Auf ihre Urgesteine Irmgard Pahl und die Usslbrucknpenner musste die Prunksitzung der Fidelitas 85 Rennertshofen zwar verzichten, trotzdem amüsierten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in der nahezu ausverkauften Mehrzweckhalle prächtig – dank einiger Neuzugänge, heiterer Sketche von bewährten Kräften, mitreißender Tanzeinlagen von Großer und Kleiner Garde, das Ganze souverän moderiert von Sitzungspräsidentin Tanja Gebert.
Matthias Polzer liefert mit seiner Hommage an die Fidelitas einen der Höhepunkte
Einen, wenn nicht den Höhepunkt des Nachmittags, lieferte Matthias Polzer mit seinem Erfolgsmärchen „Vom entschleunigten Ussel-Einoed zur Isarmetropole“ ab. Eine rundum gelungene, liebevoll-ironische Hommage an die Fidelitas sowie seine Heimat Rennertshofen, der er bescheinigt, „die Gemeinde des entschleunigten Fortschritts, der ewigen Gemütlichkeit und der bodenständigen Exzentrik“ zu sein. Sein Sehnsuchtsort, in den Faschingsprinz Matthias I., zugleich Mister Neuburg, „Bürgermeister der Herzen“ und als Weltbürger der Stadt München neuerdings „Franz junior, der Stenz von Schwabing“ genannt, gerne zurückkehrt. Auch wenn in Rennertshofen die „Gemeinderatssitzungen länger dauern als Planungsphase, Genehmigung und Bau für Münchens neuen Stadtteil Neu-Freimann“. Die Ranzhofer seien „nicht ganz freiwillig die wahren Bewahrer“ der bayerischen Tradition, meinte Polzer, denn „hier läuft alles mindestens zehn Jahre später als im Rest der Welt“. Was auch Vorteile hat, denn „wenn morgen die Welt untergeht, dann komme ich heute noch nach Ranzhof – weil dann haben wir noch gemeinsam mindestens zehn Jahre“.

Ein weiterer Debütant in Ranzhof war Schorsch Thaller, der hier seinen ersten Faschingsauftritt überhaupt hinlegte. Als Erzengel Michael mit blondgelockter Perücke, Römersandalen und Schwert wetterte er in tiefstem Bayerisch gegen das, was den himmlischen Wächtern alles zugemutet wird – zum Beispiel immer mehr Preußen, so dass er Hochdeutsch reden müsse. Was er in wohlgesetzten Reimen tat, wenn er von Luzifer und dem Sündenfall, vom Unterschied zwischen Woke und Wok berichtete sowie den Uhren im Himmel, die schneller laufen, wenn ein Gemeinderat fehlerhafte Entscheidungen trifft.

Als „Hinz und Kunz“ gastierten erstmals Dominik Kunz und Florian Riehl vom Faschingsclub Rain, die als Hausmeister-Duo einen kritischen Blick nicht nur auf die Mehrzweckhalle warfen, die laut Fidelitas-Präsident Klaus Hager wohl zum letzten Mal Schauplatz der Prunksitzung war. Wobei die Hausmeister ihr noch einige Jahre vorhersagten. Bürgermeister Georg Hirschbeck reiße jedenfalls nichts mehr vom Hocker, den er als Rentner neben seinen neuen – oder auch nicht so brandneuen, aber dafür dank Heckenschnitt heuer gut sichtbaren – Pool stellen werde. Wer wohl sein Nachfolger werde, rätselten die beiden und hatten auch ein paar Kandidaten im Blick. Hans Muschler zum Beispiel, falls die BayWa zumache und er einen neuen Job brauche. Oder Gerhard Göbel, der gerade versuche, sich durch Eselstouren für den Wahlkampf bekannt zu machen.
Die Lokalprominenz in Rennertshofen wurde ordentlich aufs Korn genommen
Nicht zu vergessen, Hirschbecks Stellvertreter und die FDP solle es auch noch geben, die Gelben, die es nun mit (von der) Grün versuchten. Josef Spenninger und Andreas Rehm, die sich jeweils bei Holzarbeiten verletzt hatten, sollten lieber im Landratsamt bleiben oder „Aiwanger die Schultasche“ tragen, rieten die Hausmeister. Die Lokalprominenz nahmen auch Simone Riedlberger, Katharina Fürleger-Schmidt und Martina Mergel in ihrem Sketch „Wartezimmer-Romantik“ aufs Korn, letztere verteilte an alle Gemeinderäte Tröten, mit denen sie fortan jeden Tusch zu begleiten hatten. Weil es „hint und vorn nicht langt“ kamen Sabine Gerstner und Armin Meyer von der Theatergruppe Stepperg auf die Idee eines Nebenjobs. Mit – ziemlich jugendfreiem – Telefonsex unterhielten sie das Publikum bestens.
„Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre Fidelitas“, sangen die Büchler-Mädels Kathi, Franzi, Jonny und Renate, verstärkt durch Stefan Schiller am Keyboard sowie Kilian auf Franzis Arm. Zum Jubiläumsjahr passte nicht nur der Liedtext, sondern auch ihre Deko mit unzähligen Orden um den Hals. Brachten die Büchler-Mädels schon richtig Stimmung in die Halle, so setzte das KGB (Konwella Gaudi Ballett) mit Stimmungsliedern und heiterer Balletteinlage noch eins drauf.

Die Große Garde setzte ihre Therapiestunde fort, dieses Mal mit Karo Hager als Leiterin. Nicht dass es für sie besser lief als letztens für „Baumi“, denn jeder Teilnehmer (Philipp Baumgartner, Michael Kreutzer, Jasmin Reiter und Leonie Fischer) hatte eine andere Phobie – gegen peinliche Pausen, Entschuldigungen, Wiederholungen oder den Ausruf „Aaah“ – mitgebracht, die die Sitzungsleiterin am Ende zu Boden gehen ließen. Viel Spaß hatte das Publikum mit der ganz besonderen Yoga-Stunde der Theaterfreunde unter Leitung von Yogi Christoph Hosemann, der an seinen Schülern verzweifelt: „Warum können die nicht einfach Pillen nehmen wie andere auch?“
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