Wasser zu verwandeln, das weiß Klärwärter Roland Grabmaier von Berufs wegen. Auch er fand in der Ausstellung noch das ein oder andere, was ihm neu war. Zum Beispiel die Erklärung, warum Toiletten mit dem Kürzel „00“ gekennzeichnet werden. „Es sind einige Schmunzler dabei und hintergründige Texte“, lobt Grabmaier die Ausstellung.
Info: Die Ausstellung ist bis 31. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, Samstag von 13 bis 17 Uhr und Sonntag sowie am Feiertag von 11 bis 17 Uhr. Montags ist geschlossen.
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