Sollen wir, sollen wir nicht? Jawoll, wir machen es! Ob man in diesen Tagen eine öffentliche Großveranstaltung durchführen sollte, ist sicherlich keine einfache Frage. Auch in Neuburg kam es zu einer Krisensitzung, nachdem der Anschlag in München für große Betroffenheit und Unsicherheit gesorgt hatte. Immerhin stand doch der erste große Gaudiwurm an, der sich nach achtjähriger Pause wieder durch die Neuburger Innenstadt schlängeln sollte. Was also tun, in einer Zeit, in der eine bis dato ungekannte Gefahr für solche Events zu drohen scheint? Aus Neuburg kam die klare Antwort: Wir lassen uns die Lebensfreude nicht nehmen!

So blieb man also bei den ursprünglichen Plänen, blickte noch ein letztes Mal mit Argusaugen auf das ausgetüftelte Sicherheitskonzept für den Faschingsumzug und ließ dann, pünktlich am frühen Sonntagnachmittag den Startpfiff für das närrische Treiben erklingen. Bis dahin hatten sich schon tausende Besucherinnen und Besucher am Straßenrand platziert und warteten voller Spannung auf den von den Burgfunken organisierten Zug.
Neuburg feiert unbeschwert: Faschingsumzug begeistert tausende Besucher
Schon im Vorfeld hatten sich der Faschingsverein und die Stadt über die zahlreichen Anmeldungen gefreut. „Wir mussten zum Schluss sogar mehreren Anfragen absagen, sonst wäre es einfach zu viel geworden“, meinte Bernhard Mahler, der zusammen mit Vicky Müller-Toùssa – alias Tina Turner und Bob Mahler in quietschbunten Disco-Outfits – die Moderation des Umzugs übernahm. Und tatsächlich schlängelte sich dann über gute zwei Stunden der bunte Gaudiwurm voller stimmgewaltiger Narren, feierfreudiger Gaudinockerln und energiesprühender Spaßvögel durch die Innenstadt.

Die Kleinsten mussten auf den Bonbon-Regen ebenso wenig warten, wie die Ü-18-Besucher auf das kleine Schnäppschen – ein bisschen Spaß muss schließlich sein! Der musikalische Mix dürfte im besten Fall als kreativ vielseitig beschrieben werden, doch im Fasching braucht es schließlich Humor. So freut man sich eben über die sich überlappenden Töne aus Party-Hits, Blasmusik und Bierzelt-Ständchen. Das Publikum grinst, mitsingen wollen nur die wenigsten.

Generell scheint sich die Kälte ein wenig wie ein dämpfendes Tuch über die Zuschauer gelegt zu haben. Zweifelsohne findet man etwa Faschingsenthusiasten, in bunten Kostümen tanzen sie, feiern sie und singen sie auch mit. Doch das beliebteste Kostüm an diesem Nachmittag ist und bleibt dann doch die dicke Winterjacke, kombiniert mit Schal und Mütze. Kein Wunder, bei frostigen 0 Grad Celsius und den letzten Schneeresten vom Morgen.
Burgfunken gelingt unbeschwerter Faschingsumzug durch Neuburg
Zufrieden können die Veranstalter alle Mal sein. Mag die Stimmung auch nicht die ausgelassenste gewesen sein, so war dieser Gaudiwurm doch eine willkommene Abwechslung in Zeiten, vollgepackt mit Unsicherheit und schlechten Nachrichten. Man hätte sich sicherlich über etwas mehr tiefgründige Botschaften gefreut, die in Faschingswagen oder Kostümen hätten verarbeitet werden können. So wurden lediglich die vielen Baustellen von der Neuburger Feuerwehr aufs Korn genommen, andere politische oder gesellschaftliche Spitzen suchte man bei den Fußgruppen und Anhängern vergebens.

So entpuppte sich also dieser lang ersehnte Gaudiwurm in Neuburg als ebenso harmloser wie unbeschwerter Ausbruch der guten Laune. Jedes Alter war vertreten, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit verband den gesamten Zug mit Teilnehmern aus der ganzen Region. Und vor allem war es eine absolut friedliche und ungestörte Veranstaltung, die auch bei der Neuburger Polizei für Zufriedenheit sorgte. „Aus polizeilicher Sicht läuft alles reibungslos“, resümierte Polizeichef Heinz Rindlbacher. So dürfte es keinen Zweifel mehr geben, dass die Entscheidung der Stadt für diesen Faschingsumzug zweifelsfrei die richtige war.
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